von Kendra Mersch
Manchmal da kratzt es unter der Haut. Am liebsten wĂŒrde man diesesekelige GefĂŒhl loswerden. Will seine eigene Haut von sich schĂ€len nur, um dieses kribbeln loszuwerden.
Dieses GefĂŒhl kribbelt und windet sich. Es schleicht sich langsam in meinen Kopf und nistet sich ein. Wie eine Spinne fĂ€ngt, es langsam jeden anderen Gedanken ab bis es nur noch kribbelt.
Gefangen bin ich nun in meinem eigenen Kopf. Der Ekel hĂ€lt mich fest. Das Grauen krallt sich in meinen RĂŒcken. Ein unangenehmes GefĂŒhl nimmt mir die Luft zum Atmen.
Denn dort ist ein Fleck. Ein Fleck auf meiner Haut. Einen Fleck den nur ich sehen kann. Es ist als wĂŒrde ich die Welt in Neonfarben sehen und doch ist alles normal. Denn dieser Fleck, der ist so lange unbedeutend, bis er sich, tief in meinem Kopf, einnistet.
Es ist, als wĂŒrde ich eine Parallelwelt gleichzeitig sehen. Normal und doch kategorisiere ich direkt. Kategorisiere in dreckig und annehmbar. Alles ist normal und doch anders. Der Bus ist ein grauenvoller Ort, so viele Flecken. Ich versuche mich so festzuhalten, dass ich so wenig Dreck wie möglich mitnehme. Jede BerĂŒhrung nistet sich in mir ein.
Die Welt ist dreckig. Kontaminiert und voller Schmutz. Ich wĂŒnschte, es wĂ€re eine Metapher aber dieses GefĂŒhl in meinem Kopf zeigt mir eine andere Wahrheit. Es sieht nicht so aus. Und bei weitem ist es nicht so schlimm wie in meiner Parallelwelt. Aber diese Angst vor Dreck, sie verbindet die Augen meiner RationalitĂ€t.
Denn wenn ich etwas Fremdes anfasse, dann entsteht dort ein Fleck. Ein Fleck auf meiner Haut. Ein Fleck, der sich langsam in meinem Kopf einnistet, sodass ich am liebsten meine Haut von mir schÀlen möchte.
Doch auch das ist keine Lösung. Denn mein Innerstes kommt immer wieder in BerĂŒhrung mit Schmutz. Es ist ein Teufelskreis entstanden durch den Fluch dieses GefĂŒhls.
Ein bisschen Dreck, ein wenig Matsch, das kann auch gut sein. Das weiĂ ich. Aber dieses Wissen ist kein Mittel gegen diese dicke Spinne in meinem Kopf. Es beendet nicht das Kribbeln auf meiner Haut.
Denn die Welt ist dreckig. Und ich bin es auch. Also versuche ich den Dreck abzuwaschen, sauber zu werden. Wasche mir die HÀnde hÀufig, hÀufiger. Mehrmals am Tag wasche und wasche und wasche ich.
Wie alter Lack platzt dann meine Haut langsam auf. Risse bilden sich und Blut sickert langsam heraus. Und das GefĂŒhl istendlich fĂŒr einen kleinen Moment weg.
© Kendra Mersch 2022-08-28