Die Zeitanhalterin

Was wäre wenn…

Eines Nachts hielt ich für meine Katze, die von einem Greifvogel bedroht wurde und ich keine Chance hatte, ihr rechtzeitig zu Hilfe zu kommen, einfach an dem Ort, an dem sie gerade die Flucht vor dem übermächtigen Feind antrat, die Zeit an. STOP! Time-out! Freeze!

Dieses Stillstehen der Zeit nutzte ich, um schneller bei ihr zu sein, ihr den Vogel, der sich bereits in ihr Hinterteil zu verbeißen begann, vom Leibe zu reißen. Was wäre, wenn wir diese Fähigkeit, nicht nur im Traum, sondern auch in Echtzeit beherrschten? Wir alle? Wo würden wir uns einigen, sie anzuhalten? Bereits beim Turmbau zu Babel? Um der wachsenden Sprachverwirrung entgegenzuwirken? Noch früher?

Zugegeben Sprachverwirrungen finde ich manchmal ganz besonders lustig finde. Ich mag den Australier, der uns allen „Guten Appetits“ wünscht. Sprächen wir alle esperanto, könnte uns das nicht passieren. Das wäre ja auch schade.

Was wäre, wenn jeder für sich diese Fertigkeit zur Sicherung seines Friedens einsetzen könnte? Gar nichts Schlimmes passierte mehr. Oh wie schön! Oder oh wie schlimm?

Ein schneeweißes Blatt Papier sagte: „Rein bin ich geschaffen, rein will ich stets bleiben. Lieber will ich mich verbrennen lassen und zu weißer Asche werden, als dass ich es zuließe, dass etwas Dunkles mich berührt oder etwas Unreines mir naht!“ Der Tintentopf hörte die Worte, die das Blatt Papier sprach. Er lachte in seinem dunklen Herzen, aber er wagte es nicht, sich dem Papier zu nähern. Auch die Buntstifte hatten diese Worte gehört, und auch sie kamen dem Papier nie zu nahe. Und das schneeweiße Blatt bleib rein und unberührt – aber leer. (Khalil Gibran, der Vorbote)

Nun weiß ich nicht mehr wofür ich die Zeit in Echtzeit anhalten soll. Und wenn ich mich jeglichen Unheils annehme, was um Himmels willen tun dann die anderen? Man kann sie zwar in Beton gießen, die Zeit, doch fließt sie seitlich hindurch.

 Als Mahnmal erblickte ich sie im Vorhof zum Spielplatz. Ich höre sie ticken, ich lasse sie, ich lese sie, genieße das Jetzt und hoffe weiterhin die Herrin meiner Träume zu sein. Ich bin gespannt wie viele Tricks mir dazu noch einfallen werden. Kommt die Zeit, bringt die Zeit. Sie meint es besonders gut mit uns. Meine Blätter sind bunt! Leere Blätter rufen nach mir. Die Tinte raunt, ich führe sie.

Es wird mit dem Summerton…Zeit für dich!