Eifriges Eierkratzen

Hedwig Kromer

von Hedwig Kromer

Story
Eisenberg an der Pinka

Vom unschuldigen Vergnügen des Verzierens von Hühnereiern anlässlich des Osterfestes erzählt meine Story hier nicht. Die spezielle Technik des Eierritzens ist besonders bei slawischen Völkern, aber auch bei den Ungarn, sehr beliebt, um gefärbte Eier schön zu verzieren. Im Burgenland ist diese kunstvolle und filigrane Arbeit leider vom Aussterben bedroht. Für das Eierritzen werden zuerst ausgeblasene Eier mit besonders fester Schale (da ist das richtige Futter wichtig) intensiv gefärbt. Gut geeignet dafür ist Textilfarbe (bis 90° C). Auf die gut getrockneten Eier werden mit einem Bleistift dünne Hilfslinien aufgezeichnet. Dadurch lassen sich die Muster gleichmäßig verteilen. Dann beginnt man mit einem spitzen Messer, einem Gravierstift oder anderem geeignetem Werkzeug von einem Punkt aus Ornamente, Blüten, Herzen oder auch Sprüche zu ritzen. Zuletzt wird das Ei, damit es schön glänzt, mit Speck oder Öl eingerieben. Sodann ist ein üppig verziertes Fruchtbarkeitssymbol bereit als Geschenk Verwendung zu finden.

Tatsächlich erzähle ich hier von einer peinlichen Begebenheit: Mein Umzug nach Eisenberg war etwas überstürzt vonstattengegangen. 4 Pferde, 5 Hühner, 1 Hahn und Kater Felix waren mit mir „Hals über Kopf“ ins Südburgenland übersiedelt. Deswegen war ich froh aus dem nahegelegenen Nachbarort Heu zu bekommen. Leider hatte Lieferant B nur Ackerwiesenheu. Das enthält nur wenige aber hochgezüchtete Gräsersorten, keine Kräuter, dafür reichlichst Kunstdünger. Meine Pferde hatten mir deutlich zu verstehen gegeben, dass das für sie nicht geeignet wäre. Nur unwillig mümmelten sie daran. Also erkundigte ich mich im Ort nach einem anderen Produzenten. Kurze Lieferwege waren mir wichtig. Ich hatte Glück! Ein hiesiger Eingeborener besaß eigene Pferde und als Bauer machte er selbst Heu. Wir wurden handelseins und vereinbarten einen Termin für die erste Lieferung. Sein kleiner Traktor war von großem Vorteil. So würde er die ebenfalls kleinen Rundballen (1,20 cm ⌀, ca. 250 kg) leicht in meinen Schnupfen schaffen können.

Am vereinbarten Tag sperrte ich meine Rösser auf die Wiese hinaus und öffnete das Einfahrtstor. Tuck, Tuck, Tuck knatterte R heran, den Heuballen vorne auf der Gabel. Neben mir hielt er an, um zu besprechen, wo genau er das Heu ablegen sollte. Ein wenig schweifte das Gespräch hierhin und dorthin und dann….. Dann hatte er nichts Besseres zu tun, als eifrig seine Eier zu kratzen. Auf seinem Traktorsitz thronend war das genau auf meiner Augenhöhe! Verzweifelt bemühte ich mich so zu tun, als ob nichts Besonderes wäre, aber innerlich standen mir die Haare zu Berge.

Einige Male lieferte R mir Heuballen, die auf dem Boden gelagert gewesen waren und dementsprechend muffelten. Sowas ist für Pferde nicht nur unbrauchbar, sondern sogar gesundheitsgefährdend. Deshalb begab ich mich erneuert auf die Suche nach Wiesenheu. Mittlerweile bekomme ich gutes Heu von einer Streuobstwiese eines auswärtigen Bauern mit anständigen Manieren. Uff!

© Hedwig Kromer 2025-04-10

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Herausfordernd, Komisch
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