Ein Brief an mein inneres Kind

Liebes innere Kind,

hi Kleines, komm her. Komm in meine Arme, ich bin da. Ich halte dich, ich tröste dich und schenke dir Kraft und Zuversicht. Wie oft klopfst du an meine Tür, mit Hundeblick und bittender Stimme und flehst mich an, unserer lieben Mama noch eine Chance zu geben. Sie war doch auch lieb. Ob ich das denn nicht mehr wisse? Was wir auch für schöne Erinnerungen gehabt hätten? Wie sie manchmal lieb gewesen sei? Bittebittebitte, ich solle mir einen Ruck geben, ich solle nicht selbst die Böse sein! Ich solle sie wieder in unser Leben lassen. Mein liebes, inneres Kind, so sehr ich dich verstehe und so sehr ich dir einen Teddy aus kuschelweichem Plüsch in die Arme geben und den ganzen Kummer zu kompensieren versuchen möchte – es geht einfach nicht.

Ich gebe dir recht, mein liebes, kleines, verletztes, nach der guten Mutter – die du so sehr verdient hast! – suchendes inneres Kind. Wir bräuchten eine gute Mutter. Wir bräuchten sie beide. Wir suchen sie beide. Wir suchen immer noch. Doch wir müssen damit aufhören. Jetzt ist Schluss. Wir können nicht mehr. Und es führt zu nichts. Wir leiden, leiden und machen alle anderen glücklich – nur nicht uns selbst. Ich bleibe dabei. Mit Tränen in den Augen bleibt es bei meinem Nein. Denn auch Eltern können nicht immer ja sagen. Aber das ist keine Strafe und kein Tadel, manchmal ist das die einfache Fürsorge. Denn du bist klein und ich bin groß, ich passe auf dich auf. Ich versuche dir alles so gut ich kann zu erklären, doch manche Dinge musst du mir einfach glauben. Zu deinem eigenen Schutz. Du bist stark, sogar sehr stark, deine Sehnsucht nach einer guten Mutter ist verständlich und so enorm groß, ich weiß. Aber lass dir eins sagen, mein liebes, inneres Kind:

Du wirst niemals eine gute Mutter haben. Nie.

Es tut mir so leid. Doch es ist wichtig, dass du das verstehst. Damit wir nach vorne blicken können. Meine Kehle wird eng und Tränen kullern nun über unsere beiden Wangen. Ich nehme dich in den Arm. Ganz doll. Wir halten uns, drücken uns, sind füreinander da. WIR sind füreinander da. Denke daran. Es ist nicht deine Schuld, du bist o.k. Du bist nicht nur okay, du bist wundervoll.

Wundervoll, wunderbar, wertvoll.

Genau so, wie du bist. Mit allen Stärken und Schwächen. Bedingungslos. Lass mich deine Mama sein. Ich werde dich nicht im Stich lassen. Ich bin für dich da, mein liebes, inneres Kind. Ich weiß, dir fällt es schwer zu vertrauen. Wage es. Ich bin für dich da und ich werde immer für dich da sein. Ich werde dich nähren, deine Wunden heilen, deine Tränen trocknen. Gib mir eine Chance. Ich werde dir die Mama sein, die du so sehr brauchst und verdient hast. Ich kümmere mich um dich. Du bist nicht allein. Wir schaffen das zusammen. Du und ich. Wir sind eins und wir finden wieder zusammen.

Versprochen.