von PETRA KURZ
Spät nachts musste er nochmal auf die Toilette. Er wollte sie nicht wecken und schlüpfte ganz langsam aus dem Bett. Er wusste, dass ihr ungestörter Schlaf sehr wichtig war. Sie waren schon ein paar Jahre verheiratet, aber dennoch hatte er das Gefühl sie noch immer nicht ganz zu kennen. Sie brachte eine Tochter mit in die Ehe, die nebenan im Kinderzimmer schlief.
Vor drei Jahren legten sie sich Katzen zu. Drei wunderschöne große Main Coons. Anfangs war sie von der Idee nicht besonders angetan. Obwohl sie sehr Tierlieb wirkte, hielt sie zu Katzen, einen gewissen Abstand. Irgendwann konnte sie sich den Wünschen ihrer Tochter und ihrem Ehemann nicht mehr verwehren und willigte dem Kauf einer Katze zu. Aus einer Katze wurden schnell drei und alle schienen glücklich. Sie hatte nur eine Bedingung an den Kauf der Katzen geknüpft. Diese besagte, keine Katzen nachts im Schlafzimmer!
Alle hielten sich an diese Abmachung die bis zu dieser Nacht gut funktionierte. Die Handyleuchte zeigte ihm den Weg zur Schlafzimmertüre. Er wollte sie mit dem grellen Deckenlicht nicht wecken, so griff er zum Handy und leuchtet vor sich den Boden aus. Als er die Schlafzimmertüre einen klitzekleinen Spalt öffnete, drängte sich eine Katze zwischen seinem Fuß und der Türe hindurch und schoss ins dunkle Schlafzimmer.
Aufgebracht fuchtelte er mit dem Handylicht im Raum umher und rief nach dem Tier. Doch diese war bereits am Sprung ins Bett zu seiner Liebsten. All sein liebes Zurufen hatte nichts gebracht, denn sie schmiegte sich bereits am Bein seiner Frau. Gerade als er sich der Katze nähern wollte, um sie aus dem Bett zu befördern, blieb er wie erstarrt im Raum stehen. Seine Frau, die komplett unter einer dicken Decke eingehüllt gewesen war, bewegte sich. Langsam schlüpfte ein Bein hervor, dass wiederum blitzschnell die Katze festhielt. Dämonartige, tiefe Laute ertönten unter der Decke hervor. Die Katze winselte unter ihrem Bein, dass sich wie eine Schlange um sie wickelte. Immer wieder schaltete sich das Licht seines Handys ab und er stand im Dunkeln da. Er traute seinen Augen kaum, denn das, was er da sah, konnte es in Wirklichkeit gar nicht geben. Wie konnte sich ein Bein so schlangenartig in alle Richtungen verbiegen?
Immer wieder rief er nach der Katze und bat seine Frau von ihr abzulassen, aber das tiefe Stöhnen wurde nur noch lauter und beängstigender. Er wollte seiner Katze helfen, doch traute sich nicht in ihre Nähe. Was geschah hier? Nach mehrmaligen Zurufen und Betteln ließ sie die Katze, die sich kaum noch bewegte, endlich los und beförderte sie mit einem festen Stoß aus dem Bett. Danach verschwand ihr Bein auf die gleiche mysteriöse Art und Weise wieder unter der Bettdecke.
Was war gerade geschehen? Wieso hatte er das unwohlige Gefühl, das ein Dämon in seiner Frau gefangen war? Er erinnerte sich an ihre einzige Anweisung, nachts keine Katzen ins Schlafzimmer zu lassen! Aber gab es so etwas wie Dämonen überhaupt?
© PETRA KURZ 2022-12-21