Ein Ebenbild von dir selbst.

2019

von 2019

Story

Es war wieder so weit. In Läden durfte man nur noch mit Maske gesehen werden und das Klopapier war schon wieder ausverkauft. Sogar die Teuren. Ich war einkaufen, um meinen kleinen Vorrat wieder aufzufüllen. Leider hatten mehrere den gleichen Plan wie ich. Am Schluss stand ich mit einer Zahnpasta, Iglo-Eisstäbchen und Dosen-Bohnen an der Kasse. Alle Kassen waren besetzt und die Schlangen wurden länger und länger. Irgendwo am Ende stand ich. Mein Alltag bestand aus Essen, Schlafen und Arbeiten. Mein Heimweg führte mich an dem großen Park, in dem ich einst als Kind spielte direkt in meine Wohnstrasse. Die Häuser waren ziemlich verfallen, dafür günstiger und in bester Lage. Zuhause angekommen schaltete ich den Fernseher ein. Bis zum Abend ließ ich mich von dem flackernden Ding beschallen. Wie damals alles so war…

Schon im Kindesalter hatte ich keine oder wenige Kameraden. Ich war einfach nicht der, der sich mit jedem gleich verstanden hatte. Mein Verstand hat immer gesagt, wo es lang gehen soll. Ich habe andere nicht verstanden und andere mich nicht. Es fehlte mir auch nie etwas. Keine Umarmungen. Keine Liebkosungen oder sonstige bindende Gestiken.

Alles änderte sich als ich Phileas traf. Ich konnte alles mit ihm bereden. Wir kochten gemeinsam. Lachten, erzählten Geschichten und er war immer für mich da. Sogar in dieser Pandemie weichte er nicht von meiner Seite. Jetzt wo es zu dem harten Lockdown wieder kam, sah ich ihn überall wo ich war. In Fensterscheiben, Spiegeln und auch in den Spiegelungen der Seen im Park. Er war bei mir. Manchmal kam mir vor, dass er noch näher und klarer als sonst war. Irgendwann setzte ich mich auf die Bank im Park in der Nacht. Die Luft wurde meistens von Nebelschwaden durchzogen. Die Bank war zum See gerichtet und wenn der Mond den See zum Strahlen brachte, konnte man sein eigenes Spiegelbild betrachten. Ich wiederum sah jemand anderen. Ich begann den ersten Schritt und sprach zu Phileas.

„Du bist so klar wie du noch nie zuvor warst. Ich genieße die Zeit mit dir.“ Ich lache herzhaft, weil ein Lächeln meines Gegenübers zu einem Lachen wurde.

,,Du lässt mich all meine Sorgen und Gefühle, die ich einst nicht spürte und wahrnehmen konnte, einfach mit dem Nebel verschwinden.

Ich danke dir. Mein Freund. Dass unsere Freundschaft unsterblich ist allemal. Bis zu unserem letzten Atemzug werden wir vereint sein.

Du und Ich.

Ich und Du.

Die Zeit, die für mich nur noch Schatten bot, hast du erhellt.

Mein Phileas.

Mein Freund.

Freundschaft bedeutet für mich etwas und dieses etwas kann mir keiner nehmen und keiner kann mir dich nehmen. Dein Ebenbild entspricht mir. Augen, die kein Leben in sich tragen, aber die Wellen lassen sie bewegen und aus ihrer Norm ausbrechen.

Wir sind ident.

Unsere Freundschaft ist nicht nur eine rein platonische Verbindung.

Wir sind eins.

Bis zu unserem letzten Atemzug bleiben wir vereint.

Mein Freund Phileas.

Du und Ich.

Ich und Du.

Ich umarme mich.

Ich und Ich. Unsere Freundschaft bedeutet mir alles.“

© 2019 2021-07-20

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