Ein Freund in Memphis

Franz Kellner

von Franz Kellner

Story

Von 1983 – 1988 half ich in den USA in eine NGO bei sozialen Projekten.Es war für mich eine schöne, erfüllte und aufregende Zeit. Für 2 Jahre lebte ich in Memphis. Ich hatte mehrere, sehr liebe Freunde aus verschiedenen Kulturen, Afro-Amerikaner, Inder, Japaner, weiße Amerikaner. Ich war und bin immer der Überzeugung, dass Freundschaft farbenblind ist.

Meine Geschichte begann in der Innenstadt Memphis.Ich ging mit einer japanischen Kollegin Namens Emiko spazieren und wir sahen, wie sich eine ältere Frau bemühte einen Mann im Rollstuhl in einen dafür vorbereiteten Kleinbus hinaufzuschieben.Emiko und ich schoben mit und die Frau war dankbar und glücklich. Wir wurden gefragt, was wir in Memphis machen und überraschend schnell entstand eine herzliche Verbindung. Wir trafen uns nun öfters privat. Er war Rechtsanwalt, hieß Michael und seine Mutter fuhr ihn jeden Wochentag ins Büro.

Kurze Zeit später wurde ich von einem betrunkenem Autofahrer angefahren und wachte mit leichter Kopfverletzung, Hüftprellung und Handgelenkbruch in einem Einzelzimmer mit TV in einem Spital auf.Die Betreuung war sehr freundlich und erstklassig. Als ich entlassen wurde, erhielt ich die Rechnung dafür. Rund 3.300,00 US-Dollar. Eine Überraschung für mich. Der Autofahrer war zwar festgenommen worden, aber als ich aus dem Spital kam, war er bereits verschwunden. Neue Adresse unbekannt. Das Auto war übrigens von einem Freund geliehen gewesen.

Ich besuchte Michael und als guter Anwalt wusste er sofort Rat. Er ermittelte den Inhaber des Fahrzeuges, dessen Versicherung und diese zahlte die gesamte Rechnung. Michael lehnte jede Belohnung, für seine Hilfe, von mir ab. Er war glücklich mit seiner Mutter im Hause meiner Freunde, wo ich auch wohnte, zu einem Mittagessen eingeladen zu werden. Seine Mutter freute sich über einen Strauß Rosen.

Trotz seines Schicksals im Rollstuhl war Michael ein positiver und gläubiger Mensch.

Als ich ihn einmal zu Hause besuchte, sah er gerade im TV eine Wrestling Show an. Er lachte darüber und sagte „ist alles nur Show”.

Ich dankte dem Schicksal für diese wunderbare Fügung und dem Treffen mit solchen herzlichen Menschen.

© Franz Kellner 2020-09-26

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