Ein Geburtstag ohne speiben ist kein Geburtstag

Bei der Generation Y ist fortgehen nur erfolgreich, wenn man so viel Alkohol konsumiert, sodass man daraufhin speibt. Das in den Rausch investierte Geld wird mehr oder weniger zum Fenster hinausgeworfen. Ich gehöre zu dieser Generation, kann mich aber mit dem Motto nicht identifizieren. Ich trinke für gewöhnlich keinen Alkohol. Meine Freunde haben schon oft versucht mich dazu zu drängen, jedoch bin ich sehr standhaft, was dieses Thema betrifft. Ich bin der Meinung, dass die Erfolgsquote des Abends nicht von meinem Alkoholspiegel abhängig ist. Wenn ich Durst habe, dann trinke ich Wasser, oder etwas was mir schmeckt. Alkohol finde ich grauslich.

Natürlich stört es mich absolut nicht, wenn jemand anderer etwas trink oder sogar über den Durst trinkt. Als ich mich in meinen Freund verliebte, hatte er sogar über den Durst getrunken – aber dies ist eine andere Geschichte.

Zu meinem Geburtstag feiere ich immer im riesigen Garten meines Vaters. Diesen Anlass nutze ich, um all meine Freunde zum Grillen einzuladen und einmal spendabel zu sein. Auch dieses Jahr.

Ein Freund sagte mir am Tag der Feier ab und fügte im Postskriptum hinzu: “Sauf die hald ned wie immer ganz oag an bei deiner Feier”. Ich bin keine Versteherin des Sarkasmus, aber das habe sogar ich verstanden.

Für meine Gäste gab es Bier und Wein. Für mich gab es Cola und Mineralwasser. Der Abend war so nett, da hätte niemand Alkohol gebraucht.

Wo es dunkel geworden ist, bereitete mein Vater das Lagerfeuer vor, um Würstel am Stecken grillen zu können. Meine Schwester und ich richteten alles her und langsam wurde ein Kreis um das Feuer gebildet. Ich bin kein geduldiger Mensch, deswegen ist Würstel über dem Feuer grillen eine Qual für mich. Dieses Jahr, anlässlich zu meinem Geburtstag, wollte ich die perfekte Wurst grillen. Minutenlang hielt ich sie in perfekter Position über der Glut. Man konnte sogar sehen, wie das Fett aus der Wurst in das Feuer tropfte. Jeder war neidisch auf meinen gleichmäßig gegrillten Knacker.

Der restliche Abend verlief sehr gemütlich. Mein Freund und ich machten uns auf ins Bett zu gehen. Ich schlief von dem schönen aber anstrengenden Tag sofort ein. Gegen halb 3 in der Nacht weckte mich ein komisches Gefühl im Bauch. Mir war speiübel! Wie konnte das passieren? Ich habe ja gar nichts getrunken. Auf einmal kam etwas hoch. Ich lief zum Klo und entleerte meinen perfekt gebratenen Knacker. Ich merkte, dass plötzlich wer hinter mir stand und meinen Rücken streichelte. Es war mein Freund. Scheinbar hatten wir an diesem Abend die Rollen getauscht. Normalerweise bin ich diejenige, welche auf der anderen Seite der Kloschüssel steht und seinen Rücken streichelt.

Da ich in dieser Woche zufällig bei meinem Hausarzt war, fragte ich ihn, was das Übergeben ausgelöst hat. Er meinte, dass ich scheinbar eine Histaminunverträglichkeit habe und geräucherter Knacker das Todesurteil dabei wäre.

Hätte ich bloß die SMS von der Geburtstagsabsage ernst genommen!