von Klaus Rafenstein
Weisses Rössel am Wolfgangsee und Peter Alexander als Oberkellner Leopold. Ein Schloß am Wörthersee und Roy Black als Hotelerbe Lenny Berger.
2 Plätze die magisch für mich sind. 2 Schauspieler die diesen Plätzen ewige Magie verleibt haben.
Dieses Wochenende ist das Schloßhotel Velden dran, seinen Mythos live erleben.
Ich glaube, nicht viele Hotelgäste denken beim Bewohnen der altehrwürdigen Gemäuer an diese heiter-illustre und vor plumpen Humor strotzende Serie der 90er-Jahre. Wir schon, sehr viel sogar! Wir zerpflücken Szenen und fügen die losen Puzzle-Stücke in unserem Kopf zusammen, wie die Drehorte von damals mit der heutigen Architektur zusammenpassen. Als wir den jungen Rezeptionisten fragen, ob wir Lenny Berger sprechen können, ernten wir ein charmantes und wissendes Lächeln.
Doch nun wird’s ernst. Als wir auf der Schoßterrasse fürstlich frühstücken, steigt der Urvater dieses Mythos die Hoteltreppe empor. Der Dirigent hinter dem Vorhang sämtlicher hippen und auch weniger hippen Kärntner Produktionen, der zu Fleisch gewordene Wörthersee: Otto R.
Wie einen liebgewonnen Freund, den ich lange nicht mehr gesehen habe, winkt ein Impuls in mir Otto herbei mit der Einladung, das Frühstück mit uns gemeinsam zu zelebrieren. Gesagt getan. Er bestellt Kaffee und wir plaudern drauf los.
Die nächste Stunde wird zum galaktischen Endorphin-Feuerwerk. Wir hängen neugierig an seinen weisen Lippen, als er uns erzählt von den 4 harten Krisen-Jahren mit Roy, und als er ihn dann als Hauptdarsteller vorgeschlagen hat. Zuerst erntete er verständnislose Blicke, doch als die Serie zum Knaller und damit Roy’s Rennaisance eingeläutet wurde, verwandelten sich die Blicke in zufriedene und erleichterte.
Wir erfahren auch, dass Otto hinter „Klinik unter Palmen“ und einigen Folgen des „Traumschiff’s“ steckt. Am meisten amüsiert uns aber die Geschichte, als er beim „Traumhotel“-Dreh auf den Malediven auf das Schlüpfen der Wasserschildkröten-Babys wartet, weil sie die kleinen Krabbler unbedingt für eine Szene brauchten. „Straflager“ nennt er die Zeit, als es täglich um 18h dunkel wurde, um 19h sämtliche Liebespaare in ihren Bungalows verschwunden waren und er mit seinem Architekt und einem Gin Tonic in der Hand in die schwarze Luft schaute. 7 Wochen lang, bis sie endlich geschlüpft waren die Babys. Übrigens ausgebrütet von Hühnern, da die Eier von weit her gebracht wurden. Auf die Frage, ob die Hühner nach dem Schlüpfen des Nachwuchs Therapie brauchten, weiß er keine Antwort.
Auf die Frage, was seiner Meinung nach der größte Fehler war, als sie damals das Schloß Velden umgebaut haben, schießt die Antwort hingegen nahezu aus ihm heraus: „Dass sie mich nicht gefragt haben!“
Wir amüsieren uns köstlichst. Das Frühstück geht zu Ende, doch die Magie schwingt nach. Wunderbare Begegnung mit einem wunderbaren Menschen. Ich hätte noch Tage lauschen können.
© Klaus Rafenstein 2020-06-14