Zärtlich streichelt er ihr übers Gesicht: „Ich liebe dich so sehr!“ „Ich liebe dich auch“, erwidert sie und sie sehen sich zärtlich an. In dem Moment erregt etwas ihre Aufmerksamkeit. Sie späht über seine Schulter hinweg, wo sie einen jungen Mann erblickt, der zu ihnen hinübersieht. In seinem Gesichtsausdruck liegt Freude, doch schimmert darin ebenfalls ein wenig Traurigkeit. Jens, der gemerkt hat, dass ihre Aufmerksamkeit auf etwas am Strand gerichtet ist, dreht sich um und erblickt Pedro, der nun zu ihnen herüberkommt. „Hi“, ruft Melina sogleich, läuft zu ihm hin und umarmt ihn. „Hola“, antwortet er und drückt sie. Eifersucht keimt in Jens auf und er ist verunsichert. Wo hat sie diesen Typen auf einmal her? Und warum sieht er so unverschämt gut aus? Bei ihnen angekommen, reicht Pedro ihm die Hand. „Hi, ich bin Pedro.“ stellt er sich mit starkem spanischen Akzent vor. „Hi, ich bin Jens.“ Und verunsichert blickt Jens nun zu Melina, die zwischen den beiden steht. „Schön, dass du hier bist.“ strahlt sie Pedro an. „Möchtest du mit uns schwimmen?“ Pedro lächelt. „Nein, nein. Genießt die Zeit, die ihr miteinander habt. Ich wollte nur schnell ›Hallo‹ sagen, nachdem ich euch gesehen habe.“ Schon setzt er an sich umzudrehen und wieder fortzugehen. „Okay, schade. Ich wünsche dir noch einen tollen Tag.“ antwortet Melina. „Danke, den wünsche ich euch auch.“ Und dann geht Pedro Richtung Hotel und Melina zurück ins Wasser. Jens bleibt für einen Moment unschlüssig stehen. Er überlegt wie er seine Gedanken ansprechen kann, ohne dass es wieder Streit gibt. „Schatz, alles gut?““ erkundigt sich da Melina. Langsam tritt er näher ans Wasser heran. „Ja … ähm … netter Typ, woher kennst du ihn?“ Immer noch mit einem Lächeln im Gesicht antwortet Melina:“Ich habe ihn gestern hier an der Bar kennengelernt. Wir sind ins Gespräch gekommen und waren später noch ein bisschen zusammen spazieren. Haben uns lange unterhalten und uns abends den Sonnenuntergang und den Sternenhimmel zusammen angesehen.“ Jetzt muss Jens schlucken. So hatte es damals mit ihnen angefangen. Irgendwann war ihnen während dieser wunderschönen gemeinsamen Erlebnisse klar geworden, dass sie sich ineinander verliebt hatten. Was, wenn sie sich nun in Pedro verliebt hatte? Verübeln würde er es ihr nicht, so wie er in den letzten Wochen war. Sämtliche Lebensfreude hatte er ihr genommen und es ist deutlich zu sehen, dass Pedro sie zum Strahlen bringt und ihr diese Lebensfreude wieder gegeben hat. Dazu sieht er gut aus und gehört eindeutig zu der Sorte der netten Männer. Zwar ist Jens auch sehr zufrieden mit seinen dunkelbraunen Haaren und den hellblauen Augen, doch neben Pedro ist er ganz eindeutig blass. Langsam geht er wieder zu Melina ins Wasser. „Ich habe ehrlich gesagt etwas Angst.“ gibt er zu. „Angst, du könntest dich in ihn verliebt haben. Ich war so ein Arsch in den letzten Wochen und habe dir so viel genommen. Und man sieht, dass Pedro dich glücklich macht. Er scheint auch ein echt netter Kerl zu sein. Und er sieht verdammt gut aus.“ Jens sieht Melina an, die zunächst nicht antwortet. Was wohl gerade in ihr vorgeht, fragt er sich. Da schaut sie hoch. Sieht ihm in die Augen. Traurigkeit im Blick.
© Michaela Wirbelwind 2025-03-01