Eine Nacht unterm Sternenzelt

kris-traveller

von kris-traveller

Story

Stundenlang sitzen wir am Lagerfeuer. Ein älteres deutsches Ehepaar, zwei nette Italienerinnen, mein Freund und ich und unser Geschichtenerzähler. Obaid – ein Beduine und Geschäftsmann.

Wir sind im Wahiba Sands Rustic Camp, einem einfachen Beduinen-Zeltcamp mitten in der Wüste im Oman. Wir lauschen den Märchen aus 1.001 Nacht und den Erzählungen von den Wanderungen der Beduinen durch die Wüste. In den letzten Jahren hat sich auch hier sehr viel verändert. Obaid hat nun ein Haus in einer kleinen Stadt, einen Jeep, ein Handy und viele Kamele. Trotzdem ist er am liebsten mit Touristen im Camp in seiner Wüste.

Es gibt ein authentisches Beduinen-Buffet im Gemeinschaftszelt. Verschiedene Salate, Fleisch vom Grill und als Nachspeise eine Art Kamelmilchpudding. Wir „müssen“ uns in einheimische Tracht verkleiden und tanzen mit unserem Gastgeber zu Beduinen-Klängen.

Weit nach Mitternacht ersticken wir das Feuer unter einer Schicht Wüstensand. In unserem spartanischen Zelt stehen nur zwei Klappbetten. Es ist so heiß und stickig, im Zelt können wir unmöglich schlafen. Kurzerhand nehmen wir unsere Klappbetten und stellen sie ins Freie. Draußen weht ein leichter Wind, unser Blick schweift über den unglaublichen Nachthimmel. Sterne, die Milchstraße, eine Sternschnuppe. Es gibt kaum mehr Romantik.

Irgendwann dösen wir ein. Unter dem Sternenzelt träumen wir von diesem wunderschönen Land. Den freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Unserer Fahrt in einem Geländewagen durch die Sandwüste. Der Besteigung einer hohen Sanddüne. Sonnenuntergangsstimmung in einer Landschaft aus fantastischen rötlichen und goldgelben Dünen. Dem Stopp bei einer Kamelfarm. Wir durften die Kamele füttern und die Jungtiere streicheln. Ich schrecke auf … habe starke Bauchkrämpfe. Wo war nochmal die Toilette? Ich laufe zur Blech-Latrine neben den Zelten. Durchfall in der Wüste! Kein fließendes Wasser. Der Vollmond steigt über die Dünen in den Nachthimmel. Eine einmalige Szenerie. Der Durchfall wird schlimmer. Magische Stille in der Wüstennacht. Laute Durchfall-Explosionen. Ich sitze bis zur Morgendämmerung.

Zum Sonnenaufgang steigen wir wieder auf die höchste Düne und blicken über das unendliche Meer aus Sand. Vor dem Frühstück dürfen wir noch die Ziegen melken. Die Hände wäscht man in der Wüste mit Sand.

Die nächsten Tage reisen wir durch den Oman. Wir beobachten Meeresschildkröten bei der Eiablage, spazieren entlang von Bewässerungkanälen in ausgetrocknete Wadi-Flusstäler, baden und schwimmen in idyllischen Oasenpools und wandern durch den „Grand Canyon Arabiens“. Die Landschaften sind spektakulär und die alten Lehmsiedlungen und die Festungen in den Königsstädten beeindruckend.

Zum Abschluss verbringen wir noch ein paar erholsame Tage in einem Strandresort in Salalah im Süden des Landes. Der Tourismus-Werbeslogan stimmt: Entdeckt den geheimnisvollen Oman – ein Land zwischen Märchen und Moderne. “Inshallah!“

© kris-traveller 2021-03-06

Hashtags