Eine Tüte Unsinn

Liebes Tagebuch!

Mathilda hat wieder georzt, ich habe es genau gesehen! Und wie sie dann über den Tellerrand geihlert hat – als könne sie kein Wässerchen trüben! Ich bin sofort aufgesprungen und zu Papa gerannt, der dann natürlich sogleich in die Küche gekrätscht kam.

„Mathilda“, polterte er, „du sollst nicht orzen wider deinen Nächsten!“ Liebes Tagebuch, du musst wissen, dass mir das Ganze ja ein inneres Blumenpflücken war, dass Mathilda beim Orzen erwischt worden war und ihr nun die Leviten gelesen wurden.

„Wer orzt“, sagte Papa, „der schubst auch kleine Russen ins Wasser!“ Wir wurden von meinem Opa unterbrochen, der durch die Terrassentür gestolpert kam.

„Sohn“, begann er, „hast du noch Bibbusse für die Mupfel?“ Blut lief an seinem linken Arm hinab und tropfte auf den Fußboden, aber es schien ihn nicht zu stören.

„Nein“, erwiderte Papa, „aber ich habe noch Benökel für die Eumel.“ Opa meinte, damit könne er nichts anfangen. Keiner schien sich nunmehr für die orzende Mathilda zu interessieren und während ich mit Blicken versuchte, das kleine Bisschen Restmittagessen in ihren Mund zu befördern, erzählte Opa Papa von seinem großartigen Plan.

„Mensch“, meinte Papa, „damit hättest du ja zwei Fliegen mit drei Klappen geschlagen!“ Beide waren begeistert und verschwanden nach draußen.

Und, liebes Tagebuch, weißt du, was aus der orzenden Mathilda wurde? Sie kippte ihr Georztes in den Biomülleimer, aber es passte nicht ganz, weswegen sie damit begann, es so hineinzuwurschteln, dass das Plastik an einer Ecke riss.

„Victoria“, rief sie panisch, „ich kriege es nicht ganz hineingewurschtelt!“

„Hör‘ doch auf“, entgegnete ich, „dein Georztes in einen verhunzten Biomülleimer hineinwurschteln zu wollen!“ Mathilda schwieg, aber dafür machte der Biomülleimer auf einmal ganz komische Geräusche und begann zudem damit, sich aufzublähen.

„Victoria“, rief Mathilda erneut panisch, „ich glaube, uns wird gleich der verhunzte Biomülleimer um die Ohren fliegen!“

Kaum hatte sie das gesagt – und liebes Tagebuch, du wirst es nicht glauben! – flog uns Mathildas Georztes auch schon um die Ohren. Mathilda ihlerte vorsichtig über meine Schulter, hinter der sie sich versteckt hatte.

„Hoppala“, sagte sie.

„Mhh“, kommentierte ich und zog das ‚mhh‘ dabei so in die Länge, dass man es dreimal um die Erde hätte wickeln können, während ich langsam den Kopf zu Mathilda herumdrehte. Als ich die 180-Gradmarke erreicht hatte und wie ein Uhu in der Küche stand, konnte sie das Georzte sehen, das mir über die Wange lief.

„Hoppala“, sagte Mathilda.

„Gelle”, erwiderte ich sarkastisch.