Erwachsenen-Spielplatz

Isabel Jahn

von Isabel Jahn

Story

Wir sind mit den Rollern unterwegs und finden einen Spielplatz mit Schiff und Rutsche. Nach einer Weile erkunden wir die Gegend und stoßen in unmittelbarer Nähe auf einen hübsch angelegten Platz mit einem großen Stein, der jedes Kind nahezu einlädt, darauf zu klettern. Es gibt unterschiedlich hohe Holzstämme zum Balancieren. Die findet mein Kind natürlich klasse und freut sich, dass sie das fast alleine schafft. Dann gibt’s noch eine Art Wippe auf der wir gemeinsam hin und her schwingen. Eine ältere Dame, sportlich gekleidet und recht fit, kommt mit ihrem Radl und turnt auf den Holzstämmen entlang. Dort befinden sich links und rechts 2 Stangen zum Festhalten. Sie schwingt ihre Beine abwechselnd hin und her. Vermutlich Aufwärmübungen. “Die Oma kann das auch!”, sagt die Kleine. Zwar nicht übermäßig laut, aber ich denke, es ist trotzdem gut zu hören. Ich erkläre ihr, dass sie die Frau nicht als Oma bezeichnen soll und hoffe insgeheim, dass die Dame etwas Humor in sich trägt. Mein Kind beobachtet sie weiterhin interessiert und stellt mir noch mehr Fragen zu der “Oma”. Ich gebe es auf, sie zu korrigieren. Die Frau zeigt keine Regung. Ich weiß nicht, ob sie es hört oder ignoriert. Auf einem anderen Gerät kann man sich drauf stellen und mit der Hüfte hin und her schwingen. Zwei Jugendliche toben sich übermütig daran aus. Richtig cool ist der Stepper. Die ältere Dame nutzt ihn seit einer Weile. Mein Kind beobachtet das mit erhöhter Aufmerksamkeit. Um uns herum sitzen Familien auf Decken, dessen Kinder sich insbesondere für die Wippe und den Felsen interessieren. Aber grundsätzlich ist nicht viel los und wir sind zeitweise alleine mit der Dame. Der Stepper wird frei und die Kleine will unbedingt hin. Ich stelle sie drauf und mit meiner Hilfe klappt das ganz gut. Eine andere ältere Frau beobachtet uns und redet meinem Kind gut zu: “Das klappt ja schon wie bei den Großen!” Dann gibt’s noch ein Fahrrad. Da will sie auch drauf. Sie ist happy. Wir sind die ganze Zeit friedlich, rücksichtsvoll und stehen niemandem im Weg. Nun kommt die andere ältere Dame, die von meinem Kind (ohne böse Absicht) als Oma bezeichnet wurde, auf uns zu. Ich lächle sie an, weil ich positiv gestimmt bin. Aber das nützt nix. “Ich finde das nicht gut, was sie da mit ihrem Kind machen. Das ist ein Spielplatz für Erwachsene. Es gibt nur den einen und überall sind ‚DIESE‘ Kinder.“ Sie wedelt mit den Armen und sagt nochmal betont: „ÜBERALL! DIE haben genug eigene Spielplätze.“ Sie war sehr emotional und ihr standen beinahe die Tränen in den Augen. “Entschuldigen Sie bitte! Ich will Ihnen hier nichts weg nehmen“, sage ich. Da war ich doch etwas überrumpelt. Mir war nicht klar, dass das so schlimm ist. Kinder sind da wohl etwas offener den Erwachsenen gegenüber. Ich war schon wirklich oft auf “Kinder-Spielplätzen.“ Da hat mich bisher noch kein Kind ermahnt, weil ich auf Wunsch meiner Tochter, mit ihr zusammen die Rutsche benutzt habe. Ist schließlich für Kinder und nicht für Erwachsene.

© Isabel Jahn 2021-03-31

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