von Gabriele Leeb
Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit….
Da hatte er diese lange Freundschaft mit dieser wundervollen Frau. Er liebte die kurzen Gespräche mit ihr, ihre Leidenschaft und ihre Intelligenz. Sie war so ganz anders, als die anderen Frauen und sie wirkte unfassbar jung auf ihn, obwohl sie schon Ende sechzig war.
Wie lachte sein Herz, wenn sie sich wieder einmal trafen und seine Augen leuchteten. In ihrer Gegenwart sprühte er vor Lebendigkeit und die Anziehungskraft war stark. Er musste sich zurückhalten, sonst hätte er sie ständig berührt. Jedoch er konnte seiner Bewunderung keinen Ausdruck verleihen, wollte sich nicht eingestehen, dass er Gefühle für sie hatte, die mehr als freundschaftlich waren. Sie hatte ihm unverblümt gestanden, dass sie auf ihn stand und er zog sich zurück, verletzte sie mit seinem Handeln und seiner Kälte. Sie wartete auf eine Erklärung, eine Entschuldigung von ihm, aber er konnte nicht über seinen Schatten springen und er schwieg. Er tat einfach so, als sei alles in Ordnung. Sie entfernte sich emotional von ihm und er ignorierte es. Sie ging ihm so gut es ging aus dem Weg und kommunizierte nur mehr sehr wenig mit ihm und dann vor allem beruflich. Er fühlte sich noch immer zu ihr hingezogen, doch sie fühlte sich nicht respektiert von ihm und war noch verletzt.
Es war einmal eine lange Freundschaft zwischen ihm und ihr und er wollte, dass diese ewig bestehen sollte und dass es keine Missverständnisse geben sollte zwischen ihnen und hat sie doch selbst zerstört. Er bringt das „Es tut mir leid“ nicht über seine Lippen und redet sich ein, es ist gut so wie es ist. Er scheut eine direkte Begegnung mit ihr, er schaut immer, dass sie nicht alleine sind, dass er nicht in Versuchung kommt. Doch manches Mal in der Nacht, da denkt er an sie, da wünscht er sich, er läge in ihren Armen und könnte ihr sagen, dass er sie ein bisschen mehr mag, dass er Sehnsucht hat und dass ihm ihre Freundschaft fehlt.
Aber das Leben ist kein Märchen und er ist kein Held und nicht mutig genug, noch einmal eine Beziehung einzugehen. Er liebt seine Freiheit und ein gebranntes Kind scheut das Feuer und er kann sich nicht durchringen, den ersten Schritt auf sie zuzugehen, obwohl es da ein paar Schmetterlinge gibt in seinem Bauch, die ab und zu ganz heftig flattern. Mit der Zeit werden sie sich schon beruhigen. Hoffentlich?!
Foto: Pinterest/Brigitte Bergermann
© Gabriele Leeb 2025-03-31