von mara
Ich feiere Geburtstag — Überraschung! Liebe Verwandte laden mich zu einem Konzert nach Scharnstein, einer Gemeinde im Salzkammergut, ein. Bad Ischl ist mit Gemeinden im Salzkammergut Kulturhauptstadt 2024.
H. schreibt: Wir treffen uns vorher zu einer kräftigenden Jause, damit wir die Strapazen des Konzerts sicher überstehen. So gestärkt besuchen wir das Konzert des Quintetts der Mitglieder der Wiener Philharmoniker — so kompliziert lautet der Titel — in der Landesmusikschule Scharnstein. Am Programm steht zuerst ein Streichquartett von W.A.Mozart. Ein angenehm liebliches, entspannend zu hörendes typisch Mozart Musikstück. Ich wundere mich, dass das Streichquintett von Anton Bruckner erst nach der Pause gespielt wird, ist doch Bruckner nach meiner Meinung viel schwerer anzuhören als Mozart. Bruckner hat dieses Kammermusikwerk als Auftragsarbeit für den Wiener Dirigenten Hellmesberger geschrieben. Heuer wird das 200 Jahre Bruckner Gedenkjahr gefeiert, ein gebürtiger Oberösterreicher. Ich höre den verschiedenen Musiksätzen zu und stelle mir Farben vor, von hellen zarten bis zu dunklen kräftigen, vor allem kräftige. Ich habe von Musikern gehört, die sich ihre Musik in Farben vorstellen oder die Musik in Farben sehen. Als Zugabe gibt es noch ein berührendes Stück von Puccini, das den Abend wunderbar ausklingen lässt.
Schon am nächsten Tag sind wir wieder in Sachen Kultur unterwegs. Wege zu Bruckner nennt sich die Musikveranstaltung in der alten gotischen Kirche in Marchtrenk. Die Vorstellung ist ausverkauft, wir bekommen noch Plätze auf der Empore. Stehen oder sitzen? Stehen heißt doch sich die Beine in den Bauch stehen, also doch lieber sitzen und nur hören. Meine Vorstellung von diesem Abend war eine Einführung zu seinem Werk zu hören, die sich schließlich in einer Sinfonie steigert. Doch über Musikvorgänger wurde die Entwicklung zu Bruckner gezeigt. Die Sinfonie in G—Dur von Mozart hörten wir in einer Bearbeitung von Johann M. Haydn. Es war also damals schon üblich, dass Musiker Werke anderer überarbeiteten. Besonders merkwürdig und zum Schmunzeln fand ich, dass Mozart auf einer Konzertreise in Oberösterreich ein Stück von Ignaz Seyfried übernahm und dafür nur eine eigene Einleitung schrieb, angeblich, weil er sonst zu wenig neue Werke dabei hatte.
Nach einer gemütlichen Pause im Freien gab es das Deutsche Hochamt für Stadt—und Landkirchen von Haydn. Das war mir sehr wohlbekannt, hatte ich es doch in meiner Jugend in meinem Heimatort beim Kirchenchor mitgesungen. Haydn komponierte diese Messe, für die damalige Zeit ungewöhnlich, in Deutsch. Bis weit ins 20. Jhdt. wurden die Messen ja in Latein abgehalten. Anschließend kamen Werke von Johann B. Weiß zu Gehör, ein Komponist, mit dem Bruckner befreundet war. So näherten wir uns also Bruckner an. Pange Lingualin C—Dur schrieb er im Alter von 11 Jahren, ein Kirchenmusikwerk. Auch die anderen Werke, die wir zu hören bekamen, wie Tantum ergo, Choral für Orgel,.,.waren typische Kirchenmusik, wie sie damals üblich war. Ich warte also noch auf eine Aufführung mit Sinfonie.
Den Konzertabschluss bildete von J.B. Weiß die Himmelskönigin in C—Dur. Gewaltige, erhebende, hochschwingende Klänge, die uns in Hochstimmung versetzten.
© mara 2024-04-30