von Barbara Prinz
Beide wĂ€hlten wir den KĂŒchentisch als Schreib- und Arbeitsplatz. Zu meiner Freude hatte ich DICH im Blickfeld. Das kam mir gerade recht, fĂŒr einen kleinen Flirt. Wie damals, als wir uns kennen lernten.
Wir saĂen im CafĂ©. Redeten ĂŒber unsere Alltags- und Arbeitswelt, wir teilten einander lustige Momente mit unseren Kindern mit, gleichzeitig wollten wir gar nicht so viel sprechen. Lieber NĂ€he genieĂen. Ich mochte diese Anfangszeit mit Dir, kostbar, in Deinen fröhlich, funkelnden Augen zu versinken. Vor allem zog mich dein Lachen an. Das war wie ein Bonbon mit Glitzer drauf.
Am KĂŒchentisch, Dir gegenĂŒber sitzend, beobachtete ich, wie Deine lebhaften, blau-grauen Augen ĂŒber das Display huschten. Du klopftest in die Tastatur. Ich stellte mir vor, dass Du eine Bestellung oder einen GeschĂ€ftsbrief beantworten wĂŒrdest. Vielleicht lag ich beim Raten völlig daneben. Möglicherweise entstand gerade Deine erste Geschichte fĂŒr Story.one?
Ich lĂ€chelte Dir, ĂŒber unsere Bildschirme hinweg, zu. Im Zustand höchster Konzentration warst Du völlig in Dein Tun vertieft. Du nahmst mich kaum wahr. Deine neue Brille schenkte Dir ein völlig anderes, interessanteres Aussehen, bemerkte ich. War ich drauf und dran, mich neu zu verlieben?
Mich faszinierte dein Mienenspiel. Ich konnte nicht anders, himmelte Dich an. Flirten verlernte ich nie.
Wie kam ich dazu Dich zu studieren? Seit wann setzte ich mich mit Mimik und Gestik auseinander?
Das geschah sicherlich unbewusst und automatisch. Ich ĂŒbte mich darin, meine Wahrnehmung zu schĂ€rfen.
Aufmerksam hing ich -als Kind – am Gesicht meiner Schwester, als wir âLippenlesenâ spielten. Wenn ich erriet, was sie âsagteâ, bekam ich eine kleine Bensdorp-Schokolade geschenkt.
SpĂ€ter kam mir dieses Können in der Hobby-Fotografie zugute. Wenn die Stimmung bei âmeinen und seinenâ Kindern kippte, wenn sie genug vom âStillhaltenâ hatten, wusste ich es sofort. Ich brauchte nur in ihre Augen schauen.
Laut Forschung gab es ĂŒber 3000 Varianten, sich ĂŒber Mimik auszudrĂŒcken. Wow! Meine Chance! Flirten? Aber richtig!
Ich schmunzelte ĂŒber Deine lebhaften GesichtsausdrĂŒcke. Jetzt hattest Du entdeckt, dass ich Dich frech anstarrte. Jetzt versuchtest DU – mich aus der Reserve zu locken. Ich lachte los. Es sah zu lustig aus. Dann spieltest Du Mr. Pokerface. Das war spannender. Du schafftest es, minutenlang nicht mit der Wimper zu zucken. Dies war mir unmöglich, ich war wie ein offenes Buch.
Am liebsten mochte ich das Augenbrauen hochziehen, deine unglĂ€ubigen Blicke bei freudigen Ereignissen. Ich verliebte mich in die FĂ€ltchen um Mund und Augen, die sich mitten im Ăberraschungsmoment krĂ€uselten. Deine Emotionen, welche sich aus den Tiefen deines Körpers an die OberflĂ€che bahnten. Ein unterdrĂŒcktes Kichern nur, dann eine Mischung aus âFassung bewahrenâ und befreitem Lachen.
Zu meiner Freude hattest Du nun MICH im Visier Mich traf Dein Blick, mir ging mein Herz auf, genauso ging es: Flirten, aber richtig!
© Barbara Prinz 2020-01-31