von Walter Weinberg
Ende des 17. Jh. wütete in Wien die Pest, vor der Kaiser Leopold hastig flüchtete! Sofort nach seiner Rückkehr plante der Kaiser, weil die Pest glimpflich vorübergegangen war, eine Pestsäule zu errichten. Die 2. Belagerung der Türken verzögerte die Realisierung und jagte dem Kaiser abermals große Angst ein, weshalb er wieder aus Wien flüchtete! Der Kaiser hielt zuerst Hof im bayrischen Passau, wo er die katholische Liga ins Leben rief, die zusammen mit seiner Armee unter der Führung des Prinzen Eugen die Türken in die Flucht schlagen sollte. Nach ersten Erfolgen wagte sich der Kaiser etwas näher Richtung Wien nach Linz. Dort wartete Leopold, bis die Lage sicher für eine Rückkehr war. Der polnische König konnte mit seiner Armee vom Norden kommend die Osmanen schließlich in die Flucht schlagen. Die Wiener verpassten ihrem Kaiser nach seiner Rückkehr den Spitznamen „Türken-Poidl“, in Anbetracht von dessen Feigheit vor dem Feind! Die geplante Pestsäule wurde endlich errichtet und sollte in ihrer Vollendung zusätzlich ein Siegesdenkmal über die Osmanen darstellen. Das markante Monument suchte seinesgleichen und wurde in allen wichtigen Städten des Reiches nachgeahmt, aber aus Kostengründen fiel es überall kleiner aus als jenes am Graben. Der Kaiser ließ sich sogar höchstselbst an der Säule verewigen und das demütig kniend und Gott dankend. Ein Engel hält die goldene Krone des Kaisers, der es vorzog, auf seinem Haupt lediglich einen Lorbeerkranz in Gold zu tragen, um seine Bedeutung als Römischer Kaiser des Heligen Römischen Reiches hervorzuheben. Völlig uneitel ließ sich Leopold mit seinem vorgeschobenen Unterkiefer, das von einer genetischen Deformation herrührte, darstellen. Es war offensichtlich nicht vorteilhaft für die Familienplanung, dass die Kaiser in Wien stets ihre Nichten aus der spanischen Linie der Familie heirateten. Angeblich konnte Leopold seinen Mund nicht vollständig schließen, weshalb aus seinen Mundwinkeln oft der Saft herausfloss! Als seine spanische Nichte ihn, ihren zukünftigen Ehemann und Onkel, erstmals erblickte, soll sie in Tränen ausgebrochen sein! Hingegen war der Kaiser von seiner Nichte überaus angetan, hatte er doch schon seit ihren frühen Jahren Portraits der Heranwachsenden aus dem fernen Spanien erhalten. Die Kunstwerke von Velázquez gehören zu den bedeutendsten Gemälden der Kunstgeschichte und können im Kunsthistorischen Museum bestaunt werden! Weil ab sofort an der Pestsäule alle Wiener das im Profil ungewöhnlich hässliche Gesicht Kaiser Leopolds bestaunen konnten, verpassten sie dem Türken-Poidl einen neuen Spitznahmen: Ab sofort hieß der Kaiser „Fotzen-Poidl“! Die Inzucht konnte allerdings der Intelligenz des zweimal aus Wien geflüchteten Kaisers nichts anhaben, denn noch heute bestätigen Musikkritiker, die Musikkompositionen des Kaisers wären hochqualitativ! Die durch Inzucht geschwächte spanische Linie der Habsburger verursachte die Zeugungsunfähigkeit des letzten spanischen Königs Karl II.. Die Franzosen nutzen das Schicksal des unfruchtbaren Königs aus und begannen den spanischen Erbfolgekrieg. Weil durch eine frühere Heirat auch französisches Königsblut in der spanischen Linie vorhanden war, sahen sich die Franzosen im Recht Spanien an sich zu reißen! Mit Hilfe der Bayern gewannen die Franzosen den Krieg und die Habsburger verloren Spanien samt Amerika. Die Pestsäule am Wiener Graben zeigt oben die göttliche Dreifaltigkeit in Gold. Die Inschriften auf Latein zeugen von der Frömmigkeit des Kaisers, die Gott mit dem Sieg über die Pest und die Osmanen belohnte!
© Walter Weinberg 2024-07-22