von Micaela Hemesath
Eigentlich wollte ich nur googeln, ob er überhaupt noch lebt? (Jahrgang 1931). Dann war ich doch sehr erstaunt, dass er 60 Millionen Platten verkauft hat und in 13 Filmen mitwirkte! Gleichzeitig fällt mir die unvergessliche Geschichte mit ihm ein.
Es ist die Zeit meiner geliebten VICKERS VISCOUNT, eine Turbo Prop Maschine, die bei Lufthansa 1970 ausgemustert wurde. Mehr dazu in meiner Story :(@ Notlandung).
Er war gleich groß wie ich, gut aussehend und mit einer wahrlich beeindruckend schönen Bass/Bariton Stimme ausgerüstet, die er aus den Tiefen seines Brustkorbes hervorholte. Höflich grüssend lächelten wir uns an. Er der bekannte Star der Schlager und Filmbranche – ich die Stewardess, die ihm heute eine für ihn sicher unerwartete Frage stellte. An seinem Handgepäck hatte er das Lufthansa Crew Label aus Metall , mit einem braunen Lederband, das ihn somit eigentlich zu einem Mitarbeiter der Luftlinie auswies.
Nachdem ich meine Ansage gemacht hatte, kam ich zu seinem Sitzplatz und fragte ihn verschmitzt:“ Was halten sie denn davon Herr Quinn, wenn sie mich heute etwas im Service unterstützen? Wer ein LH CREW LABEL trägt, sollte sich auch dafür erkenntlich zeigen!“ Frech war ich gar nicht?! :-)))
Er war sehr humorvoll, sofort lustig gewillt allen Gästen an Bord eine „Sonder Show“ zu bieten! FREDDY QUINN IM SERVICE! Ich drückte ihm einen Korb mit verpackten Keksen in die Hand und WIR machten zusammen einen einmaligen Service. Selbst leicht unzufriedene Passagiere waren beeindruckt von einem gut gelaunten Superstar, ein Päckchen Kekse zu bekommen. Mancher lustige Kommentar ging hin und her, die gesamte Kabine war in Hochstimmung. Es blieb nicht aus, dass manche Gäste auch ein Autogramm wollten. So war die zweite Runde: Freddy kommt und macht in luftiger Höhe eine Autogramm Stunde. Hier bekam ich (ohne danach gefragt zu haben!), mein erstes und einziges Autogramm, in meiner 15 jährigen Laufbahn als Flugbegleiter. Leider habe ich keine Ahnung mehr, wo es abgeblieben ist. Wäre jetzt nach so vielen Jahren ganz lustig, „Junge komm bald wieder“, in den Händen zu halten.
Sehr erstaunlich war auch, dass ein geborener Österreicher, sich in seinem Dialekt der hochdeutschen Sprache dermaßen gut angepasst hatte! Er klang wie ein echter Hamburger.
Natürlich durften meine Herren im Cockpit nicht zu kurz kommen! Mein berühmter Gast erlebte die Landung vorne. Schade eigentlich, dass ich so gar kein Fan von deutschen Schlagern war. Es gab in den 1950 und 60er Jahren ja kaum einen mehr gehörten Interpreten als Freddy. Das habe ich ihm natürlich nicht gesagt, dass ich ein Rock ´n´Roll Girl war, (und noch bin!) Aber er hatte mit dieser wunderbaren Stimme sicher noch mehr auf Lager als: „La Paloma“?!
Ein kräftiger Händedruck und eine sonores: “ Auf Wiedersehen, danke schön für dieses unvergessliche Flugerlebnis!“ „Ich danke ihnen für die gute Mitarbeit !“
Als er die Treppe runter ging , erwartete ihn schon die Presse. SERVUS FREDDY!
© Micaela Hemesath 2020-04-19