Leider viel zu selten spiele ich Tennis. In jungen Jahren, im Volksschulalter, war ich gar nicht so schlecht darin, aber eine gut zehnjährige Pause lässt jegliche Form von Technik vergessen machen. Im Gegensatz dazu spielt meine bessere Hälfte bereits seit knapp 15 Jahren regelmäßig, hatte jahrelang Tennisstunden und ist mit viel Engagement bei der Sache. Ihre Schläge sind fein durchgeschwungen, sie spielt schön. Mittlerweile spielen wir gemeinsam, so oft es unser Zeithorizont eben zulässt.
Los geht’s. Aufwärmen im Kleinfeld, mir persönlich ein bisserl zu fad, aber sie meint, es muss sein. Hin und wieder spiele ich auch dort schon ganz gemein in die Ecken. Ich weiß ja eh, ich soll nicht so blöd tun am Anfang, aber es macht einfach auch Spaß, sie ein bisserl zu sekkieren. Wir erweitern das Feld, spielen uns die Bälle schön zu. Ihre Technik ist toll anzusehen, meine brachialen Schläge gleichen einer Mischung aus Hurling und Baseball. Aber hin und wieder gelingt auch mir ein Schlag, bei dem ich mir innerlich selbst zuzwinkere.
Nach und nach finden wir hinein, ich bin ihr körperlich zwar überlegen, dafür macht sie im Einspielen dieses Defizit durch saubere Bälle wett. Trinkpause. Immer wieder mutet es mir befremdlich an, wie oft man Pausen machen kann. Aber macht nix, ich bekomm immerhin jedes Mal ein Busserl dabei. Nach dem zweiten Verschnaufen kommt wie so oft die unausweichliche Frage von ihr: „Spiel ma a Match?“ Na super, denk ich mir, das wird wieder was. „Und genau, um was spiel ma denn heute?“ Es wird ja immer besser. Also wir einigen uns, wie fast immer, darauf, dass wir ums Staubsaugen und das Aussuchen des Fernsehabends spielen. Aufschlag von unten und der erste Ball muss schön gespielt sein. Es geht bis 15, zwei Punkte Unterschied, jeder hat immer fünf Aufschläge hintereinander, dann wird gewechselt.
Go! Ich weiß schon, ich darf heute vermutlich am Abend Bundesliga schauen und morgen kann ich entspannt lesen, da staubsaugt sie die Wohnung. Aber ganz langsam. Zu Beginn mache ich schnelle Punkte, ich schaffe es meistens, meine unorthodoxen Bälle mit Speed in Richtung Linie zu schicken, diesen Manövern ist sie kaum gewachsen. Auch Stopps und schnelle Sprints machen es nicht leichter für sie. Auf der anderen Seite weiß ich, dass sie, wenn sie in Rückstand ist, schnell die Nerven verliert und leichte Bälle verschlägt. Gegen Ende hin, mit einer komfortablen Führung im Gepäck, misslingen mir so semi-absichtlich ein paar Schläge und die Spiele enden recht knapp zu meinen Gunsten.
Ehrgeizig wie sie ist, gibt es auch noch ein drittes Matcherl, es geht um den Abwasch. Den will ich partout nicht, es gibt keine Gnade, kurzer Prozess und aus die Maus. Leicht geknickt unter die Dusche, zu Hause geht’s dann aber wieder. Zuspruch meinerseits. Ich habe sie auch schon gewinnen lassen, aber das merkt sie natürlich. Zum Schluss steht aber nie das Gewinnen im Vordergrund, viel mehr freut es uns, ein gemeinsames sportliches Hobby zu haben.
© Thomas Schützenhöfer 2020-01-05