GemEINSAMER Weg

Luise Maria Sommer

von Luise Maria Sommer

Story

Eigentlich
 suchte ich jetzt etwas GANZ anderes auf meinem Computer. Und entdeckte diese in einer schmerzvollen Phase meines Lebens geschriebene Geschichte, damals nur fĂŒr mich festgehalten. Die Zeit des Heilens, des Wachsens und Lernens dauert noch an. Schenkt mir unerwartete und dankbar angenommene Erkenntnisse und Begegnungen und – ZufĂ€lle wie diesen.

Ich nehme ihn zum Anlass, meine Geschichte von damals heute hochzuladen.

Betrachte sie als “food for thought”
 zum Hinschauen, wenn Du in einer Beziehung lebst. Oder zum Vorausschauen, wenn einmal ein (neuer) Mensch in Dein Leben tritt.

23.09.2019

Es ist die kostbarste Zeit des Auftauchens aus der Welt des Schlafes, der TrĂ€ume, in den neuen Tag hinein. Bilder, Gedankenströme tauchen auf. „Aufwachgeschichten“, wie ich sie nenne. Heute ist es diese.

In einer Beziehung gibt es immer drei Wege: einen eigenen fĂŒr jeden der beiden Partner, und einen gemeinsamen.

Ich sehe die beiden einzelnen Wege getrennt nebeneinander verlaufen. Hier ist jeder zur GĂ€nze bei sich, genießt das Alleinsein, macht, wonach immer ihm oder ihr der Sinn steht. Die beiden Menschen können einander, von ihren Einzelwegen aus, aus den Augenwinkeln wahrnehmen, wenn sie möchten. FĂŒr ein vertrautes Zublinzeln vielleicht, aber es ist kein Muss.

Der gemeinsame Weg befindet sich eine Ebene oberhalb, wie auf einer darĂŒber gelagerten BrĂŒcke. Es gibt immer wieder Aufstiegsmöglichkeiten zwischen diesen Ebenen, als Leitern, als Stiegen, als schwungvolle Seile. Schön ist es, wenn diese beiden Menschen sich, ziemlich zugleich, immer wieder auch auf den darĂŒber gelegenen, gemeinsamen Weg hinaufschwingen, um einander bereichert von den eigenen Erlebnissen zu berichten. Wie war’s bei dir? Was hat dich bewegt, was hast du Neues gelernt, ĂŒber dich, ĂŒber das Leben, ĂŒber uns?

Die Sehnsucht nach diesem Austausch mit dem einen Menschen, der in meinem Herzen einen einzigartigen, unteilbaren Platz einnimmt – das ist fĂŒr mich Liebe. Liebe, die den anderen als kostbares Geschenk betrachtet. Die ihn und mich auch ab und zu fragen lĂ€sst: Wie geht es dir – mit mir? Und wenn jeder der beiden bereit ist, diese Frage aus tiefstem Herzen, mit Ehrlichkeit und WertschĂ€tzung zu beantworten, dann kann diese Liebe ein Leben lang wachsen.

Die zwei “ Einzel-Wege” unter der gemeinsamen BrĂŒcke sind unersetzbar. Es ist unabdingbar, dass beide Partner einander diese Wege aus vollem Herzen gönnen. Denn erst auf ihnen kann man die Liebe zu sich selbst finden, die SelbstfĂŒrsorge, die nötig ist, um einem anderen Menschen seine Liebe schenken zu können.

Wenn man auf dem gemeinsamen Weg verharrt und (er)wartet , der/die andere möge ihn oder sie beim Begleiten glĂŒcklich machen – dann wird irgendwann aus dem gemEINSAMen ein einsamer Weg. Die BrĂŒcke bricht weg.

PS vom 24.1.2022: Es muss kein Scherbenhaufen sein, der zurĂŒckbleibt. Was sich aus den Steinen der eingestĂŒrzten BrĂŒcke Neues, Anderes bauen lĂ€sst 
 das bleibt spannend.

© Luise Maria Sommer 2022-01-17

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