Geschichtenschreiber am Buchberg

Gerhard Maier

von Gerhard Maier

Story

„Der Buchberg ist ein Berg der Bücher!“, bin ich auf der Suche nach einem Arbeitstitel. „Wir Buchberger haben seit Jahrzehnten eine besonders hohe Beziehung zum geschriebenen Wort.“

Christine und ich arbeiten an unserem gemeinsamen Buchprojekt. Eines unserer Bindeglieder ist der Buchberg, eine grüne Hügellandschaft über Bischofshofen. Markant thront die romanische Buchbergkirche über dem Tal. Unweit davon liegt das Platten-Gut, von welchem Christine stammt, das ihr Uropa Georg Lechner 1885 erworben hatte. Gleich unterhalb von „Platten“ liegt das Mitten-Gut, welches meine Urgroßeltern 1917 gekauft haben.

Die bekannteste Literatin vom Buchberg ist das „Platten-Lisei“(1913-1970), die Tante von Christine. Das „Platten-Lisei“ ist auf dem elterlichen Bauernhof Platten aufgewachsen und hat das bäuerliche Leben des Pongaus in Kurzgeschichten und Gedichten festgehalten, es gibt einige Bücher davon. Sie hat zeitlebens am Buchberger Platten-Gut gearbeitet und geschrieben. Das „Platten-Lisei“ hat die Lust zum Schreiben und Dichten an zwei ihrer Nichten, Christine und Maria weitergegeben.

Eine weitere wichtige Quelle für das wohlabgewogene Wort am Buchberg war das Kloster St. Rupert der Steyler Missionare. Von den Patres gab es viele literarische und philosophische Gustostückerl zu hören, bei Einweihungen, Predigten, Hochzeiten und Todesfällen. Pater Klaus, ein Medienstar, war der Magnet bei der Sonntagsmesse in Eben, der den anderen Pfarrern die Zuhörer abspenstig machte.

Pater Hans habe ich noch gut in Erinnerung, als unser Mitarbeiter Joschi Gamsjäger mit 23 nach einem Unfall zu Grabe getragen wurde. Pater Hans hatte zuvor stundenlang recherchiert und an seiner Abschiedsrede gefeilt, um dem kurzen Leben von Joschi eine würdige Bedeutung geben zu können.

„Der Buchberg ist ein Berg der Bücher! Was hältst du nun davon, Christine?“

Christine lacht verschmitzt: „Buchberg hat doch nichts mit Büchern zu tun, das wirst du wohl wissen!“ Klar, so schlau bin ich auch: „Das hat vermutlich mit den Buchen, den Bäumen, zu tun!“

Christine ist leicht entsetzt, dass ich nicht weiß, wovon Buchberg kommt: „Das lernen ja schon die Volksschulkinder, 3. Klasse Heimatkunde!“ Dort wo die Buchbergkirche steht, gab es laut Sage einst die Pochburg. Das Wort hat seinem Stamm im Pochen, weil hier oberhalb der Burg eisenhaltiges Erz aus dem Gestein geschlagen wurde. Die Burg gibt es schon lange nicht mehr, eine zugeschüttete mittelalterliche Wasserzisterne ist aber nachweisbar. Als markantes Wahrzeichen ist die Buchbergkirche, datiert auf 1200 n.Chr. stehen geblieben.

Im Jahr 1421 erteilte Erzbischof Eberhard lll das Recht, neben der Kirche am „Puechberg“ einen Jahrmarkt abzuhalten. Das war der größte Pferdemarkt im Erzbistum Salzburg, bei dem bis zu 1000 Pferde aufgetrieben wurden.

Pochberg, Puechberg, Buchberg. Mag ja alles sein, trotzdem hat der Buchberg auch mit Büchern zu tun.

© Gerhard Maier 2020-05-02