von Christine2
Juchhu, heute ist unser Volksschulwandertag und schönes Wetter noch dazu, freute ich mich, als ich meine Augen aufschlug.
Ich bekam aus diesem Anlass etwas Geld für den Kauf einer Wurstsemmel. Mit der fertig hergerichteten Wurstsemmel in der Hand ging ich im Geschäft Richtung Kassa. Da stand meine beste Freundin beim Süßigkeitenregal. Wie immer, wenn wir uns sahen, freuten wir uns riesig und hatten sofort ganz viel zu bequatschen. Daraufhin verließ ich das Geschäft und packte die Wurstsemmel in meinen Rucksack.
Als beim Wandertag eine Pause angesagt war, setzten wir Kinder uns ins Gras und ich packte meine Wurstsemmel aus. Als ich reinbeißen wollte, durchzuckte es mich und mir schoss ein Gedanke durch meinen Kopf: „Ich habe die Wurstsemmel nicht bezahlt“. Wie sollte mir als hinterhältige Diebin jetzt diese Wurstsemmel schmecken? Ich würgte sie irgendwie hinunter und das schlechte Gewissen war übergroß.
Nachdem wir vom Wandertag zurückkamen, ging ich sofort ins Geschäft. Das war natürlich megapeinlich für mich. An der Kassa sagte ich kleinlaut: „Ich habe heute Morgen vergessen, die Wurstsemmel zu bezahlen“. Die alte Frau an der Kassa nannte mir den Preis und ich bezahlte. Sie war auch gar nicht böse.
Erleichtert schwebte ich aus dem Geschäft. Nun konnte ich wieder fröhlich sein.
Ein schlechtes Gewissen bekamen meine Freundin und ich auch einmal an einem Aschermittwoch, der ja ein strenger Fasttag war.
Wir hatten uns beim Buswarten einen Kaugummi aus dem Süßigkeitenautomaten gegönnt. Als wir so genüsslich herumkauten und auf den Bus warteten, fuhr unser ehrwürdiger Herr Pfarrer vorbei. Wir grüßten ihn recht freundlich. Da stieß mich meine Freundin in die Rippen. Sie sagte: „Heute ist Aschermittwoch“. Wie auf Kommando spuckten wir den Kaugummi in den Mistkübel.
Damals herrschte eben noch Zucht und Ordnung bei uns. Andererseits brauchte man ja auch irgend etwas, was man bei der Schulbeichte sagen konnte. Bei mir waren das immer die drei gleichen Minisünden. Was hatten wir Kinder schon groß am Kerbholz? Dieser dunkle Beichtstuhl und das fieberhafte Suchen nach Sünden, die ich begangen haben sollte, waren schon irgendwie gruselig. Eine Bekannte erzählte mir einmal, dass sie als Kind immer gebeichtet hat, dass sie unkeusch war. Das witzige daran ist, dass sie damals gar nicht wußte, was das eigentlich bedeutet.
Einmal beim Nachhausegehen von der Schule bekamen ein Nachbarsjunge und ich, von einem uns unbekannten Mann, Stollwerkzuckerl. Mit einem „Danke“, nahmen wir sie an. Das kam uns doch alles ziemlich komisch vor. Wieso gibt uns dieser Mann einfach so Zuckerl? Wir steigerten uns so rein, dass wir zu dem Schluss kamen, dass diese Zuckerl bestimmt vergiftet seien. So schmissen wir sie weg und gingen unserer Wege.
Vermutlich gab es damals schon zu viele Krimis im Fernsehen!?
© Christine2 2021-08-02