Glück-Unglück-Glück

Barbara Riccabona

von Barbara Riccabona

Story
Linz, OÖ 2023

Heute wird es heiß, das weiß ich. Meine Erledigungen im Stadtzentrum müssen bald erfolgen. Jedoch die Zeit läuft, es ist wieder einer dieser Tage, an dem ich nicht unterbringe, was ich mir vorgenommen habe. Ich bin spät dran und als ich zum Marktplatz komme, finde ich nicht den kleinen Stand mit dem köstlichen Honig aus dem Naturschutzgebiet Kalkalpen. Ich kaufe einen anderen zertifizierten Biohonig, der mir zu Hause nicht ganz so gut schmecken wird. Überraschend fündig werde ich aber bei den Marillen. Eine freundliche asiatische Aushilfskraft verkauft inländische, wohlschmeckende zum Einkochen. Jetzt bin ich zufrieden und gehe an der Landstraße weiter, um den restlichen Einkauf zu erledigen. Verschwitzt durch das Hin- und Herlaufen erreiche ich danach glücklicherweise den Bus, der halbstündlich den Berg hinauf zu mir nach Hause fährt.

In der Wohnung ist es kühl, ich wasche mich, ziehe mich um und leere alle Taschen. Nach dem Verstauen und Organisieren suche ich mein Handy. Das dauert, ich finde es nämlich nicht. Wieder und wieder gehe ich alles ab, Garten, Schuppen, Toilette, Untergeschoß. Ich kann es nicht glauben. Es ist auch niemand da, an den ich mich wenden könnte. Zu guter Letzt ziehe ich mir ein loses Leinenkleid über und laufe mehr, als ich gehe, den Berg wieder hinunter, im Kopf schon die Polizeistation vor mir sehend. Auf halbem Weg repariert ein brummeliger Mann etwas an seinem Wagen und einem Impuls gehorchend und auch aus Verzweiflung frage ich ihn, ob er ein Handy bei sich hätte. Etwas unwirsch meint er, es ginge gerade alles schief, aber ja, er habe ein Handy, das läute gerade. Dann tippt er wirklich meine Telefonnummer ein und ich höre vertrautes Klingeln. Niemand hebt ab, leider! Vielleicht liegt es doch noch zu Hause, irgendwo?

Im Supermarkt kein Handy, beim Anruf läutet es wieder im Nirgendwo. Mein Leben in einem verlorenen Kästchen, AhnInnen und alle Heiligen helft mir! Ich mache mich auf zum Markt. Der Polizeiposten befindet sich ebenfalls in dessen Nähe. Ganz konfus tripple ich zur letzten Verkehrsampel, da höre ich Fluchen hinter mir: Ich drehe mich um, eine Frau auf ihrem Fahrrad muss abbremsen. Sie meint, heut ginge aber wirklich alles schief, was sei das für ein scheußlicher Tag! Ich bestätige und sage, ich hätte sogar mein Handy verloren. Da wird sie beinahe fröhlich, nun gehe es ihr gleich besser, bedauert mich und wünscht mir viel Glück.

Das wirkt, denn am Marillenstand befindet sich mein Handy. Die Verkäuferin hatte nicht abgehoben, als es läutete.










© Barbara Riccabona 2023-07-26

Genres
Humor& Satire, Spiritualität
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Emotional, Hoffnungsvoll
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