Google Maps — mein größter Feind

vrabookmice

von vrabookmice

Story
Berlin, Deutschland 2022

Man braucht schon Dummheit, um dort zu kommen, wo ich war. Und ich war mit den zwei schlausten Köpfen in meinem Leistungskurs unterwegs gewesen. Und das will schon was heißen.

Aber erstmal zurückspulen. Wir schreiben Ende Januar 2022. Mein Chemie LK wollte (unfreiwillig) eine Studienfahrt nach Berlin machen. Ursprünglich war der Plan, dass wir nach Wien fahren, aber dann kam Corona (*hust*). Und ich war natürlich alleine und in dem Kurs so eine Art … Außenseiterin. Ich teilte das Zimmer in Berlin mit der liebsten Person auf der Welt … und mit einer Person, die mir Aufmerksamkeit schenkt, wenn ich ihr nützten bin. Wir kamen mit einer Stunde Verspätung in Berlin an. Stichwort Pünktlichkeit und DB … deshalb wurden die Pläne meines Lehrers komplett auf dem Haufen geworfen und wir sollten los, um erstmal etwas zu Essen. Weil ich alleine war und wir mindestens zu dritt unterwegs sein mussten, lief ich mit zwei Jungs zusammen, nennen wir sie N. und F. Mit Google Maps suchten wir den Bahnhof, um einen Imbiss zu finden. Der Bahnhof war direkt vor uns, aber wir wussten nicht, wo der Imbiss war, den wir eigentlich suchten. Ich hätte schon da Google Maps verfluchen sollen … Nächster Tag, nächstes Glück … in dem Fall Unglück. Wir mussten für mich eine Apotheke finden, weil ich ganz dringend Ibuprofen brauchte. Und nachdem wir wegen Google Maps von einem Ende bis zur nächsten gefahren waren, nur um Mustafas Gemüsekebab zu finden, hatte ich genug von Google Maps und dem Orientierungssinn von F. und N. Ich nutzte meinen gesunden Menschenverstand und versuchte den Schildern zu folgen, um zum Alexanderplatz zu kommen. Wir kamen natürlich nicht sehr weit und ich bekam den Shitstorm zu spüren, den ich auch den Jungs gab. Ich war verzweifelt, nass vom Regen und hatte Schmerzen und nutzte auch Google Maps, um zum Dussmann zu kommen und Touri zu spielen. Auf dem Weg dorthin kamen uns schon sehr viele Polizeiwagen vorbei, aber wir haben uns natürlich nichts dabei gedacht. Weil wir aber zum Futurium mussten, machten wir uns auf dem Weg. Wir waren im Regierungsviertel, als wir an der Polizeisperre ankamen. Naja … man sagte uns, wir sollen umkehren, aber bestanden darauf diesen Weg zu nehme, weil GOOGLE MAPS es uns sagte. Weil wir keine Tickets hatten, um nachzuweisen, dass wir zum Futurium musste, rief ich meinen Lehrer an, der wohl sehr überrascht war. Ich meine, nicht jeden Tag müsste mal mein Lehrer mich von der Bundespolizei herausholen. Dieser hatte natürlich auch keinen Nachweis. Und dann nahm mir der freundliche Polizist das Handy ab und redete in Distanz mit meinem Lehrer. Hat wohl geklappt, denn wir durften passieren. War leider doch umsonst, weil wir nicht durch die nächste Sperre kamen. Google Maps wollte davon nichts hören … wir haben uns schon ausgemalt, wie wir drei zusammen eine Nacht in der Zelle verbringen und mein Chemielehrer die Kaution für uns zahlen musste. Und wir fanden auch heraus, warum alles abgesperrt wurde. Sucht im Internet nach Demonstration Berlin Januar 2022 und ihr werdet hoffentlich fündig. Trotz unserer Verzögerung waren wir die ersten im Futurium … Also vielleicht nicht spektakulär, aber es war ein Abenteuer wert und ich bereue es nicht. Aber ich muss ganz dringend nochmal nach Berlin, um wirklich Touri zu spielen, diesmal OHNE GOOGLE MAPS!

© vrabookmice 2023-05-07

Genres
Reise, Biografien
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Komisch, Reflektierend, Entspannend
Hashtags