von Daniela Jährig
Es wollen doch nicht wirklich all die Menschen da in den Kleinbus einsteigen?
Wir sind nach einer langen und anstrengenden Projekttour auf dem Weg nach Hause. Und wir sind müde und würden gern ein ganz kleines bisschen entspannt sitzen. Aber davon dürfen wir uns angesichts der Menschentraube vor dem Transportmittel verabschieden.
Der Bus hat auch schon bessere Tage gesehen, aber uns bleibt keine Wahl. Einsteigen oder kein Transportmittel.
Gut, dann eben unbequem.
Alles drängt sich Richtung Einstiegstür. Wir bekommen 2 Sitzplätze in der Reihe hinter dem Fahrer. Niemand vor uns, wunderbar! Und, wer hätte es gedacht, so gut wie alle sind drin!
Aber was tut der Bushelfer da? Er besetzt doch bitte nicht den Sims über der Achse? Doch, er tut es! Uns Visavis schiebt er noch 4 Leute hinein. Da sind doch gar keine Sitze?!
Wo sollen wir denn mit unseren Beinen hin? Es ist unglaublich eng! Mein Mann mit seinen fast 2 Metern und seinen langen Beinen hat nun ein echtes Problem. Bewegen ist absolut nicht mehr möglich. Mitfühlendes Lächeln der anderen Fahrgäste.
Der Bushelfer versucht die Tür zu schließen, aber die hält nicht. Die abgewetzte Schnur, die das defekte Türschloss ersetzt, lässt erahnen, dass das schon eine Weile so ist.
Für uns beginnt nun unser Buskino. 2 unserer 4 Gegenüber haben sichtlich Schwierigkeiten mit dem Rückwärtssitzen. Es dauert nicht lange und sie wimmern vor Übelkeit. Nach dem Wimmern dann Phase 2 – Übergeben. Der Dame rechts geht es so schlecht, dass sie den Kopf immer wieder aus dem Busfenster hängen lässt. Gefährlich, denn aufgrund der engen Straßen fährt der Gegenverkehr auf Tuchfühlung an uns vorbei. Und so gefährlich, dass wir nun unentwegt damit beschäftigt sind, sie immer wieder in den Bus zurückzuziehen, um sie vor dem Enthauptungstod zu retten.
Gegenüber Nr. 3 ist eine Mutter, die pausenlos ihr Baby stillt, erst an der einen dann an der anderen Brust und die von unseren Lebensrettungsversuchen der Frau neben ihr nichts mitzubekommen scheint. Hahn und Huhn in der Plastiktüte von Gegenüber 4 sind ganz aufgebracht und gackern um die Wette. Ich frage mich, ob Hühner auch reisekrank werden können?
Da wir weder die Fuß- noch die Beinposition während der 3 Stunden Fahrt verändern können, ist schon ab Stunde 1 die Befürchtung, dass sie uns nach Ankunft aus dem Bus heben müssen.
Der Fahrer stoppt plötzlich. Sollte jemand aussteigen und wir etwas mehr Platz haben dürfen?
Nein. Ein Vater mit seiner kleinen Tochter drängt sich noch in den übervollen Bus. Wo sollen die 2 denn noch hin?
Der Mann hockt neben der Tür beim Bushelfer und die Tochter geben sie in unsere Reihe. Die sitzt nun auf dem Schoß unseres Nachbarn. Oje, noch weniger Beinfreiheit.
2 Stunden später – ENDLICH am Ziel! Alles drängt hastig aus dem Bus. Wir nicht. Wir müssen erst einmal unsere Beine zum Leben erwecken.
Als wir den Rucksack aufsetzen, ist der Bus für die Rücktour schon wieder voll, übervoll.
Zum Glück dürfen wir den Rest bis nach Hause noch etwas GEHEN!
© Daniela Jährig 2021-03-17