Hannover 96 – Club

Julian Brandmeier

von Julian Brandmeier

Story
Niedersachsenstadion Hannover 2024

Die Vorzeichen im Duell der Weltmeister zwischen Miro Klose und Ron Robert Zieler waren klar: Das Gastspiel des Clubs bei Hannover 96 konnte angesichts der präapokalytischen Auftritte der letzten Wochen mit einiger Wahrscheinlichkeit zum Hangover 96 werden. Selten hat man vor einem Club Spiel weniger Erwartungen, eigentlich besser: Hoffnungen gehabt als heute. Einstelligkeit in der Niederlage als Ziel quasi. 

Das Spiel geht dann mit zunehmender Spieldauer seinen erwartbaren Gang: die ersten paar Minuten Hoffnung, dann wird der Radius der Hannoveraner Angreifer immer größer. Und ein schlimmer Verdacht: wird hier Furzen als Strategie verwendet!? Im Gegenpressing sind die Hannoveraner fleißiger als ein übermotivierter Pflegeazubi in der Notaufnahme für Platzwunden. Und so verschiebt sich die Wand immer mehr Richtung Nürnberger Tor. Das letzte Drittel vor dem Nürnberger voller als der Bahnsteig der S2 Station Frankenstadion eine viertel Stunde nach Abpfiff eines Heimspiels. Und immer deutlichere Chancen für Hannover. Trotzdem geht es mit 0:0 in die Pause und warum es daraufhin keine Jubelszenen in der Kurve und Tränen vor Glück auf der Nürnberger Trainerbank gibt, bleibt rätselhaft. 

Die zweite Halbzeit beginnt dann mit einem Tiefschlag, bevor sie überhaupt begonnen hat: Havard Nielsen wird eingewechselt und der Hannoveraner und Ex-Westvorstädter Stürmer schoß im Januar den Club an gleicher Stelle mit zwei Toren ab. Aufstöhnen in der Fankurve, bange Blicke beim Busfahrer. Aber da kein einziger der Nürnberger Hintermannschaft damals dabei waren, perlt diese Hiobsbotschaft an den Spielern ab wie dicke Regentropfen am gelben Friesennerz. Gegen Mitte der 2.Halbzeit passiert auf einmal unglaubliches. Unser Club erarbeitet sich Spielanteile und klopft die Hannoveraner Betonwand auf Pappmaché Stellen ab. Und weil der Beton der Clubbererfünferkette so langsam hart wird, geht es in die Schlussviertelstunde mit einem 0:0. Mittelstürmer haben allerdings im eigenen Strafraum so viel zu suchen wie in einem leeren Raum, und so legt sich der Depperte vom Valznerweiher, diese Verein gewordene Unglücksgestalt selbst ein faules Ei ins Nest. Danach brechen alle Dämme und die Dinge gehen ihren erwarteten Gang. Hannover nutzt den fehlenden Strom in der Nürnberger Abwehr nach dem Rückstand zum 0:2. Aber wenigstens bleibt es bei einer einstelligen Niederlage. Die Nürnberger Träume, sie sind klein geworden. 


© Julian Brandmeier 2024-09-30

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Herausfordernd, Emotional, Informativ
Hashtags
Kurzgeschichte, Fussball, Nürnberg