von Norbert Netsch
Wo die übersprudelnde Energie von Hans Steiner herkommt, ist völlig klar. Er bezeichnet sich selbst als „Waldläufer“ und liebt es, in den Wäldern nach besonderen Kraftorten zu suchen.
Seine zweite große Leidenschaft ist die Geschichtsforschung. So arbeitet er – mittlerweile Pensionist- als Archivar seines neuen Wohnortes Kaltenleutgeben, wo er ein kleines Heimatkundemuseum eingerichtet hat. Dort hält er auch immer wieder sehr gut besuchte Vorträge über Kultur und Geschichten des „Unbekannten Tales“ und seine Forschungsthemen.
Es gibt sogar noch eine dritte sehr bemerkenswerte Leidenschaft des Waldläufers. Er organisiert Nikolaus-Mysterienspiele, wo über 100 Menschen teilnehmen, um in der Adventszeit eine besondere Atmosphäre zu schaffen.
Für mich ist Hans Steiner vor allem ein Lebenskünstler, weil er aus nicht einfachen Umständen sehr viel gemacht hat. Kam er doch als Schüler von der Steiermark zur HTL Mödling, wo er seine Ausbildung fern von der Familie und seiner Heimat machte, seine Frau schon in jungen Jahren kennenlernte und sich mit ihr etwas aufbaute. Von Anfang an faszinierten ihn die Föhrenwälder im Süden von Wien, und er besuchte sie nicht nur regelmäßig, sondern schrieb auch Bücher über die Region.
All das schaffte er zunächst auch neben seinem fordernden Beruf bei internationalen Konzernen, wo er im Export hauptsächlich für die Osterweiterung zuständig war.
Eines seiner Erweckungserlebnisse fand schon vor 30 Jahren statt, als er ein verwahrlostes Kreuz im Wald mit einer kaum lesbaren Aufschrift fand: „Geh in des Waldes Mitte, damit dich die Natur umschließt, was für dich gewiss,eine gute Lehre ist.“ Dieser Spruch wurde nicht nur ein Leitsatz für ihn, sondern er stellte auch selbst drei Kreuze im Wald auf, die Menschen zufällig finden sollten, um dann in die dort aufbewahrten Notizbücher selbst Gedanken zu schreiben, die er später in dem Buch „Die Schätze des Waldläufers“ und in „Drei Kreuze, drei Burgen, ein Tempel“ veröffentlichte.
So kommt die Energie von Ing. Steiner nicht nur aus der Natur, sondern auch von den Menschen, die sich mit ihm zusammenschließen, indem sie für ihn schreiben, seine Vorträge und seine geführten Wanderungen besuchen. So kommt es zu einem fruchtbaren Austausch mit anderen.
Nicht jeder kann sich mit hunderten Menschen zusammenschließen, um gemeinsame Projekte zu machen, nicht jeder kann seine Umwelt so genau erforschen, dass er auch interessante Bücher schreiben und gut besuchte Vorträge halten kann. Trotzdem wollen wir uns ein wenig vom Waldläufer abschauen, der nicht nur seinen Anker in einem wunderbaren Familienleben gefunden hat, sondern auch in seinen Interessen für die Welt um ihn herum und die Menschen, die dort leben und früher auch gelebt haben. Das schafft eine Verwurzelung, die einem eine besondere Sicherheit im Leben geben muss und das Leben auch mit Sinn erfüllt. Wer Sinn in seinem Leben spürt, der spürt auch Glück.
© Norbert Netsch 2022-06-11