von Rahel Winter
Der Schnee knirschte unter seinen Füßen und Ron musste höllisch aufpassen, dass der andere Zauberer ihn nicht hörte. Doch dieser gab selber laute Geräusche von sich und blickte sich nicht um.
Plötzlich tat sich zwischen den Bäumen eine Lichtung auf. Der Hirsch, der kleiner als Harrys Patronus war, blieb stehen, während der Zauberer ins Licht des Tieres trat. Ron lugte zwischen den Bäumen hervor und ihm blieb fast das Herz stehen, als er die Person erkannte. Etwas war ihm ja schon die ganze Zeit vertraut vorgekommen. Jetzt wusste er auch warum. Auf der Lichtung stand sein bester Freund – Harry.
Während Harry heftig atmete, verschwand mit einem Mal der leuchtende Patronus. Sein Freund wirkte schockiert und blickte mit großen Augen umher. Ron hörte ihn „Lumos.“ flüstern und an der Spitze Harrys Zauberstab tauchte ein kleines Licht auf. Suchend blickte sich der Auserwählte um und Ron duckte sich schnell hinter den Baum.
Der Rothaarige hoffte, dass Harry ihn nicht gesehen hatte. Noch nicht. Es war noch nicht der perfekte Augenblick. Doch etwas schien Harrys Aufmerksamkeit zu erregen. In dem kleinen Waldsee, der zugefroren war, blitzte etwas. Sein Freund ging darauf zu und sah hinein. Einen Augenblick schien er zu überlegen, bis er sich mit einem Mal bis auf die Unterwäsche auszog und ein Loch in den Weiher schnitt. Das Eis knackte laut.
Harry legte seine Sachen an den Rand, auch seinen Zauberstab, nur den Horkrux behielt er um seinen Hals, stellte Ron mit aufkommender Panik fest. Er beobachtete, wie sein Freund zu dem Loch ging und im nächsten Moment hineinsprang. Angespannt wartete er ab.
Warum kam Harry auf so eine törichte Idee? Wollte er Hermine beeindrucken? Ron hatte eh keine Ahnung, was zwischen den beiden lief. Hatte Harry sich an Hermine ran gemacht, nachdem Ron abgehauen war? Er hoffte es nicht, aber wenn doch, war seine eigene Schuld. Schließlich war er einfach abgehauen.
Er starrte wieder auf den zugefrorenen See. Irgendetwas stimmte nicht. Harry tauchte nicht auf, aber im Wasser schien eine heftige Bewegung zu sein. Komm schon, dachte er flehend. Zeig dich.
Ron stieg um den Baum auf die Lichtung und lief im Dunkeln auf das Eis zu. Niemand tauchte auf. Er trat mit angehaltenem Atem an das Loch. Doch er konnte nichts erkennen.
Ihm war klar, was er tun musste. Er hatte es indirekt gewusst, als er den Horkrux um Harrys Hals im Wasser verschwinden sah. Schmiss seinen Rucksack in den Schnee und ohne mit der Wimper zu zucken oder an den Kälteschock zu denken, sprang er. Harry hinterher – in sein Verderben.
Eiseskälte schlug ihm entgegen. Sein Körper rebellierte, sämtliche Poren eskalierten. Kälte stieg in ihm auf. Am liebsten würde er dem Drang des Dunklen nachgeben. Sich fallen lassen, in die Tiefen der Schwärze, doch Ron zwang sich dagegen anzukämpfen. Für Harry. Für Hermine. Denn sonst war seine Reise umsonst gewesen.
© Rahel Winter 2023-08-26