von Querdenker
Ich erinnere mich noch ganz genau an meinen letzten Schultag, der regulär verlief in Thüringen. Es war Freitag, der 13. März 2020. Ich habe ursprünglich Soziale Arbeit bis zum Master studiert, bin danach dann als Seiteneinsteiger in den Schuldienst gegangen, um junge Menschen auszubilden in Sozialberufen an einer Berufsschule.
Und lange vor Corona hatte ich mit Krankheitsangst zu tun. Ich habe ständig Angst, krank zu werden. Allerdings hatte ich damit im Alltag einen ganz guten Umgang gefunden. Jetzt aber habe ich jeden Tag Angst vor Corona. Egal ob berechtigt oder nicht. Und auch, wenn mein Umfeld dafür kein Verständnis hat. Gerade dann.
Im Schuldienst habe ich beruflich das gefunden, was ich immer schon machen wollte. Es erfüllt mich. Ich liebe es, die jungen Menschen ein Stück auf ihrem Lebensweg begleiten zu können. Nur musste ich dafür jetzt neue Lösungsansätze finden, um sie weiterhin erreichen zu können. Fernlehre.
Ende Mai wurde ich 30 Jahre alt. Ich wollte mit 45 Personen eine große Feier veranstalten. Daraus wurde nichts. Am Ende habe ich mit drei Kleingruppen, jeweils 15 Personen, an drei verschiedenen Tagen diesen 30. Geburtstag gefeiert. Dabei war ich aber ständig mit der Angst konfrontieren, eine Corona-Infektion zu bekommen. Es wurde zwar zu dem Zeitpunkt so viel gelockert, dass das möglich war. Aber es ging mir nicht gut dabei.
Oft kann ich nicht unterscheiden, ob ich Symptome habe, die psychosomatischer Natur sind oder allergisch bedingt (da ich auch Asthma habe) oder auf einen Infekt zurück zu führen sind. Oder eben Corona.
Was mir gut tut, ist trotzdem, dass ich wieder zwei bis drei Mal jede Woche unterrichten darf. Dadurch kann ich mich von meiner Angst ablenken und habe Struktur. Das Wegbrechen von Strukturen ist sowieso das größte Problem an dieser ganzen Misere für mich. Und für viele andere Menschen.
Corona ist für mich wie ein Dämon, der jeden Tag über mir schwebt. Mich schlecht schlafen lässt. Und ich hoffe Tag für Tag, dass er mich nicht befallen wird. Und dass Freitag, der 13. irgendwann mein Glückstag wird, dass da etwas Neues beginnen wird.
To be continued.
© Querdenker 2020-06-12