Im Bann der Kaffeemaschine

Kreative-Schreibwelt

von Kreative-Schreibwelt

Story

Wie jeden Morgen, Punkt acht Uhr, betrat ich auch heute das Büro, bewaffnet mit nichts als meinem eisernen Willen und einem Wunsch: eine heiße Tasse Kaffee. Und, wie an jedem Morgen, stand sie da, bereit für den Kampf – die Kaffeemaschine des Grauens. Sie sah durchaus unschuldig aus, so silberglänzend und ruhig. Doch es war eine Bestie, die auf ihren nächsten Gegner lauert. So auch heute.

Mit entschlossener Hand drückte ich den Startknopf. Ein tiefes Grollen durchfuhr das Gerät, als würde ein wütender Drache in seinem Inneren erwachen. Die Maschine fauchte, zischte und begann zu röcheln, als würde sie den Kaffee aus den Tiefen der Hölle heraufbeschwören. Ich wartete. Und nichts passierte.

Mit einer Mischung aus Angst und Entschlossenheit wagte ich mich voran und öffnete vorsichtig den Wassertank. Kaum hatte ich ihn berührt, spuckte die Maschine wie ein zorniger Vulkan ein paar Tropfen schwarzen Elixiers aus, nur um sofort wieder in bedrohlichem Schweigen zu verharren.

„Nicht schon wieder“, dachte ich. Meine Gedanken waren ein Echo der täglichen Verzweiflung. Das war kein gewöhnlicher Kaffeeautomat. Nein! Es war ein feuerspeiender Drache, ein störrischer Titan, der seine Opfer in den Wahnsinn trieb. Jeder Knopfdruck war eine epische Schlacht, ein Kampf auf Leben und Tod – oder zumindest auf Wachsein und Erschöpfung.

Die Maschine knurrte erneut tief aus ihrem Inneren, als ich den Kaffeebohnenbehälter öffnete. Die Bohnen lagen dort wie kostbare Juwelen in einer Schatzkammer. Doch sobald sie mit der Mühle in Berührung kamen, schrie die Maschine auf wie eine Sirene, die den Untergang ankündigte. Ein blendendes Warnlicht flackerte auf, als wolle die Maschine sagen: „Versuch es, wenn du dich traust, Sterblicher!“

Ich kämpfte weiter. Meine Stirn bereits mit Schweißperlen bedeckt, versuchte ich die widerspenstige Kreatur zu bändigen. Abermals überprüfte ich den Wasserstand, säuberte den Filter und betete zum Kaffeegott. Doch das Biest ließ sich nicht so leicht besänftigen. Es hatte Durst nach mehr – nach Blut, Schweiß und Tränen.

Als sich die Minuten immer weiter dehnten, gab ich schließlich auf, seufzte schwer und beschloss, den Kampf für heute zu beenden. Gerade als ich mich abwandte, ertönte ein leises Plätschern. Ungläubig drehte ich mich um. Ein dünner, heißer Strahl Kaffee floss plötzlich in die Tasse. Die Maschine schnurrte zufrieden, als hätte sie ihr Opfer endlich bezwungen. Ein böser Triumph glitzerte auf ihrem Display.

Und so wiederholte sich das Ritual, Tag für Tag, Woche für Woche. Es war ein Krieg, den ich niemals gewinnen konnte. Und doch stand ich jeden Morgen auf, bereit für die nächste Schlacht. Denn manchmal, manchmal sind es die kleinen Dinge, die uns in den Wahnsinn trieben.

Gleichwohl wusste ich eines sicher: Morgen würde ich es wieder versuchen. Die Kaffeemaschine des Grauens würde mich nicht brechen – noch nicht.

© Kreative-Schreibwelt 2024-09-11

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Hoffnungsvoll, Challenging, Hopeful
Hashtags