Im Mai am Meer

Christina Fröhlink

von Christina Fröhlink

Story

Noch vor 6 Uhr am Morgen haben wir den Elbtunnel hinter uns gelassen. Der Hamburger Hafen und die Lichter der Stadt liegen nun weit hinter uns und wir fahren auf der Autobahn entspannt weiter Richtung Norden. Es wird langsam hell und ich genieße den Ausblick auf die Weite der Wiesen und Weiden. Gelegentlich unterbrechen Windkraftparks die Harmonie der Landschaft, doch die Räder bewegen sich kaum in der leichten Brise.

Es ist ein angenehmer Morgen mit einer Temperatur von bereits 15 °C. Es ist zwar erst Mai, doch es verspricht ein sehr warmer Tag zu werden. Wir sind bereits vor drei Uhr heute Morgen aufgebrochen, um das Verkehrschaos im Berufsverkehr um Hamburg zu meiden. Obwohl der Tag sehr früh begonnen hat, sind alle zwar etwas müde, doch gut gelaunt. Meine Eltern sitzen vorne im Wagen, ich hinten, zwei Hunde im Kofferraum. Obwohl ich mich während der ersten Stunden unserer Reise auf meine Netflix-Serie auf dem Handy konzentriert hatte, bin ich nun in Urlaubsstimmung. Mein Vater hat bereits den obligatorischen Radiosender R.SH eingestellt und es läuft Musik der 90er.

Das Handy meiner Mutter klingelt. Meine Schwester, die mit ihrer Familie bereits einen Vorsprung von etwa einer halben Stunde hat, meldet sich mit einem Update. Kurz vor Hamburg hatte mein Vater leider eine falsche Ausfahrt genommen und war statt in Richtung Elbtunnel in die Stadt abgebogen. Nun hatten wir wenigstens alle einmal beim Vorbeifahren St. Pauli und die Reeperbahn gesehen … Eigentlich waren wir mit zwei Autos zusammen losgefahren. Nun vereinbaren wir, in Husum eine gemeinsame Pause zu machen, bevor wir den letzten Teil der Reise antreten würden.

Bis Husum ist es tatsächlich nicht mehr weit und wir suchen uns einen großen Parkplatz in der Nähe des Hafens. Ich freue mich, denn man kann bereits das Meer riechen. Die ganze Familie, inklusive der drei Hunde, sieht sich ein wenig in der Stadt um. Meine Schwester und ich kaufen uns bunt gemusterte Gummistiefel in einem netten kleinen Schuhgeschäft. Anschließend gehen wir alle ein Eis essen, bevor wir uns wieder auf den Weg machen.

Es sind noch etwa dreißig Kilometer bis zu unserem Ferienhaus, doch der Weg kommt uns nach der langen Fahrt sehr kurz vor. Alle sind nun hellwach und aufgeregt. Ein Ferienhaus direkt am Deich, mit dem Fahrrad nur etwa fünfzehn Minuten bis zum Meer bei Dagebüll. Das Wetter scheint mitzuspielen und wir freuen uns. Das Haus wirkt freundlich und hat einen großen Garten für die Hunde. Als wir vor der Haustür halten, strecke ich mich kurz und öffne die Autotür. Mir weht jedoch nicht nur die angenehme Meeresluft entgegen. Der Duft frisch gemähten Grases hängt in der Luft und als ich sehe einen Traktor auf dem Deich das Gras mähen. Ich muss niesen. Ich war davon ausgegangen, die Allergie zu Hause gelassen zu haben. Etwas verwirrt sagt meine Mutter: „Und wir dachten, die Meeresluft wäre gut für dich!“ Ja … das dachte ich auch. Die Pollen scheinen an der Küste jedoch zeitversetzt unterwegs zu sein. Wieder muss ich mehrmals nacheinander niesen. So bleibt es den ganzen Urlaub lang – Niesen, Fieber, noch mehr Niesen … So schön es am Meer ist, ich fahre nie wieder im Frühling dorthin!

© Christina Fröhlink 2025-03-25

Genres
Anthologien
Stimmung
Reflektierend, Entspannend