Jüngstes Abenteuer und beste Freundin

Maria Büchler

von Maria Büchler

Story
Feldkirch

Im Telegrammstil: Kürzlich beim Hausarzt zur Kontrolle. Blut wird abgezapft, bekomme Termin in einer Woche. Öffne am nächsten Tag 11:00 Uhr mein Outlook. Hausarzt hat am Vortag um 20:00 Uhr Email geschrieben: „Umgehend bei Ambulanz Interne vorstellen, Dr. XY weiß Bescheid.“ Sonst nichts. Wundere mich, fahre aber zittrig und unsicher wie noch nie mit Bus zum Spital.

Dr. XY längst weg, da Nachtdienst gehabt. Jetzt bereits Mittag. Ratlosigkeit von Pontius bis Pilatus, stundenlang in Ambulanz. Schicke mehr aus Jux und Langeweile bester Freundin namens L ein WhatsApp. Sie kommt, warten gemeinsam mehrere Stunden, bis Untersuchungen fertig und endlich Bescheid: „Sie bleiben da, haben exorbitant Zucker, fast 700.“

Gebe ihr Wohnungsschlüssel, sie holt gepackten Notfallkoffer aus meinem Keller, bringt alles Nötige, erledigt Bibliothekspflichten für mich. L ist ein unbezahlbarer Schatz!

Werde ins Zimmer gekarrt. Dort lustige Kolleginnen, leider nur 2 Tage lang. Dann kommt abends demente 90-Jährige, macht viel Radau, reißt den Port aus, ruft nach Kindern, spricht täglich vom Sterben, schreit nach Hilfe, hat zudem Lungenentzündung. Schwestern kommen allmählich seltener, sind zwar sehr nett, aber überarbeitet.

An Schlaf nicht zu denken. Bekomme „guten Stoff“. Um Mitternacht wird Nachbarbett lautstark entfernt, da Zimmer eng, ein neues wird eingeschoben. Mit ihm äußerlich etwas ungewöhnlich aussehende zweite Nachbarin mit entsetzlichen Schmerzen, erweist sich bald als sehr nett und hilfsbereit. Schlafpille jetzt wirkungslos. Nachtbruder empfiehlt mir, bis zum Morgen zu spazieren, gibt mir aber trotzdem noch etwas.

Paar Tage turbulent (demente Greisin), aber Humor hilft. Kann jetzt selber Blutzucker messen und lerne spritzen. Schwestern sehr geduldig, besonders eine Schwarze.

Bekomme täglich Besuch. Hätte nie gedacht, dass so viele Freundinnen. Haben mich nach dem 700-er Hammer und den vielen Verzichten aufgerichtet, bin allen sehr, sehr dankbar, auch für die WhatsApps.

Essen gut, aber kein Hunger. Mir fehlt das Obst. Bett ungünstig, gehe seither vor Schmerzen krumm. Arzt meint: „Schief gelegen“. Hoffentlich hilft Kytta. Dennoch: Insgesamt ein Abenteuer.

Am 8. Tag heim, da Bett gebraucht. Engel L holt mich ab, fährt zur Apotheke, bringt mich in Wohnung. Ein wahrer Schatz! Glücklich, wer eine solche Freundin hat. Ich würde dasselbe für sie tun.

Liebe L, die Story ist für dich. Ich kann nicht oft genug DANKE sagen!

Foto: Alexander Grey / unsplash


© Maria Büchler 2024-02-08

Genres
Lebenshilfe, Biografien
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Emotional, Hoffnungsvoll, Angespannt