Kanarische Kapriolen

NeleChryselius

von NeleChryselius

Story

Letztendlich hatte dieses jäh endende Insel-Hopping doch etwas Gutes. Nachfolgende Flug-Erlebnisse habe ich mit ein wenig mehr Gleichmut überstanden.

Von Singapur starteten wir direkt in ein Gewitter, das Gerumpel trieb mir den Schweiß auf die Stirn.

Während wir stundenlang auf den Abflug von Baltra/Galapagos warteten, weil das Flugzeug defekt war, durften wir die Reparaturarbeiten durch das große Panoramarfenster verfolgen. Der Pilot höchstpersönlich kroch mit einem Schraubendreher in die Turbine, um die Maschine flottzumachen. Unser Freund, selbst Hobby-Flieger, kommentierte das Geschehen mit den Worten: “Leute, was wollt ihr, immerhin hatten wir einen wunderschönen Urlaub!” Das war genau das, was ich nicht brauchte.

Aber, wie eingangs geschrieben, ich war durch mein Kanarisches Insel-Hopping gewappnet. Schlimmer konnte es nicht werden!

Ich selbst hatte diese Super-Idee, die Kanarischen Inseln hopsender Weise zu besuchen. Meine Flugbegeisterung hielt sich zu diesem Zeitpunkt in sehr kleinen Grenzen. Fünf Flüge in zwei Wochen, ich weiß nicht, was mich geritten hat, das vorzuschlagen. Der Flug von München nach Lanzarote war soweit ok, auch den zweiten nach Gran Canaria hab ich gut überstanden.

Und nun kam der schicksalshafte nächste Hopser, nach La Palma sollte es gehen bzw. fliegen.

Was wir nicht wussten: Die Iberia versuchte seit zwei Tagen vergeblich, den Flughafen von La Palma anzufliegen. Die starken Winde ließen allenfalls eine kurze Tuch- bzw. Betonfühlung zu, dann musste die Maschine wieder abdrehen. Ob das Kabinenpersonal bereits mehrere erfolglose Versuche hinter sich hatte, weiß ich nicht. Das Schweigen der Stewardessen, die fahle Gesichtsfarbe, ihre Angespanntheit konnte ich nicht deuten. Das Flugzeug schaukelte in Richtung Rollfeld, die hektische Durchsage des Flugkapitäns, ausschließlich in Spanisch, wurde bei der nächsten Böe mit grellen Schreien der Passagiere beantwortet. Ein kurzer heftiger Aufprall hätte das Manöver beenden können – aus meiner laienhaften Sicht. Aber weit gefehlt, der Kapitän startete durch und – schwieg.

Was nun? Auch die Stewardessen schauten sich ratlos an. Der Pilot flog eine großzügige Kurve – zurück nach Gran Canaria? Leider nein, er versuchte, ein zweites Mal zu landen. Aber er schonte meine Nerven und gab dieses Mal früher auf. Wir gewannen an Höhe und konnten daraus schließen, dass für heute Schluss war mit den Landemanövern.

Vielleicht waren wir die einzigen, die gerade das erste Mal in den letzten zwei Tagen nach La Palma wollten. Ein anderer Passagier erzählte uns, dass dies gerade sein vierter Versuch war. Wie oft er versuchte, in den nächsten Tagen das gebuchte Ferienhaus zu erreichen, entzieht sich meiner Kenntnis.

Leo und ich marschierten nach der glücklichen Landung auf Gran Canaria schnurstracks zum Iberia-Schalter, um alle weiteren Insel-Hopping-Tickets zurückzugeben -der Preis wurde uns anstandslos erstattet.

© NeleChryselius 2022-03-08

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