Kapitel 11: Traumort

Raja erkannte, trotz der Trostlosigkeit des Landes, die Region wieder: Radanien. Hier gab es, unweit von Teran, eine ähnliche Flora, bis auf die Palmen. An ihnen wuchsen purpurne runde Früchte. Die sogenannten Traumkugeln. Ass man sie, kam man in einen halogenen Zustand, in dem Leute schon von Dächern gesprungen waren, weil sie glaubten, fliegen zu können. Es gab einen wahren Drogenhandel mit ihren zermahlenen Kernen.

Der Stoff, aus dem die Träume sind. Raja lachte trocken auf. Gwendolyn schaute sie fragend an.

„Eine meiner Straßenbekanntschaften ist an einer Überdosis gestorben. Ich habe ihr zuerst die Haare und später die Hand gehalten.“ Das Bedürfnis dieses Erlebnis mit Tränen aus ihrem Körper zu spülen stieg in ihr auf, aber sie atmete einmal tief ein und durch die Nase aus, wie es ihr Xenia bei einem Trinkspiel in ihrer Taverne gezeigt hatte. Eigentlich gegen Übelkeit, aber hierbei funktionierte es genauso gut.

„Manche Mönche nehmen es in geringen Dosen ein, um in einen tiefen meditativen Zustand zu gelangen. In seltenen Fällen muss einer gebändigt oder auf die Krankenstation gebracht werden. Ich halte mich von solchen körperzerstörenden Substanzen fern.“

Raja nickte ihr zu und richtete den Blick wieder geradeaus.

Als sie auf der Kuppel der Düne ankamen, erstreckte sich vor einen eine kurze, aber breite Oase und direkt dahinter eine Schlucht. Von dem grünen Fleck führte ein Fluss dorthin und verschwand in die bodenlose Tiefe. In der Mitte war ein kleiner See, an dem bunte Blumen mit schweren Düften wuchsen und einige Kamele stillten ihren Durst. Raja hätte gern den Rest ihres Lebens oder zumindest den Rest des Tages an diesem harmonischen Ort verbracht. Tatsächlich gebar ihr Gwendolyn abzusteigen. Ihre Reittiere und die dazu gebundenen Dromedare trotteten zum kühlen Nass und auch die beiden Frauen nahmen einige Schlücke vom Rand des Sees.

Als Raja ihre dunklen Finger ins Wasser hielt, geschah es.