von Amira Tarabah
In den ehrwürdigen Hallen des verlassenen Herrenhauses hing das Gemälde, das die Finsternis selbst einzufangen schien. Die Augen der Figuren auf der Leinwand folgten jedem Schritt von John Harper, als er den Raum betrat. Die flackernde Kerze warf gespenstische Schatten auf die unheimlichen Szenen, die das Bild bevölkerten.
Harper konnte nicht anders, als sich von der Faszination des Gemäldes gefangen nehmen zu lassen. Die dargestellten Personen schienen lebendig zu sein, ihre verklärten Gesichter von einer undefinierbaren Melancholie gezeichnet. In der Mitte des Bildes stand die Figur mit dem Umhang und der Laterne, und ihre Augen durchdrangen Harpers Seele.
Je länger er das Gemälde betrachtete, desto intensiver spürte er eine unheimliche Verbindung zu den dargestellten Gestalten. Als er sich vorbeugte, um die Einzelheiten zu betrachten, hörte er ein leises Flüstern, das nicht von den Lippen der Figuren zu kommen schien, sondern direkt aus der Leinwand.
Das Gemurmel verwandelte sich in gedämpfte Schreie, als die Personen auf dem Gemälde begannen, sich zu bewegen. Panik ergriff Harper, doch seine Füße schienen am Boden festgewachsen zu sein. Die Figuren traten aus dem Bild und wandten sich ihm zu. Ihr Blick bohrte sich in sein Innerstes, und er spürte, wie die Kälte der anderen Welt ihn umhüllte.
Plötzlich wurde der Raum von einer eisigen Brise erfüllt, und die Figuren schienen durch die Wände des Herrenhauses zu schreiten. Harper wagte einen Schritt zurück, doch die Gestalten folgten ihm. Sie flüsterten verstörende Prophezeiungen, und das Gemälde schien die Tore zu einer anderen Dimension zu öffnen.
Verzweifelt versuchte Harper, das Gemälde abzudecken, um den Blick der Figuren zu brechen, doch seine Hände durchdrangen die Leinwand wie Nebel. Die schattenhaften Gestalten näherten sich unaufhaltsam, und das Flüstern wurde zu einem Crescendo schauerlicher Klänge.
In einem Akt purer Verzweiflung riss Harper seine Augen von dem Gemälde los und stolperte rückwärts. Der Raum schien sich zu verdunkeln, und das Gemurmel der Figuren hallte in seinem Kopf wider. Mit einem letzten Blick zurück sah er, wie die Gestalten langsam in die Leinwand zurückkehrten, ihre Augen aber weiter auf ihn gerichtet blieben.
Als die Tür des Raums hinter ihm zuschlug, kehrte eine trügerische Stille zurück. Harper stand atemlos in der Dunkelheit, während das verstörende Gemälde auf seinem Platz hing, als hätte es nie die Schatten seiner eigenen Existenz offenbart.
© Amira Tarabah 2023-12-29