Kein-Bock trifft auf Sport

Michelle Weber-Risse

von Michelle Weber-Risse

Story

Gereizt. Gelangweilt. Die ganze Woche über. Keine konkrete Ahnung, woher es kommt. Wochenende steht vor der Tür, doch das hebt nicht wirklich meine Laune. Einfach kein Bock…auf nichts und niemanden.

Sport steht an. Noch weniger Lust.Innerlich weigere ich mich, überhaupt aufzustehen und mich umzuziehen. Doch ich stehe auf. Es ist wie ein Automatismus.

„Schlechte Tage sind wichtige Tage“, klingt es in der hintersten Ecke meines Gehirns. „Um Ziele zu erreichen, reicht die Motivation nicht aus. Auch Disziplin gehört dazu. Der Sieger erscheint zum Training. Der Gewinner taucht auf und geht auf die Matte. Der Verlierer kommt gar nicht erst.“

Das sind Gründe, warum ich aufstehe. Warum ich zum Training fahre.Ich will ein Sieger sein. Ich habe Ziele. Ziele wollen erreicht werden. Ich komme zum Training.

So verlockend es gewesen wäre, das Training abzusagen; das Einzige, woran ich denken kann ist:ICH will ein Sieger sein! Ich WILL ein Sieger sein! Ich will ein SIEGER sein!

Trainer kommt. Wir begrüßen uns. Eigentlich sollte heute mein Trainingsplan sein. Doch mein Trainer ist gut. Ihm etwas vorzumachen ist kaum möglich. Er merkt, dass etwas anders ist. Null Bock, aber ich bin da. Ich habe nicht abgesagt. Ich bin da. Genau das sage ich.

Spontane Planänderung. Während ich mich mit dem Warm-Up starte und ein paar Mobilisationsübungen ausführe, holt er etwas, was für den Plan B benötigt wird.

Volleyball. Mein ester Gedanke war nur: oh Gott nein, ein Ball.

Meine Unlust zieht sich über den ganzen Tag, die ganze Woche. Was sollte ein einziger Ball daran jetzt ändern?

Wir fangen mit den Grundlagen an. Baggern und Pritschen. Pritschen und Baggern. Der Ball kommt nicht immer da an, wo ich ihn haben will. Renne hinterher. Weiter geht es.

Auch wenn man es nicht denkt, ist es sehr anstrengend. Trainieren ohne zu merken, dass man trainiert. Bestes Training. Mit jedem Wurf, jedem Baggern und jedem Pritschen werde ich besser. Es fängt an, Spaß zu machen.

Die lockere Art vom Trainer, die Sonne, die mein Gesicht wärmt und das Spiel heben meine Laune. Es war eine gute Entscheidung. Ich bin aufgestanden. Ich habe nicht abgesagt.

Ich BIN ein Sieger. Ich bin erschienen. Ich gehe mit einem Lächeln auf den Lippen.

Um nichts auf der Welt würde ich das Training missen wollen.

Es wird nicht immer gut werden. Es wird schlechte Momente geben. Doch wichtig ist nicht, wie das Training war. Wichtig ist, dass man hingeht.

Ins TUN kommen. Das ist das Geheimnis.

© Michelle Weber-Risse 2022-07-29

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