kein kuss- smiley.

Sabine Höller

von Sabine Höller

Story

„Kein Kuss- Smiley??“

„Kein Kuss- Smiley.“ sagt meine beste Freundin mit Grabesstimme. Er hat geschrieben und ich habe soeben eine detaillierte Beschreibung seiner Nachricht erhalten.

„Zwinker-Smiley?“, stoße ich aus zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie rauft sich nickend die Haare. An der Wand hinter mir sucht sie nach einem Fünkchen Hoffnung. Ich schlürfe einen Schluck Haferlatte aus dem Häferl. Sie hat ihn gefunden.

„Ein Zwinker- Smiley ist aber jetzt per se nicht schlecht, oder?“

Ich schlucke die viel zu heiße Haferlatte und spüre den Schmerz im Rachen. Ich zucke die Schultern

„Ich zwinkere, ich bin höflich, aber ich will jetzt auch nicht ZU nett sein.“

„Hach.“

Wir gehen die Nachricht von ihrem Hawi nochmal Wort für Wort und Satzzeichen für Satzzeichen durch:

„Was heißen die drei Punkte?“

Ich ringe die Hände. „Die können ALLES heißen. Ich stell mir die so vor wie einen Seufzer. Ein Seufzer voller Verlangen vielleicht?“

„…oder es ist eine Art Luftanhalten. Das wär schlecht.“

,Hey du‘ kann man auch auf hunderttausend verschiedene Arten sagen. Uns fallen aufs erste vier ein.

Zum Beispiel ein tief beginnendes Hey duuu, das entlang der Us einen höher werdenden Gradienten bildet und am letzten U wieder tiefer wird. Und damit unheimlich flirty klingen würde. (Wie Joey Tribbianis How Youu Doin.)

Oder. Das Hey höher als das du. Was einen Unterschied macht und einen entschuldigenden, ja fast gleichgültigen Unterton bekommt. (Wie Hey Jude von den Beatles)

Oder, noch schlimmer. Hey.du. Monoton. Die ultimative Gleichgültigkeit.

Oder. Am schlimmsten. Das monotone Hey du einen Halbton tiefer! Es ist das Schlussmach- Hey du. Das, das klingt wie ein schlechtes Gewissen, gepaart mit einem halb herausgekommenen Rülpser.

Als unser Kaffee fast leer und die Torte erschöpft aufgegessen ist, haben wir immer noch keine Ahnung, was Hawi eigentlich meint. Wir müssen also quasi blind zurückschreiben. Ins Blaue hinein. Ohne eine Ahnung zu haben, was er denkt.

„Man müsste Nachrichten vertonen können“, sagt meine Freundin, „Smileys zum Beispiel, Satzzeichen zum Beispiel. ,Hey du‘ zum Beispiel!“

„Jaaa jaaa jaaa“, sage ich und denke an Dominik Rabl, den charmanten Enddreißiger, bereits mehrfach portraitiert bei Willkommen Österreich von, der Geräusche produziert und angekündigt hat Smileys vertonen zu wollen.

Meine Freundin nickt eifrig mit Backen voller Milchschaum.

„Die Nachricht an sich zum Beispiel! Damit man gleich vorher weiß, obs eine gute oder schlechte Nachricht ist.“

Frau müsste dann nicht so viel Geld für Kaffee und Kuchen ausgeben müssen um in Kaffeehäusern Codes von SMS- Nachrichten, wie der folgenden, zu knacken:

,Hey du… machen wir nächste Woche? ;)‘

Wir wechseln auf Spritzer. Wir antworten. Und gehen aufs Ganze. Wir schicken ein ,Ok!‘

Mit Kuss- Smiley.

© Sabine Höller 2020-06-08

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