Klabautermann mit Einschränkungen

Ronny Billhardt

von Ronny Billhardt

Story

Roland Krabbennetz mein Name. Seit Jahrhunderten schon bin ich auf so manchem Schiff dieser Welt Zuhause. Klabautermann mit Leib und Seele … obwohl Leib hier wohl etwas falsch ist, da ich nicht mehr Lebe. Ich bin ein Geist der auf Schiffen umher spuckt, aus Spaß den Matrosen Angst einjagt und den Kapitän vor Gefahren warnt. Seit dem Mittelalter existieren die meinen und dienen der Schifffahrt mit Stolz und Ehre. Nur ich muss zugeben, dass ich langsam die Nase voll habe! Schon länger triste ich mein Dasein auf den Schiffen der Bundesrepublik Deutschland und die Herrschaften dieser Nation haben nichts Besseres zu tun, als mich jeden Tag mehr einzuschränken.

Während ich meinem Tagewerk nachgehe und das Schiff auf Gefahren überprüfe schepper und rassel ich um zu zeigen, das ich da bin. Als dem Kapitän von seltsamen Geräusche berichtet wurde, versammelte er die Mannschaft um sich und verwies auf die Schifffahrtsvorschrift, die besagte das unnötige Geräusche an Bord zu vermeiden sind, da dies eine Lärmbelästigung darstellt. Bitte was? Mehr habt ihr nicht zu sagen? Glaubt ihr nicht mehr an mich? Ich will euch doch nur beschützen. Aber bitte, dann gehe ich ganz nach Vorschrift von Bord um niemanden zu Stören! Doch auf dem nächsten Schiff wurde es nicht besser. Ein Kreuzfahrtschiff mit mehr als 4000 Menschen an Bord, perfekt für ein bisschen Spuckt. Kaum ist die Sonne untergegangen, beginnt der Spaß. Während viele der Gäste in einer Bar oder Disco an Bord sind, treibe ich mein Unwesen in den Kabinengängen. Rasseln mit den Ketten, lautes Schlurfen über den Gang und schweres Stöhnen, bis mich ein Aufseher direkt anspricht und bittet dies zu unterlassen. „Ich bin ein Klabautermann das gehört zu meinem Job“, entgegne ich. Doch der Mann winkte nur ab. „Krach können sie woanders machen, aber nicht hier! Lassen sie unsere Gäste Schlafen oder es wird Konsequenzen haben.“ Konsequenzen für einen Geist? Langsam falle ich wirklich vom Glauben ab. Hat den hier keiner mehr Respekt vor mir? Ich beschütze das Schiff und dafür möchte ich nur Spaß haben. Außerdem kann ich die Disco bis hierher hören und seid wann überhaupt sind Schiffe so überladen und wie eine Stadt auf dem Wasser? Ich habe nichts dagegen aber ihr Menschen macht hier auch nichts anderes, als an Land. Dafür wurden Bote nicht erfunden und unter solchen Bedingungen wollte ich nicht Poltergeist sein. Doch es hilft nichts. Ganz egal wie viel ich tobe und spucke keiner in der Deutschen Schifffahrt, interessiert sich für mein Wohlbefinden. Wenn ich spucke, werde ich mit Sanktionen zum Schweigen gebracht. Eine neue Vorschrift: Kein Ketten Rasseln mehr nach 22:00. Und ja auch ich muss mich an solche Regeln halten. Auch ich bin Matrose. Jetzt fragen sie sich sicher, warum ich dann überhaupt noch auf deutschen Schiffen lebe. Die Antwort ist einfach. Unter anderen Flaggen hatte ich auch nicht mehr Glück. Zum Beispiel warnte ich einst einen Kapitän im Jahre 2021 noch vor dem Auslaufen vor einer Seuche, die an Bord ausbrechen würde, doch er ließ mich nur vertreiben. Und im Jahre 2012 versuchte ich einen Kapitän vor einem Felsen zu warnen, auf den er zusteuerte, doch er ignorierte mich, tat mich und meine Warnung als Hirngespinste ab und steuerte in sein Verderben. Am Ende wurde nur gerufen, warum hat niemand etwas gesagt? Bin ich niemand? Was kann ich dafür wenn mich jeder ignoriert. Schade ist es nur trotzdem um die Schöne „Costa Concordia“.

© Ronny Billhardt 2025-04-21

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Komisch