Last Missing Piece – Kapitel 1, Teil 2

Melina Dürr

von Melina Dürr

Story
Paris, Frankreich

Grundsätzlich habe ich mich immer mit meinen Pflegegeschwistern gut verstanden, aber als gleichwertiges Geschwisterkind wurde ich nie anerkannt. Auch nicht von meinen Geschwistern.
Mit meinen Pflegeeltern im Vergleich hatte ich nie ein gutes Verhältnis gehabt, von Anfang an nicht, da sie mich immer verbal oder körperlich verletzt haben, indem sie mir vorhielten, was ein dummes Kind ich doch wäre und dass aus mir eh nichts werden würde oder manchmal nahm mein Pflegevater seinen Gürtel in die Hand, der aus Leder bestand, und schlug mich damit mehrmals auf den Rücken und Beine. Daher kommen auch die ganzen Narben an meinem Körper.
Ein Blick auf meine Narben reicht, um eine schmerzhafte, traumatische Gänsehaut über meinen Rücken zu entfachen. Mein Magen zieht sich jedes Mal zusammen bei dem Gedanken an den Gesichtsausdruck meines Pflegevaters auf meinen von seinen Gürtelschlägen zugerichteten Körper nachdem er mich zitternd am Boden zurückließ und im nächsten Moment wieder zu mir zurückkam, um mich anzuschreien, warum ich so unnütz am Boden liegen würde.
Man muss dazu sagen, dass er meiner Ansicht nach seit einigen Jahren einen Hirntumor hat, der sich auf meine Intelligenz und Psyche auswirkt. Hoffentlich stirbt er dran! Körperlich oder pyschisch ist mir gänzlich egal….
Man kann also sagen, dass ich nicht gerade eine schöne, friedliche Kindheit hatte.
Aufgenommen in die Pflegefamilie wurde ich durch eine Hilfsorganisation für Waisenkinder namens LDB. Im Alter von 3 Jahren wurde ich in diese Pflegefamilie gesteckt.
Ob sie es für Geld taten oder nicht, wusste ich anfangs nicht, doch nun wurde es mir klar, dass auf jeden Fall Geld im Spiel war aufgrund der Vorwürfe und Misshandlung mir gegenüber von meinen Pflegeeltern.
Im Alter von 9 Jahren lernte ich meinen besten Freund kennen, Pierre. Seit der Grundschule machen wir praktisch alles zusammen. Er ist nur ein Jahr älter als ich und wir verstehen uns wie als wären wir eine Person. Er war meine einzige Stütze in der Zeit bei meiner Pflegefamilie. Er tröstete mich, weinte mit mir und nahm mich immer, wenn ich es brauchte in den Arm. Er war genau das, was ich in dieser Zeit brauchte, sonst weiß ich nicht, ob ich noch leben würde.
Komischerweise habe ich von ihm seit einigen Wochen nichts mehr gehört. Er war zwar schon seit einigen Monaten unterwegs wegen seiner Großmutter, aber sich nicht bei mir zu melden, ist sehr sehr untypisch für ihn, da wir uns immer alles erzählen und mit alles meine ich auch alles. Und wenn es noch so unbedeutend ist, mit Pierre teile ich mein ganzes Leben, alles, was mir passiert und ihm passiert, tauschen wir untereinander aus.
Als ich nun durch meine Küche ein weiteres Mal schreite, entdecke ich plötzlich meinen Haustürschlüssel zwischen zwei Kochbüchern auf der Küchenablage. 
Huch, wie sind die denn dahin gekommen? 
Hastig greife ich nach meinen Schlüsseln und drehe mich um. Mit großen Schritten gehe ich auf meine Wohnungstür zu und öffne sie. Als ich hindurchgeschritten bin, drehe ich mich nochmal um und ziehe die Tür zu, anschließend verschließe ich sie schnell und gehe die Treppen hinunter auf meinen Tesla zu. 

© Melina Dürr 2023-12-20

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Herausfordernd, Emotional
Hashtags