von Wortklauberin
Leben bedeutet Veränderung sagte der Stein zur Blume – und flog davon.
Unter tausenden von Kalendersprüchen ist dies unbestritten mein liebster. Wie leicht kann ich mich zu ihm bekennen, ist mein Leben doch über sechs Jahrzehnte ohne große Verwerfungen verlaufen, im Gegensatz zu vielen anderen Lebensläufen in meinem Umfeld.
Trotzdem, das Leben kann einfach oder auch sehr kompliziert sein. Je nachdem, in welchem Raum meines Gedankengebäudes ich mich befinde. Ein hingeworfener Satz, dem jeder Aussenstehende einen profanen Inhalt attestieren würde, liegt vor mir – auf der Goldwaage. Vorher habe ich ihn in seine Worte zerlegt, die einzelnen Buchstaben nach Zwischentönen abgesucht. Worthülsen entfernt. Er beginnt mit W, I, R – wir. Ein kleines Wort, das im Augenblick ein ungeheures Gewicht hat. Das ich im Augenblick auf den Prüfstand gestellt sehe. Ich zerbreche mir den Kopf, ob es nur als eingeübte Floskel gebraucht wurde oder ob ihm der Inhalt der Zusammengehörigkeit innewohnt. -Jeder in seiner Welt- wie viele Philosophen haben sich schon an diesen Gedankengängen abgearbeitet. Was für den Einzelnen die Realität, wenn es sie de facto so überhaupt gibt,bedeutet, weil jeder sie anders deutet. Nicht selten bringe ich mein Gegenüber an den Rand der Verzweiflung, wenn ich das Gesagte zerpflücke, den Sinn vielleicht tatsächlich verändere, aber manchmal vielleicht auch an die Wahrheit hinter den Worten rühre.
Jetzt also dieses kleine Wort “wir”. Es wiegt schwer, zukunftsbestimmend, in meiner Wahrnehmung, in diesem Augenblick.
Ich nehme es von der Waage und erinnere mich an meinen Lieblings- Kalenderspruch.
Leben heißt Veränderung und fühle, das ich im Fall der Fälle bereit bin das Fliegen zu lernen.
© Wortklauberin 2019-04-11