von G.F. Stöger
Lebkuchen – der Inbegriff von Weihnachten. Jeder kennt den Duft. Er zählt glühende Anhänger ebenso wie Haters zu seinen Followern.
Der Duft weckt Gefühle und Erinnerungen in Bildern. Ob gute oder schlechte liegt wohl in jedem seiner Lebensseele begraben.
Ich selbst backe bereits Mitte November die dreifache Rezeptmasse, um erstens an Heiligabend noch welche auf dem Keksteller platzieren zu können und zweitens für das Lebkuchenhaus, welches liebevoll verziert nach den Feiertagen der Abrissbirne zum Opfer fällt.
Heuer gab es die ersten Lebkuchen bereits Ende August! im heimischen Supermarkt käuflich zu erwerben. Ich widerstand bis Oktober. Dann wurde ich schwach …
Jetzt, Ende Oktober, besuchten wir bereits zum dritten Mal die Produktion der berühmtesten der Köstlichkeiten – die Lebkuchenmanufaktur Pirker in Mariazell. Es ist auf’s Neue faszinierend, wieviel Handarbeit in den vielen unterschiedlichen Leckereien steckt.
Man versteht, warum die Waren so teuer sind: Honig, Mehl und Zucker aus der Region, Gewürze höchster Qualität und Arbeitsplätze für über 100 Leute haben ihren Preis. Und diesen zahle ich gerne. Gerade jetzt, wo Mariazell keine Pilger aus dem Ausland empfangen darf, ist es umso wichtiger, die heimische Wirtschaft zu unterstützen.
Nach der Besichtigung ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, ausgiebigst einzukaufen. Mit Ribiselmarmelade (= Johannisbeere) gefüllter, schokoladeüberzogener Lebkuchen für mich, reiner für Sohnemann, vanillegefüllte, weißschokoladig getunkte Lebkuchenstangen für Madame und das Highlight – Lebkuchenbrösel für weihnachtliche Desserts.
Hungrig gönnten wir uns anschließend eine Einkehr im Pirker Café. Und was ich dort entdeckte, sprengt jegliche Vorstellungskraft für die Fülle der Möglichkeiten aus Lebkuchen Kunstwerke zu erschaffen. Auf dem Weg zur Toilette mit über Steine plätscherndes Wasser kam ich an der geschlossenen Ausstellung von Lebkuchenhäusern vorbei. Ein verstohlener Blick erhaschte das Häuschen der Hexe, die von Hänsel und Gretel gerade in den Feuerofen geschubst wird. Der Kopf dreht nach rechts.
Da stockt mir der Atem. Die Lebzelter haben doch tatsächlich die Basilika Mariazell und deren Umgebung in kleinem Maßstab nachgebacken. Wahres Handwerk von Meistern ihres Faches. “Faszinierend!”, würde der Lieblingsvulkanier aller Science Fiction Fans schmunzeln.
Nach Besichtigung des renovierten Gotteshauses und Anzünden von Kerzen in der Grotte geht es mit Säcken voll Lebkuchen und vielen Eindrücken und Erinnerungen ab zur Homebase.
Letztgenannte werden wohl bei jedem Bissen Lebkuchen genüsslich aus dem Gedächtnis hervorgeholt werden …
© G.F. Stöger 2020-10-27