von Sandra Leis
Okay, ich gestehe: Ich habe mich der auf mich einprasselnden Erkenntnisflut NICHT freiwillig ausgesetzt. Wie so oft verdanke ich wegweisenden Erfahrungen meiner sehr ausgeprägten Bequemlichkeit mütterlicherseits und meiner Sturheit väterlicher Genanteile. So auch gestern.
Ein Blick aus dem Fenster genügte, um zu sehen, dass es zwar im Moment der Fensterschau trocken war, die schwarzgefärbten Wolken aber nicht mehr lange den flüssigen Aggregatzustand des Wassers zurück zu halten in der Lage waren. Doch ich wollte die drohende nasse Gefahr nicht wahrhaben und zog schirmlos lediglich mit wolliger Kapuzenjacke los, um meine tägliche Outdoorpflichtrunde zu absolvieren.
Nur 3 Minuten des Weges begann sich der Himmel über mich erbarmungslos zu ergießen. Meine Sturheit hinderte mich dem Himmel Sei Dank an der Umkehr.
Erst das Verlassen der Komfortzone lässt uns lernen, wachsen und das Leben in seiner Wahrhaftigkeit spüren.
Erkenntnis 1: Es ist echt ein geiles Gefühl gegen den Strom zu schwimmen, mit dem Wissen, dass man in Kürze wieder lebend das rettende Ufer erreichen wird.
Fazit: So eine Alltagssituation ist eine tolle Übung für den Ernstfall.
Erkenntnis 2: Es wäre sinnvoll, bei Regen im Nacktschutzanzug hinaus zu gehen. 99% wasserdicht, immer dabei. Nachteil der Kleidung: wird klitschnass, bleibt an der Haut kleben, hinterlässt das gewichtige Gefühl eines tonnenschweren Bleianzuges.
Fazit: Weiter leiden, denn dieses Stadium der tabulosen Coolness habe ich echt noch nicht erreicht! Vielleicht im nächsten Leben!
Erkenntnis 4: Wenn ich es in einer günstigen Sekunde schaffe, den Fokus vom eigenen verzärtelten Ego umzulenken auf die mich umgebende Natur, dann werde ich sofort ruhig. Hat jemand von euch schon mal ein Blatt jammern gehört? Eine Pflanze kann bei Regen nicht weglaufen und hadern bringt ihr rein gar nichts. Aber sie kann reagieren, indem sie erstmal alles annimmt, was ihr guttut, darüber hinaus für wasserarme Zeiten punkert und sich vor einem Übermaß mit ihren arteigenen Strategien schützt.
Fazit: Und wieder ist die Natur meine größte Lehrmeisterin!
Erkenntnis 6: Ich bin weder aus Zucker und schon gar nicht geschmolzen.
Fazit: Fettzellen sind nicht wasserlöslich! Hatte ich eigentlich schon in der Schule gelernt.
Erkenntnis 7: Ich habe mich NICHT verkühlt. Kein normaler Mensch erkältet sich, wenn er mal bis auf die Haut durchnässt ist. Nicht, wenn er sich dafür entscheidet, mit dem essentiellen Element Wasser eine liebende Verbindung einzugehen. Wasser, in welcher Form auch immer, als Teil des großen Ganzen zu betrachten und für sein Wohlbefinden zu nützen. Der Geist steht über allem und wir können die Welt mit unseren Gedanken formen.
Größte Erkenntnis: Wir können, dürfen und sollen unserem Menschsein schon auch mal ein von den Medien tituliertes scheinbar SCHLECHTES WETTER mit allen Sinnen zumuten.
Das SCHLECHTE WETTER spüren, hören, schmecken, riechen und am Ende sogar für GUT befinden.
© Sandra Leis 2022-02-17