von Clarissa_Smiles
Im Jahr 1997 und in den Folgejahren sprach sich im deutschsprachigen Raum der sogenannte “Lichtnahrungsprozess” herum, verbreitet vor allem durch das Buch “Lichtnahrung. Die Nahrungsquelle für das kommende Jahrtausend” der Australierin Jasmuheen. Diese hatte die detaillierten Anleitungen nach eigenen Angaben von einem Autoren namens Eric Klein, von dem unter anderem das Buch “Sacred Journey” stammt.
Ihr Buch entsprach dem damaligen Zeitgeist. Vegetarische Ernährung war ein großes Thema, ein weiteres waren Channelings von positiven Außerirdischen, die liebe Leute auf ihre Raumschiffe mitnehmen würden, und einige Mutige wagten sich an die sogenannte Merkaba-Meditation, die sie in anderen Dimensionen katapultieren sollte.
Von Menschen, die nahrungslos leben, hatte ich in Verbindung mit Heiligen und Yogis oft vernommen. Auch der Wert des Fastens war mir vertraut. Die Sehnsucht nach Vergeistigung packte mich. Ich wollte kurzum die Erfahrung machen, wie sich das anfühlt.
Im Jänner 1998 hatte ich Zeit, mich 21 Tage lang zurück zu ziehen. Der Anleitung entsprechend, sollte man in dieser Zeit abgeschirmt von allem Belastenden sein, sich in die Ruhe begeben und keine anderen gewohnten Meditationen praktizieren. In der ersten Woche durfte man den Mund mit Wasser benetzen, aber sollte keine Tropfen schlucken. In der zweiten Woche musste getrunken werden, wobei stark verdünnter unbehandelter Orangensaft empfohlen wurde. Das ist jetzt alles sehr vereinfacht ausgedrückt.
21 Tage in Ruhe und ohne Nahrung, das empfindet man als sehr lang. Am längsten erschien mir der siebenten Tag, an dem ich nach Sonnenuntergang wieder die ersten Schlucke Wasser bzw. verdünnten Saft zu mir nahm.
Wenn man dies einfach nur als reine radikale Fastenkur betrachtet, so hatte diese auf mich eine extrem positive Wirkung. Ich fühlte mich noch Jahre lang danach wesentlich vitaler als zuvor. Ich würde jedoch niemandem anraten, diesen Prozess zu machen, wenn er nicht schon eine ständige Anbindung an das Göttliche in sich hat. Das steht man sonst nicht durch. Es ist eben yogisch durch und durch und nicht ein Experiment für Neugierige und Abenteuer.
Wenn man Kräuter als Arznei nimmt oder für schamanische Reisen, setzt dies auch einen bewussten Umgang voraus. Ähnlich verhält es sich mit der Lichtnahrung. Rückblickend betrachtet, war diese Erfahrung ein Meilenstein in meiner Entwicklung. Was ich dabei erlebte, habe ich damals in einer Broschüre niedergeschrieben, die einige Beachtung fand.
Jasmuheen kam mit einem gescheiterten Selbsttest in Misskredit. Dann auch wegen Menschen, die sich mit dem Lichtnahrungsprozess durch missbräuchliche Umsetzung ins Jenseits beförderten. Jasmuheens naive Querverbindung, man könne mit diesem yogischen Weg das Hungerproblem der Welt lösen, schadeten der Sache noch mehr. 2004 veröffentlichte sie ein neues Buch “Sanfte Wege zur Lichtnahrung. Von Prana leben und weiterhin das Essen genießen.”
© Clarissa_Smiles 2021-03-02