von Аlena Demi
Es ist 1992 und meine Familie hat sich dazu entschlossen aus Russland aus und nach Deutschland zu ziehen. Ich bin die jüngste von 3 Kinder und bekomme nichts von alldem mit. Nachdem wir in Frankfurt gelandet sind, wurden wir von Verwandten meines Vaters mit vollen Tüten begrüßt. Schokolade, Bettwäsche, Töpfe, Schüsseln, Besteck und viel mehr das man zum Leben benötigte. Anschließend wurden wir zur Notwohnung gebracht, das war unser Zuhause, fürs Erste. Wir lebten dort für gerade mal 6 Monate und mein Vater, der schon immer sehr fleißig für seine Familie gesorgt hat, fand Arbeit die für die damalige Zeit echt gut bezahlt wurde. Unsere erste Wohnung war die Akazienstrasse, lebhaft, voller Ausländer und genau richtig für den Anfang. Über die Jahre entwickelte sich die Beziehung zwischen meinen Eltern als hochgradig toxisch, gewalttätig und unecht, was uns Kinder lehrte, dass liebe nicht jeder findet. Meine erste Liebe traf ich in der Grundschule und war überzeugt, dass ich diesen Jungen ewig lieben könnte. Leider beruhte dies nur einseitig denn er selbst hat mich nicht mal gesehen, obwohl ich seine Sitznachbarin gewesen bin. Jahre später sitzen wir auch in der weiterführenden Schule zusammen und er begann mich zu bemerken. Wir führten unsere erste Beziehung, heißt er war mein erster Freund ich seine erste Freundin, wie romantisch würde man jetzt sagen. Ich fühlte mich oft anders als alle anderen. Nie hatte ich dieselben Interessen wie andere Kinder in meinem Alter, ich sah nicht mal aus wie ein normales Kind, ich entsprach weder dem Schönheitsideal noch strahlte ich Selbstbewusstsein aus. Es war das erste Mal das mir Interesse und Zuneigung entgegengebracht wurde. Mein erster Freund. Wenn da nicht der Junge aus der Oberstufe wäre. Dieser eine Junge, bernsteinfarbene Augen, schwarze locken und Athletische Statue. Niemals hätte ich einen Hauch von einer Chance bei ihm dachte ich mir und schmachtete ihn aus der Ferne an. Zu meiner Überraschung trafen sich unsere Blicke während den Pausen regelmäßig. Hätte ich nur damals schon gewusst das dieser bildhübsche Junge, eine große Rolle in meinem Leben spielen wird. Wie der Zufall es so wollte, bauten wir eine Bindung zueinander auf und ich Verlies meinen ersten festen Freund für den Jungen aus der Oberstufe mit den bernsteinfarbenen Augen. Mein Herz pochte, wenn er mir ins Gesicht sah und ich stotterte unkontrolliert. Überwältigt von seiner Perfektion. Nur stellte ich mir oft die Frage, wieso ich? So groß wie die Freude war, dass ich die auserwählte sein sollte, so schnell war die Beziehung vorbei. Nur wenige Tage, was habe ich falsch gemacht? Ich bemühte mich, nicht wie eine verrückte zu handeln und habe das Gespräch mit Gelassenheit genommen. Mehrere Jahre später, er hatte viele Beziehungen wie ich hörte und ich hatte, Naja 2 gescheiterte aber immerhin hatte ich welche wenn auch nicht viele. Dadurch das eine angesagte Gaststätte Eröffnung feierte, hatten meine Freundinnen und ich uns entschlossen diese zu besuchen. Der Tag war eigenartig, ich fühlte mich nicht gut, doch wollte ich nicht absagen und ging trotzdem mit. Sobald ich die Gaststätte betrat, hatte ich ein mulmiges Gefühl. Ich schaute mich um und entdeckte das, was ich am wenigsten erwartet habe. Der Bernstein junge steht hinter der Theke als Barkeeper, in der Gaststätte SEINES Onkels wie sich später herausstellt. Ich wollte einfach im Erdboden versinken. Ich hatte keine Wahl mehr, er hat mich schon gesehen, es ist zu spät umzukehren. Ich folgte den Mädels zum auserwählten Tisch, natürlich haben die den Tisch direkt neben der Bar genommen. Das hat mir noch gefehlt. Gekonnten beachteten S. und ich und nicht. Bis er irgendwann fragte was ich trinken möchte. Ich antwortete das, was ich zu der Zeit gerne trank „Malibu Fanta“, er notierte es nicht einmal und ging hinter die Theke. Ich wartete eine gefühlte Ewigkeit aber es kam kein Getränk an. Ich entschied mich nachzufragen wie lange es noch brauchte, schließlich war eine Mischung die ein vorschulkind in 30 Sekunden geschafft hätte. An der Theke angekommen lacht S. Ganz provokant wie man ihn kennt. Lachend fragte er „Na wie gehts dir, lange nicht gesehen“, ich antwortete nicht. Um ehrlich zu sein war ich nicht darauf vorbereitet, dass er mich überhaupt anspricht also fragte ich nur nach meiner orderung. S. Lachte und meinte „ich wollte nur wissen wie es dir geht, unter vier Augen ein wenig austauschen. Was hast du die letzten Jahre gemacht? ”. Erneut fragte ich nach meinem Getränk, er bereitete es anschließend in Zeitlupe vor und fragte weiter „reden wir nicht mehr miteinander oder bist du mir noch böse?“ und lacht. Natürlich lacht er, anders kenne ich ihn nicht. Ich wartete geduldig, nahm mein Getränk entgegen und meinte beim Gehen „böse bin ich nur auf Menschen, denen ich gegenüber etwas empfinde“. Ja, dachte ich mir, dem hab ich es gezeigt. Im selben Moment tat es mir schon leid. Den restlichen Abend gegenüber verhielt ich mich ruhig und bin relativ zügig nach Hause gegangen.
Ich habe mich lange über meine Antwort ihm gegenüber geärgert. Ich entschied mich am nächsten Tag einiges klarzustellen und verabredete mich mit einer Freundin wieder in der Gaststätte. Als ich hereinkam, hatte ich das Gefühl, ich muss mich übergeben. Wie soll ich das Gespräch anfangen? Oder sollte ich mich direkt entschuldigen? Egal wie aber ich wollte es wiedergutmachen also suchte ich ihn. Scheinbar hat er seine Schicht noch nicht angetreten, also setzten wir uns an denselben Tisch wie den Tag davor. Neben uns stand ein weiterer Tisch an dem ein Mann etwa 30 Jahre alt mit viel Bart, einer schwarzen Mütze, einem schwarzen Mantel und einem schwarzen Regenschirm saß. Meine Freundin wurde direkt auf ihn aufmerksam und fand ich total toll. Ich hingegen mochte sein Erscheinungsbild vorerst nicht, doch das sollte sich ändern. Wir saßen eine Weile und wartetet auf S. doch er kam nicht. Der unbekannte schwarz gekleidete Typ lächelte in meine Richtung und fragte aus dem Nichts, ob er sich zu uns setzen könnte. Ich liebte Horrorfilme und hatte dementsprechend direkt vor Szenarien vor meinem inneren Auge abspielen sehen. Gruselig war er. Meine psychisch labile Freundin war immer mit jedem und allem einverstanden also wedelte sie wie eine irre mit den Händen und freute sich auf seine Gesellschaft. Er begann von sich zu erzählen, wir ein wenig von, bloß nicht zu viel. Wer weiß, was er mit den Informationen macht, dachte ich mir. Nichtsdestotrotz hatten wir witzige Themen und lachten viel. Gegen 02:00 Uhr wurde mir klar, S. kommt heute definitiv nicht mehr. Meine Freundin und ich verabschiedeten uns und gingen nach Hause. Der Abend war ganz angenehm und ich dachte nicht mehr weiter darüber nach, mich bei S. Zu entschuldigen. Es verging eine Woche, wie jeden Mittwoch tragen die Mädels und ich uns bei der Gaststätte. Ich war aufgetakelt, selbstbewusst und hatte keinerlei Angst dort hinzugehen. Dort angekommen öffnete ich die Tür und da ist er. Allerdings nicht allein. Wer zur Hölle sitzt da auf seinem Schoß? Irritiert würdigte ich im keinen weiteren Blick zu, jedoch hatte ich ihn, solange er dort saß beobachtet. Er hatte seine locken definiert und einen schwarzen Pullover an mit einer Jeans und weißen Schuhen. Verdammt, wie konnte er so gut aussehen? Auf seinem Schoß eine Brünette, sehr große, schlank, ebenfalls in schwarz gekleidet junge Frau. Wie eine Giraffe, sitzt sie auf seinem Schoß dachte ich mir und ärgerte mich. S. lachte unterhielt sich und tat so als gäbe es mich nicht. Es schien an dem Tag auch nicht zu arbeiten. Jemand anderes bediente uns. Zu meiner Überraschung kam der unbekannte von letzter Woche in die Gaststätte, er schien viele zu kenne. Die Leute reichten ihm alle die Hand als sei er der Papst. Ich verstand die Unruhe in der Menge nicht. Wieso kannten den Typen alle? Ich hatte sogar seinen Namen vergessen. Er allerdings nicht. Als ob er bereits wusste, das wir dort sitzen kam er direkt auf uns zu „Hallo Alena, wie geht es dir heute?“, jetzt, genau jetzt wird’s peinlich. Wie sollte ich jemanden nach seinem Namen fragen. Zum Glück hatte meine Freundin den Namen direkt laut ausgesprochen und ging im entgegen als ob wir sich seit 5 Jahren kennen. Okay, den Namen habe ich schon mal da hüte ich mir. Er kam an unseren Tisch und setzte sich direkt neben mich, auf den Stuhl meiner Freundin. Sie war birg gut darin Signale richtig zu sehen also nahm sie einen Stuhl und quetschte sich zwischen ihm und einer anderen Freundin, die ebenfalls wie hypnotisiert war von ihm. Was sehen die anderen was ich nicht sehe? Aufeinmal steht S. Ebenfalls bei uns am Tisch und ich wohl wieder bereit zum Arbeiten. Er fragte alle wer was trinken will und warf mir einen unangenehmen Blick zu. Hä? Was war das denn schon wieder? Was hatte ich ihm getan? Ich werde einfach nicht schlau aus ihm. S. ging und die Getränke vorzubereiten und ich wartete darauf das er nochmal in meine Richtung sieht, um einen Grund zu haben zu ihm zu gehen und zu fragen, was Sache ist. So wie ich darauf gehofft hatte tat er es auch und ich bewegte meinen Stuhl nach hinten, der unbekannte neben mir, R. hielt mich am Arm fest und lächelte freundlich. Er sah hoch zu mir „setz dich wieder, S. gefällt es nicht das ich mich zu dir gesetzt habe, du scheinst ihn zu kennen“. Ich wusste nicht, was ich sagen oder tun soll, R. sah mir meinen Schock an und rückte mit einer Hand den Stuhl wieder unter meine Kniekehlen und ohne es zu merken, nahm ich wieder Platz. Jetzt in diesem Moment wurde er interessant. Was wusste er über mich? Was wusste er über S.? Und wie zur Hölle konnte er wissen, dass es S. stört das wir nebeneinander sitzen? Wir unterhielten uns, lange, intensiv und hemmungslos. Ich konnte Dinge aussprechen die ich mich nie traute und er schien alles zu verstehen. R. Hatte so viel Verständnis das selbst, wenn ihm sagen würde ich hätte 40 Katzen und 90 Meerschweinchen, er einen Weg finden würde mir das Gefühl zu geben ich sei normal. Wir traffen uns regelmäßig in der Gaststätte. Verstanden uns hervorragend, ganz zu trotz meiner Freundin die irgendwie nie ein Krümmel Freude für mich übrig hatte. An einem dieser typischen Mittwochabende die, wir uns wieder trafen, drückte R. Mit heimlich einen Brief und die Hand, „Ließ ihn, wenn du alleine bist “ sagte er und wartete bis ich den Brief in meiner Handtasche verschwinden lassen habe. Meine Freundin hat das gesehen und musste aufeinmal dringend auf die Toilette, mit meiner Handtasche in der auch ihre privaten Sachen sich darin befanden. Sie ging, kam nach ziemlich langer Zeit erst wieder zurück. Ganz aufgeregt kam sie nach gefühlt 1h zu mir und frage mich, ob ich etwas dagegen hätte wenn sie etwas mit E. Hätte. Ich könnt euch erinnern? Meine erste liebe. Was soll ich sagen? Klar macht es mir was aus aber ich bin ja nicht sein Eigentümer, somit sagte ich das es für mich keinen Unterschied macht, da wir ewig nicht mehr zusammen sind. Sie weinte schon immer das haben was ich hatte, Vivienne kommt aus einer schwierigen Familie in der sie oft unter sehr strenger Hand ihrer Mutter, einiges von ihrer Jugend verliert und auch schon verloren hatte. Na klar Viv, geh hol dir meinen Ex, ist ja nicht so das die Situation nicht unangenehm genug ist. Kein Thema. Sie letzte meine Tasche auf den Tisch, lachte und verschwand erneut auf der Toilette. Wo hat sie denn jetzt meinen Ex aufgegabelt? Auf dem Klo? Verstehe ich nicht aber gut, ich lasse sie mal machen. Schaue in meine Tasche und sehe, dass der Brief von R. nicht mehr in dem Fach liegt, wo ich ihn hineingesteckt hatte, da wusste ich genau was sie gerade bezwecken wollte. Es muss etwas im Brief stehen, dass sie verletzt oder gedemütigt hat. Jetzt will ich es auch wissen. Ich nehme die Tasche und gehe ebenfalls auf die Toilette um diesen zu lesen. Die Damentür öffnet sich bevor ich hereintreten kann und Viviennee kommt mit meinem Ex Freund E. aus der Kabine. Er schaut auf den Boden und sie lächelt mir ins Gesicht. Was fährt sie für Filme, was passiert hier? Ich wartete bis beide raus waren und öffnete den verdammten Brief. Ich beginne zu lesen „du bist der interessanteste Mensch, den ich je getroffen habe, ich liebe unsere Unterhaltungen, ich liebe wie du mir aufmerksam zuhörst, ich liebe die Art wie du deine Haare machst und ich liebe die Art wie du mich ansiehst“. Hätte ich es lieber zu Hause gelesen, meine Ungeduld hat mich schon oft in Situationen getrieben, aus denen ich nur schwer wieder herauskam. Okay, wie gehe ich vor? Ich öffnete die Tür, ging langsam zum Tisch, schaute ihn nach vorne blickend seitlich an und sah wie er mich anschaute und lachte „du konntest nicht bis Zuhause warten, richtig?“. Dopple fuck, was soll ich sagen? „ Naja, wer gibt jemanden einen Brief zu Beginn des Treffens und erwartet das man Stunden aushält, ohne ihn zu lesen?“ R. Lächelte und meinte, er wollte wissen wie ich reagiere und deshalb hat er ihn mir zu Beginn gegeben. Was bezweckt dieser Mann? Ich nenne ihn bewusst man, weil er sich als 26-jähriger geoutet hat, zuerst habe er 22 Jahre an doch die Menschen in der Gaststätte haben sich ebenfalls ihren Teil gedacht und auch ausgesprochen. Es blieb ihm somit nicht übrig, als mir die Wahrheit zu sagen. Wie beendeten den Abend S. Saß wie die letzten Wochen auch mit seiner Brünetten Giraffe auf dem Schoß an der Bar und die Mädels wollten noch bleiben. Vivienne bearbeitete meinen Ex Freund noch auf Hochtouren, also ging ich alleine, mit R., zusammen. Ich fühlte mich einwenig unbehaglich aber was soll schon passieren dachte ich mir. Es war wahnsinnig kalt und die Straßen waren vereist. Wir unterhielten uns während wir gingen und plötzlich blieb er stehen. „Komm, ich will dir was zeigen“, ich ging mit ihm ohne zu erahnen welche Gedanken er hat. Wir stehen vor einem alten Haus, eine Stadtvilla. Er öffnet die Tür und bittet mich herein, ich friere unheimlich, den Gedanken eine Jeansjacke in der Winterzeit anzuziehen Gedanken bereue ich jetzt, also gehe ich rein, weil selbst meine Gehirnzellen begannen Eiszapfen zu bilden. Er öffnete eine zweite Tür, das Tor zur Hölle. Seine Wohnung. Er hielt mir die Tür offen und wir gehen rein. Ich kann mal einen kleinen Raum mit einer Couch, einem Couchtisch und einer Wohnwand. Er zeigte mir der Hand auf die Couch und meinte, ich soll mich setzen. Er würde gerne mit mir sprechen. Ich bete seine Anweisung und setzt mich aufgeregt. Wie ich war, konnte ich nicht mal eine normale Frage stellen, weil ich Angst vor der Antwort hatte, teilweise hatte ich sogar bereut, dass ich mit hereingegangen bin. Mir Anfangan gesagt, dass sie jetzt zu ihm nach Hause gehen, hätte ich direkt verneint. Aber nun ist es zu spät, er setzte sich gegenüber von mir auf einen Stuhl und rückte ganz nah mich ran. Mir stockte der Atem, weil ich erahnen konnte, was gleich passiert. Er kam immer näher blieb ganz nah vor meinem Gesicht stehen und fragte mich, was ich von seinem Brief halten würde. Ich konnte keine Antwort geben. Mein Gehirn war wie leer gefegt. Ich konnte nicht mal die Worte, die aus seinem Mund kamen, bearbeiten, weil ich die ganze Zeit nur Angst hatte vor dem, was gleich passiert. Er kam noch näher. Noch ein weiteres Stückchen näher. Er fasste mir mit seiner rechten Hand ins Gesicht, hielt mich am Kind fest und fragte mich, ob er mich küssen dürfte. Ich wartete einige Sekunden bis ich nickte. Wir küssten uns…und das war der erste Schritt ins brennende Feuer. Es ist keine Seltenheit, dass Kinder die in gewaltsamen Familien aufgewachsen sind, sich in Beziehungen stürzen, die weniger gesund sind. Auch dies hat sich bei mir bewehrt und ich erfüllte das Klischee. Ganze zwei Jahre führte ich eine Beziehung mit einem egoistischen, nazistischen Trinker, der meiner Meinung nach eine Diagnose in Pseudologia Phantastica erhalten sollte. R. schaffte es meine gesamte Familie zu blenden inklusive mir. Kurz bevor ich die Beziehung beendete, hatte mein älterer Bruder den richtigen Riecher und lehrte ihn eine Lektion, von Mann zu Lappen. Erst ärgerte ich mich, doch im Nachhinein bin ich ihm dankbar dafür, das er sich für mich eingesetzt hat. Rückblickend bin ich über meine Naivität entsetzt und glaube, dass mir diese zweijährige Hölle eine gute Lehre war. Die Kombination aus körperlicher und psychischer Misshandlung gab mir den Rest und ich Verlies den narzisstischen Lügenbaron. Ich wollte nicht so leben wie meine Mutter. Niemals. Ich hatte es satt und wollte weder eine neue Beziehung noch wollte ich ausgehen oder Freunde treffen. Die Jahre zogen sich wie ein altes Bahnhofskaugummi und ich war mir sicher, ich wollte allein sein.
Im Jahr 2006 entschied ich mich nach meinem Heilungsprozess einen kleinen Besuch in der Gaststätte zu machen, schließlich hatten sich durch die regelmäßigen Treffen Bekanntschaften so wie Freundschaften gebildet. In den zwei zähen Jahren habe ich meine Schule abgebrochen und meinen Führerschein gemacht. In der Gaststätte angekommen treffe ich auf unbekannte Gesichter, niemand den ich je gekannt habe, war da, außer einer, der Vater von S. Schnell wurde ich etwas unruhig da ich damit rechnet das S. Auch irgendwo in der Gaststätte ist, jedoch war er auch nach einigen Minuten meiner Ankunft nicht präsent. Der Vater zögerte nicht lange und sprach mich an „ich kenne dich, du warst mit meinem Sohn zusammen“ mir war nie klar das seine Eltern informiert waren, es wahren doch nur einige Tage. Ich lächelte freundlich und versuchte nicht panisch zu wirken, schließlich kennt man die Türken als streng gläubige. Bevor ich was sagen konnte, lachte jemand aus der hinteren Ecke und antwortete bevor ich es tat „ja das ist sie“. Es war der Bruder von S. Herzlichen Glückwunsch dachte ich mir, jetzt fehlt nur noch die Mutter dann haben wir alle durch. Diese mir sehr unangenehme Situation ließ zu, dass ich mich mit dieser Familie befreundete. Es schien auf einmal alles leicht. Innerhalb der nächsten Wochen wurde der Bruder von S. mein bester freund und gleichzeitig Arbeitskollege. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und ich hatte zum ersten Mal einen Freund der sich um mich und meine Bedürfnisse gesorgt und gekümmert hat. Egal wann ich ihn brauchte, er war sofort zur Stelle. Es gehörte mittlerweile zum Alltag den ganzen Tag miteinander zu verbringen. Dieselben Interessen derselbe Humor. Zu nah bei einander, zugleich für mehr. Ich habe ihn wie meinen Bruder gesehen nur eben einer anderen Nation. Die Problematik entwickelte sich erst als scheinbar nur meinerseits ein Geschwister ähnliche Bindung wuchs. Für G. War dies leider nicht so klar. Ich war mir unsicher, ob ich mir das einbildet aber als er morgens um 06:00 an meinem Erdgeschoss Fenster klopfte und mit mir unbedingt sprechen wollte, wurde mir klar was passieren würde. Ich würde meinen aller besten Freund verlieren. Dreißig Minuten, so lange hat es gedauert das Gefühl von einer sicheren Freundschaft in pure Kälte und schlechtem Gewissen zu verwandeln. Dadurch das wir gemeinsam zur Arbeit fuhren und auch noch in derselben Abteilung arbeiteten, machte das die Lage nicht wirklich einfach. G. war sich sicher ich würde irgendwann nachgeben und sah die Situation ziemlich locker, ich hingegen war beinahe schon verklemmt und wusste nicht wie ich mich verhalten soll. Ist er überhaupt noch mein bester Freund oder hat das jetzt eine andere Grenze eingenommen? Es vergingen einige Tage und irgendwie hat sich die Anspannung gelegt und wir konnten wieder normal miteinander sprechen, nur Dates sollte ich keine haben. Jedenfalls keine von denen er weiß. Wir verbrachten erneut viel Zeit miteinander und eines Tages rief sein Bruder an. Mir wurde sofort flau im Magen als er mit ihm sprach, irgendwas löst dieser Typ bei mir seit Jahren aus. Ein kurzes Gespräch „Ja klar, ich bringe dir das, kein Problem“ sagte G. Und legte auf. Anschließend fragte G. Ob wir kurz bei seinem Bruder vorbeifahren könnten, es würde nicht lange dauern er müsse nur was ab-geben. Erst wollte ich nicht dahin fahren aber dann dachte ich, wieso eigentlich nicht. Also fuhren wir dort hin. Ich blieb im Auto sitzen G Ging rein und kam zu der Überraschung mit S.Gemeinsam wieder raus. So laut wie ich anfing zu beten, fühlte ich mich beinahe wie bei einer Messe in der Kirche. Ich erwische mich laut sagen „bitte komm nicht her, bitte komm nicht her“, aber wir erwähnt war S. Schon immer provokant und öffnete meine Fahrertür was G. gar nicht gefiel. Ich war wie eingefroren und konnte mich nicht bewegen. Er lächelt mich an und sagt, ich soll aussteigen, was ich dann auch tat. Charmant wie er immer war lächelte er wie der und meint zu mir „du siehst gut aus Baby“, während ich auf der Straße wegen seinem Lächeln schmolz, zeigte G. Ganz deutlich, dass ihm nicht gefiel wie S. mit mir sprach. Er forderte S. auf die Art von sprechen mit mir zu unterlassen. Unangenehmer könnte die Situation nicht sein, also schlug ich vor weiter zu fah-ren. Es vergingen Tage und ich dachte nicht mehr an S., da ich die Freundschaft zu G. keineswegs gefährden wollte. Wie üblich traf ich mich mit G. Der an dem Tag besonders schlecht gelaunt war. Er sprach wenig bind sah nachdenklich aus bis er sein Schweigen brach und wütend sagte „mein Bruder möchte das ich ihm deine Nummer sende und er sagte, wenn ich es nicht tue, kommt er zu dir nach Hause“. Ich war völlig perplex. Was wollte er von mir?
Da ich von Natur aus schrecklich neugierig bin, bat ich G. ihm meine Nummer zu senden. Widerwillig tat er dies und ging enttäuscht nach Hause. Am nächsten Tag erreicht mich eine Nachricht, „was machst du?“. Ich antwortete desinteressiert mit „Nix“, er soll ja nicht glauben, dass ich mit mir spielen lasse aber er zeigte Durchhaltevermögen und schrieb Tage lang mit mir ohne das wir uns trafen. Die Freundschaft zu G. hat man quasi täglich brechen gehört und es tat auch mir weh, doch sein Verhalten änderte sich in etwas besitzergreifendes was mir etwas Angst machte, er sollte sich keine Hoffnungen machen. Mein Verhalten war egoistisch doch in dem Moment war ich einfach versessen darauf den Kontakt zu S. Aufrecht zu erhalten. Dann war es so weit wir gingen zu dritt aus, eine schlechte Entscheidung will man meinen aber wir hatten wirklich Spaß. Was ich nicht wusste war, das dieses eine Treffen, das letzte Mal sein wird denn S. Hatte einen Plan.
S. wusste ganz genau was er wollte und wie es das anstellt. Er brachte nach dem wir im Club gewesen sind seinen Bruder nach Hause. Er wurde eine kleine Diskussion ausgelöst da G. Darauf bestand mich zuerst nach Hause zu fahren und erst dann G. Zurück zu seinen Eltern zu fahren aber S. Setzte sich durch, denn er machte ganz offensichtlich, dass er mit mir alle sein wollte. Als wir G. Gerade abgesetzt hatten bat er mich aus dem Auto heraus, um mit mir alleine zu sprechen. S. Sollte im Auto warten. G. Sah mich ganz ernst an und bat mich bitte nichts mit deinem Bruder anzufangen egal was kommt, er könnte mir verzeihen aber das wäre für ihn eine rote Linie. Ich beruhigte ihn und hoffte selbst stark genug zu bleiben, um meinen besten Freund nicht zu verlieren. Ich verabschiedete mich mit einer festen Umarmung und stieg wieder ins Auto ein. S. fuhr überall hin, nur nicht zu mir nach Hause so wie G. es im Gefühl hatte. Ich hatte jedoch keine Angst oder ein ungutes Gefühl da ich mir sicher war es würde nichts passieren. Er parkte neben dem Bahnhof und wir gingen in den dort nah anliegenden Park, man hat ja sonst nichts um 03:00 in der Früh zutun. Wir tauschten Erfahrungen miteinander aus, was erlebte er was erlebte ich? Es stelle sich heraus das ich die Beziehung zu R. Genau in der selben Zeit wie er zu seiner Brünetten Giraffe Rafaela beendet hatte. Je mehr wir sprachen desto mehr Gemeinsamkeiten taten sich auf und ich war besorgt, wohin dieses Gespräch uns führt. Ich dachte ständig an G. Und seinen Gesichtsausdruck und das was er sagte. Was tue ich hier? Die erste SMS trudelte ein. G.: bist du zu Hause? Verdammt was soll ich schreiben? S. fand dies sehr amüsant und meinte ich soll nicht antworten, es könne ja sein das ich schon schlafe. Miese Aktion aber super Plan. Ich antwortete also nicht und versuchte weiter am Gespräch teilzunehmen, ohne schlechtes Gewissen aufkommen zu lassen. S. War bemüht mich zu überzeugen bei ihm zu übernachten, er würde auf der Couch bleiben und ich müsste mir keine Sorgen machen aber ich dachte mir, fürs erste habe ich mehr als genug riskiert und lies mich von ihm heim fahren. Zum Abschied gab es ein schüchternes Lächeln und ich stieg aus. An der Haustür angekommen bekam ich eine SMS. S.: Es war schön mit dir. OH MEIN GOTT. Ich will nicht wieder dieses Herzrasen haben, ich möchte nicht wieder enttäuscht werden dachte ich mir und antworte nur mit „ja.“. Es ist 07:30 Uhr, ich habe 7 verpasste Anrufe, 4 SMS und ein hämmernden Türken an meiner Fensterscheibe. Was zur Hölle ist hier los? Ich stehe auf, sehe aus als hätte ich 4 Tage nicht geschlafen und kein Schluck Wasser zu mir genommen und sehe aus dem Fenster. G. Steht davor und winkt mir. Ich öffne das Fenster und er klettert rein und legt sich aufs Bett. Mir scheint als würde gleich etwas kommen das mir nicht gefallen würde. Ich komme noch gar nicht richtig zu mir da startet G. Bereits mit seinen magischen Fragen „ wann warst du zu Hause, wo wart ihr? Was hat mein Bruder dich gefragt?“ Noch nicht richtig wach erzählte ich ihm alles. Was sollte ich tun? Ich wollte keine Lügen erfinden, an die ich mich später nicht mehr erinnern kann. Die Wahrheit aber laut seiner Reaktion auch falsch. Er kletterte kommentarlos aus dem Fenster und ging. Schlich enttäuscht, dass ich nicht direkt nach Hause gefahren wurde.
Montagmorgen brach an und G. und ich mussten um 04:30 Uhr zur Arbeit. Stillschweigend fuhren wir diese 40 km zur Arbeit. Verbrachten still die Pause zusammen und fuhren still ohne einen Ton nach Hause. Das war ein schwieriger Tag für mich muss ich zugeben aber ich wollte ihn nicht reizen und gönnte ihm die Ruhe, irgendwann würde er schon sprechen, außer er wünscht sich als Pantomime durchstarten zu können. Er zog das wirklich 3 Tage lang durch. Keine SMS, kein Ton. Je weniger er sich meldetet desto mehr Anrufe und Nachrichten bekam ich von S. Er nutzte die Gelegenheit und gab wirklich alles um meine Aufmerksamkeit zu Gewinnen. Es war nun Donnerstag und die Pantomime, mein Liebster und bester Freund begann auf dem Weg zur Arbeit zu sprechen. „Was machst du am Wochenende?“, sichtlich nervös wartete er auf meine Antwort „ ich weiß es nicht, ich habe nichts geplant und du?“ sagte ich ganz ruhig. Ist ja nicht so das er genug litt also wollte ich meine rum gezicke ersparen in dem ich ihn frage, weshalb er glaub, er hätte nach dem ganzen schweigen Anrecht zu erfahren was ich am Wochenende mache. Stille. Na toll, jetzt reden wir wieder nicht? Bei der Arbeit angekommen wurde jeder eingeteilt, diesmal wurde ich woanders eingeteilt als G. Das ist neu. Ich sollte mit dem Chef arbeiten gehen, nichts ahnend folgte ich ihm und er erklärte mir wie ich vorgehen soll. Ich muss erwähnen, das ich in einer sehr bekannten Schlachterei gearbeitet habe und 80 % nur Männer eingestellt waren. Die wenigen Frauen hatten es auch nicht leicht. Die Männer dachten, sie könnten alles mit uns da machen und nahmen sich eine Menge raus. Mal wurde man auf den Hintern gehauen, begrapscht oder es wurden sehr persönliche Fragen gestellt. Mein Chef arbeitete erstmal im Stillen was mir auch ganz recht war. G. Wurde unruhig und schaute oft mit dem Hubwagen bei uns vorbei da unser Arbeitsplatz etwas weiter abgelegen gewesen ist. Dann begann der Chef mit seinen privaten Fragen, es machte mich innerlich sehr beklemmend aber ich wollte ihm diese Angst nicht zeigen. Das G. Immer wieder kosten die wir nicht brauchten, vorbeibrachte um zu kontrollieren was vorgeht, hat mich mehr als nur beruhigt. Die Maschine ist sehr laut und ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen „hast du einen Freund?“ rief er mir rüber, ich nickte damit er mich in Ruhe lässt. „Seid ihr schon lange zusammen?“ Fragte er und kam näher an mich ran als würde er mich schlecht hören. Ich rief zu, dass ich mit ihm schon ein paar Monate zusammen sei. Mein Chef stand nun unmittelbar neben mir, „wie heißt er denn?“, Herr Gott heißt er denn, denk nach Alena. G. Kam wieder um Kisten zu bringen, ich sah ihn an und er wusste etwas stimmte nicht, G. Gesellte sich zu uns und legte einen Arm um mich. „ Chef, pass gut auf meine Verlobte auf“ und sah unseren Chef an. Sein Gesicht wechselte in allen Farben, er konnte es nicht glauben und ja auch ich konnte nicht glauben was da gerade passiert ist. Allerdings bin ich lieber verlobt als von Chef missbraucht zu werden. Das Gerücht machte schnell die runter und bis zur Pause wurde mir aus Einweg Handschuhen und Haarnetzen eine Schleppe von Arbeitskollegen gebastelt. Großartig. G. Fand das amüsant und hat das dermaßen realistisch gespielt, dass sogar ich schon fast das Gefühl hatte, er wäre mir mit verlobt. Leider hielt das man den Chef nicht an am Ende des Tages mir dennoch fest an den Hintern zu greifen. Angebiedert und das Gefühl befleckt zu sein fuhren wir nach Hause. Am Freitag wollte ich nicht arbeiten gegen, weil ich Angst hatte mit dem Chef wieder arbeiten zu müssen. Ich beichtete G. Dass ich kündigen möchte. Auch er hielt es für nicht mehr aus und sagte wir suchen uns etwas anderes.
S. rief mich morgens gegen 09:00 Uhr an, woher wusste er nur, dass ich nicht zur Arbeit gefahren bin? Ich hob ab „Baby, was machst du?“, Baby? Wie kam ich nur auf dieses Level? Ich erzählte ihm die Geschichte von der Arbeit und weshalb ich mir freigenommen hatte. Für kurze Zeit hatte ich das Gefühl S. hätte den Hörer aufgelegt da niemand sprach sich, doch dann kam ein langes „mmmhhhm“, es klang irgendwie verärgert. „wo war G. In der Zeit?“, ich ansteuerte das er dann erzählt hatte, dass wir nun verlobt sind. Es braucht Gelächter am Telefon aus, ich verstand nicht wieso, er beruhigte sich „wieso hat er nicht gesagt dass er dein Schwager ist?“ woher soll ich das denn wissen, bin froh das ich nicht vergewaltigt und vor Ort und stelle zermetzelt, mariniert und eingeschweißt in einen Laden transportiert wurde. Wir telefonierten nicht mehr Lage weiter. Er schrieb mir eine Nachricht dass er mit mir zum Möhnesee am Abend fahren möchte und ich willigte ein.
Gegen 19:00 Uhr holte ich S. in Begleitung von Vivienne ab und hoffte, dass er mir nicht böse sein würde, dass ich sie einfach mitgenommen hatte, schließlich ging es ihr nicht gut und ich wollte eine gute Freundin sein aber trotzdem mit S. Zeit verbringen. Er schaut erst verwirrt, ließ einen Spruch und stieg ein. Das zwischen S. Und Vivienne verlief schon seit der Schulzeit auf einer Ebene, die niemand versteht. Keiner wusste, ob sie sich mögen oder nicht leiden können aber die langen miteinander irgendwie aus. Wir fuhren los, dass weiter ist Wahnsinn, er ist mukkelig warm, die Fenster offen, Musik schreit aus den Boxen des Wagens, Richtung See. Es war wieder so ein unrealer Moment, den ich sicherlich nie vergessen werde. Ich parke den Wagen auf einen kostenlosen Parkplatz und wir gehen ein Stück. Wir haben unterwegs getrödelt, sodass es bei der Ankunft schon spät war. Es beginnt dunkel zu werden und S. Bringt mich auf einen im Wasser treibenden Steg und setzt sich darauf. Ich setze mich genau neben ihn. Vivienne ist etwas gedanken verloren an den Tag und lässt uns so genug Zeit für uns. S. steht auf und setzt sich hinter mich und umarmte mich vorsichtig von hinten als ob er mit einer schlechten Reaktion rechnen würde. Ich bewegte mich nicht. Ich habe leider sehr viele negative Begegnungen mit Jungs gehabt aber habe mich noch nie so wohlgefühlt. Wir saßen einfach da, sagen uns den Sonnenaufgang an und betrachteten die Bewegung des Wassers. Wir sprachen nicht. Nichts, es war einfach nur ruhig. Irgendwann neigte sich Vivienne, halb eingefroren von der abendlichen frischen Luft, in einer Decke eingewickelt, woher zum Geier hat sie die Decke? Wie streiten keine Fragen, S. Küsste mich auf meinen Hinterkopf, streichelte meine Schulter und bot an sie heim zu fahren. Das alles geschah ohne, dass ich verstand, was das überhaupt gerade passiert ist aber ich stand auf und wir fuhren los. S. Willige mit meinen Wagen fahren und ich ließ es zu. Eltern der Fahrt nahm er immer meine Hand und hielt sie. Irgendwie ging mir das süß zu schnell. Wollte ich das? Sind wir jetzt ein paar? Wollte ich überhaupt wissen was er glaubte, was wir jetzt waren? Ich entschied mich zu schweigen. Es war warm als wir vom See weg fuhren, wir öffneten die Fenster und hörten leise Musik am späten Abend. In unserer Stadt angekommen haben wir Vivienne abgeladen und er fuhr sich selbst mit meinen Wagen nach Hause. Vor seiner Haustür angekommen zieht er den Schlüssel aus dem Zündschlüssel. Ich meinte er kann den Schlüssel stecken lassen, wir hatten schon 23:00 Ich würde nun auch heim fahren. Er lacht, steigt aus und öffnet meine Tür „wir trinken jetzt erstmal einen Kaffee“ sagte er lächelnd. Nach einer ewigen Diskussion gab ich nach, um vor dem schlaffen gehen noch einen kräftigen Kaffee zu trinken. Ich betrat zum ersten mal seine Wohnung. Die Küche war nicht neu aber sah gemütlich aus. Das Wohnzimmer links angrenzend mit 2 roten Ledercouchen ausgestattet, einem schwarzen Couchtisch, einen schwarzen Schreibtisch und einem Computer darauf. In der Ecke stand ein großer Flachbildschirm auf einer schwatzen Kommode. ,Joa dachte ich mir, nicht übel. Er zeigte mir dann das Badezimmer, das ausgerechnet durch sein Schlafzimmer führte. Der einzige Zugang um das Bad zu erreichen, sowas habe ich nie gesehen. Ich fühlte mich als ob ich in seine Privatsphäre eindringen würde aber ich musste eben das stille Örtchen besuchen, da gab es keinen anderen Weg heraus. Als ich fertig war ging ich zu ihm ins Wohnzimmer, er hatte bereits Getränke hergerichtet. Und es lief leise Musik aus seinem Computer. Er machte nur eine Standlampe anstelle der normalen Wohnzimmer Lampe an, um es gemütlicher zu gestalten. Er gab sich echt Mühe aber mir welchen Hintergedanken? Auf der Couch lag eine Tagesdecke, er setzte sich und simulierte es wäre winterlich kalt und ich soll mich zu ihm setzen. Erst zögerte ich aber irgendwie machte dieser Typ mich total zahm und ich konnte ihm nichts abschlagen. Ich setzte mich zu ihm, er kuschelte sich so nah an mich das ich seinen Atem in meinem Ohr fühlte. Da saßen wir, steif, verkrampft und niemand wusste was hier passierte. Seine Musik hörte auf zu spielen, wahrscheinlich die kürzeste Playlist die ich je gehört habe, er macht anschließend den Fernseher an. S. wollte auf keinen Fall das ich gehe. Was hatte er vor? Worum geht es hier? Ist das eine Wette die er definitiv gewinnen will? Er klebt quasi an mir, ich war die ganzen Jahre nicht interessant und nun würde er am liebsten in mich hineinkriechen. Der Gedanke killt meine Stimmung einwenig aber er lässt nichts dem Zufall überlassen, zieht mich von der Seite am Kinn zu sich und versucht mich zu küssen. Ich ziehe mich zurück, das kenne ich schon. Er lächelt freundlich, verständnisvoll als wüsste er was in meinem Kopf vorgeht. Seine bernsteinfarbenen Augen sind hypnotisierend, ich beuge mich vor und küsse ihn. Ich höre das Pochen in meinem Kopf und habe das Gefühl ich verliere meinen Verstand. Was sind wir jetzt? Freunde mit Vorzügen? Freunde? Ein paar? Verfammt. Ich denke an meinen Vater „eine Kuh sollte nicht bei den Schweinen schlafen“ ja ja ich weiß. Was ist wenn ich ein Hybrid bin? Ich riskiere es einfach. Das, was zwischen uns ist, läuft seit mehr als 6 Jahren so. Ich will jetzt wissen was es ist. Ich habe die Zeichen gesehen, ich habe mein Schicksal erkannt. Ich versuche es.
Am nächsten Tag wird es hell und mir steigt die Peinlichkeit aus jeder Faser meines Körpers. Was zur Hölle habe ich getan. Ich schlich mich im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Zimmer, in mein Auto und ab nach Hause. Mir ist heiß, kalt alles zusammen. Ich hatte so eine Angst, dass er mich anruft. Am liebsten will ich ihm nicht mehr ins Gesicht sehen. Es ist 05:10 Uhr als ich zu Hause ankomme. Mit geht es schlecht, psychisch. Was ist mit G.? Meine Eltern? Wie erkläre ich das? Nach meiner Riesen atmen mit meinem Ex, der ebenfalls schon ein Ausländer war, wie erkläre ich jetzt das? Erst durchatmen, nicht nachdenken, es kommt so wie es sein soll pflegte meine Mutter stets zu sagen. Ich legte mich ins Bett und war mit dem Gedanken bei ihm und wie enttäuscht er sein würde das ich nicht mehr da bin. Ich schlief ein. Als ich wach wurde, fühlte ich mich wie vom Zug überfahren, es ist 13:40 Uhr. Wie konnte ich so lange schlafen. Mein Handy zeigt mir 9 verpasste Anrufe. Vier davon von G. und 2 von S., 2 weitere waren mit unterdrückter Nummer. Mir wurde augenblicklich schlecht. Ich öffne meine tasten sperre und sehe, dass ich Nachrichten erhalten habe. G. Schreibt mir „Was ist los? Wo bist du“, S. Schreibt mir „Wo bist du? Bist du etwa nach Hause gefahren?“, und weiter „melde dich“, die letzte „Wenn du dich nicht meldest, komme ich zu dir nach Hause“. Scheiße. Das sind Nachrichten die ich schon um 07:50 Uhr erhalten habe. Verdammt was ist, wenn er herkommt. Meine Mutter und mein Stiefvater sind zu Hause. Die zerfetzen mich wie Papier. Ich schreibe zurück. Ich will und kann nicht mit ihm jetzt sprechen. „Ich habe geschlafen, ich bin jetzt wach“. Ich stand auf und versuchte mein Zimmer in Windgeschwindigkeit aufzuräumen. Mich und mein Äußeres gebändigt zu bekommen und wenigstens frische Kleidung anzuziehen. Er schreibt nicht zurück. Bestimmt denkt er auch so wie oder ist sogar froh, dass ich nicht da bin. Mir Handy klingelt. „Ich fahre heute weg und komme erst nächsten Dienstag wieder“. Okay dachte ich mir und antwortete nicht darauf. Na dem war es ja wichtig mich bei ihm zu halten. So lange hat er sich Mühe gegeben und jetzt ist er 4 Tage nicht da? Wo willst du hin 4 Tage? Was soll das hier. Es klingelt an der Tür, ich bin sicher, dass es die ältere Nachbarin ist von gegenüber, meine Mutter hilft ihr ab und an wen sie nicht zurecht Kamm. Meine Mutter öffnet die Tour in meinem Zimmer, ich sitze am Computer und höre Musik, sie hat irgendwie weit aufgerissene Augen und ich verstehe nicht was los ist. Sie kommt ins Zimmer und schließt die Tür hinter sich, ich sitze perplex in meinem Stuhl und die Lage ist für mich nicht verständlich „da steht ein Junge vor der Tür, er hat schwarze Haare und sieht aus wie ein Araber“ Scheiße was? Ich springe auf und gehe zur Tür. S. Steht da, eine Riesensporttasche in der Hand, ein schwarzer Pullover, eine schwarze Cap. Ich sehe nur seine herausstechenden Augen. Sie glitzern fast schon. Er sieht mich an, ernste Miene. Ich denke, er ist sauer. „Was dachtest du dir? Denkst du ernsthaft das war’s ? Ich fahre zu meiner Tante damit sie meine Wäsche wäscht. Wieso bist du so früh abgehauen? Was war los? Willst du mich nicht? Sag es ehrlich“. Ich stand da wie die letzte Idiotin. Was soll ich jetzt darauf antworten? Hey, hallo, ich hatte schieß?
© Аlena Demi 2024-01-13