von Gabriele Leeb
Goldener Herbst und mein Liebesleben verdient seinen Namen nicht, da es praktisch und auch theoretisch nicht vorhanden ist.
Die einzigen Umarmungen erhalte ich von den Altweiberfäden, die sich auf meiner Terrasse tummeln. Die umfassen mich und wickeln mich ein. Weit und breit ist kein Mann in Sicht, der sich auch nur annähernd anbietet.
Meine Libido jammert herum und fühlt sich von mir betrogen, da sie sich nicht entfalten kann. Meine Libido ist stark und mein Beckenboden schwächelt. Die Liebeskugeln, die ich auf Anraten meines Arztes tragen sollte, machen sich nach einer Minute schon vom Acker, das heißt sie folgen der Schwerkraft. Zehn Minuten täglich sollten sie sich in mir wohlfühlen. Bei mir gefällt es ihnen nicht und sie wollen nur hinaus an die frische Luft. Vielleicht fürchten sie sich auch im Finstern, weil schön warm und weich wäre es ja.
Ein Objekt der Begierde habe ich mit meiner Offenheit und Entschlossenheit verjagt. Nicht zurückhaltend oder zart und scheu, nein, auf das Ziel lospreschend. Er kam sich überfordert vor und ich habe erst wieder zu spät nachgedacht und konnte meinen Mund nicht halten. Doch wenn mein Herz voll ist, dann sprudeln die Worte nur so aus meinem Mund heraus. Er muss sich jetzt einmal erholen von meinem Angriff. Ich könnte mich ohrfeigen dafür, doch ich bin, wie ich bin und wenn er damit nicht umgehen kann, dann ist er wahrscheinlich eh nicht der Richtige für mich. Gut, die meisten Wassermänner lieben so und so ihre Freiheit mehr als eine feste Beziehung.
Ich muss mich halt wieder an meinen Womanizer halten, obwohl der auch schon Schwächen zeigt. Letzte Woche hat er einfach mitten drinnen aufgehört. Ich war leicht frustriert und musste mit Handarbeit weiter machen. Ich glaube, er ist schon in die Jahre gekommen und sollte gegen ein neueres Modell ausgetauscht werden. Obwohl, ein guter Liebhaber kann durch nichts ersetzt werden und das effizienteste Beckenbodentrainig ist ein Höhepunkt nach dem anderen. An die Ausdauer und Finger- und Zungenfertigkeit und Fantasie reicht kein Liebesspielzeug heran. Außerdem will ich Worte und Stöhnen hören und kein Gebrumme oder Surren und nackte Haut spüren und Zuneigung fühlen.
So wie es zurzeit aussieht, muss ich mich mit den Altweiberfäden begnügen und Geschichten schreiben. Außerdem ist da ja noch mein wunderbarer Kater, der kuschelt sich jeden Tag zu mir und ich bin ja nicht unglücklich, nur ab und zu frustriert und wer weiß, was oder wer noch für mich bestimmt ist?
© Gabriele Leeb 2024-10-17