Loyalität versus Gehorsam

Brigitte_S

von Brigitte_S

Story

Immer wieder wird im Arbeitsleben Loyalität gefordert, „seien Sie ein(e) loyale(e ) Mitarbeiter*in ihrem Chef gegenüber“. Doch gemeint wird damit häufig Konformität, Unterwerfung, Gehorsam.

Blinder Gehorsam hat nichts mit Loyalität zu tun.

Loyalität bedeutet nicht blind, unkritisch einem Weg folgen, niemanden der oberen Hierarchie infrage stellen. Loyalität bedeutet, den Status quo respektvoll und kontinuierlich aufs Neue infrage zu stellen. Anderes Denken zuzulassen bzw. herauszufordern, um neue Wege zu entdecken, die uns dem näher bringen, was wir wirklich wollen.

Will sich ein Unternehmen entwickeln, braucht es keine gehorsamen Mitarbeiter*innen. Diese führen Befehle gedankenlos aus. Für die Entwicklung von Unternehmen ist dies wenig zukunftsorientiert.

Schwache Führungskräfte wollen gehorsame Mitarbeiter*innen um sich. Sie leben ihre formale Macht häufig in inadäquater Weise aus. Denn, so mitunter die Devise in solchen Unternehmen, „die Führungskraft bleibt auf jeden Fall“ (so sagte ein Personalleiter, selbst ohne Bewerbung in seine Funktion gehoben). Egal wie kompetent, egal wie hoch die Fluktuation im Unternehmen, egal wie der Umgang mit Mitarbeiter*innen im Arbeitsalltag erfolgt – „er bleibt auf jeden Fall!“ Dies stellt eine Art “Freibrief” dar – und kann schlimmstenfalls zu Macht-Missbrauch, Bossing, betriebswirtschaftlichem Desaster etc. führen.Die Mitarbeiter*innen sind austauschbar. „Sie sind ja dumm und faul“ (so erklärte das eine Führungskraft). Die Führungskraft steht über allem und allen. Wenn’s gar nicht funktioniert, gibt es noch die Möglichkeit eines Coachings auf Firmenkosten.

Was aber brauchen zukunftsorientierte Unternehmen?

Um sich als Unternehmen zu entwickeln, braucht es Mitarbeiter*innen, die sich Gedanken machen, an etwas glauben und die sich dafür mit ihrer Stimme einsetzen. Diese Mitarbeiter*innen brauchen weder Anordnungen noch zig Regeln. Diese Mitarbeiter*innen brauchen den Rahmen gehört zu werden, Freiraum für gemeinsames Denken und Tun. Starke Führungskräfte wollen solche Mitarbeiter*innen. Denn, kompetente Führungskräfte können auch andere Götter und Göttinnen neben sich existieren lassen.

So lassen sich gemeinsam Antworten auf die vielen Fragen im Unternehmensalltag finden. Dazu braucht es weder externe Berater*innen noch hohe Budgets. Ebenso wenig schaffen dies Führungskräfte mit subjektivem Minderwertigkeitsempfinden, die dies mit der Keule der formalen Macht zu kompensieren versuchen.

Es braucht kompetente Führungskräfte, die eine Kultur der gegenseitigen Anerkennung, Kommunikation auf Augenhöhe und ein Miteinander leben.

© Brigitte_S 2021-07-09