Lügen machen erfinderisch?

Zeitreise

von Zeitreise

Story

Ich hatte schon ein großes Stück meiner Reise bewältigt, doch ein Ziel war noch lange nicht in Sicht. Ganz erfolglos ging ich bisher aber nicht daraus hervor, denn ich hatte schon viel erlebt und dadurch mein inneres Ich bessere kennengelernt und viel Selbstbewusstsein dazugewonnen. Doch nicht nur mein Selbstbewusst war gestärkt, auch mein Repertoire an Lügen und Schwindeln hatte sich stark gesteigert. Um die Maske fallen zu lassen und meine wahres ich zu zeigen, dafür war ich noch nicht bereit. Ich wartete noch auf die innere Stimme, die mich leitete. Daher führte ich mein Lügengespinst noch weiter fort.

Durch meine Lügen hatte ich mich aber nicht nur oftmals in Lebensgefahr gegeben auch musste ich es in Kauf nehmen nie mit jemanden über mein Leben und meine Gefühle zu reden. Ich hatte niemanden der mir seine Schulter zum Ausweinen reichte, wenn ich Liebeskummer hatte, niemand der Frage wie meine Verabredung lief, niemanden den ich vor Aufregung wegen einem anstehendem Date anrufen konnte. Nein, ich war allein.

Oftmals fragten mich Freunde oder Familienmitglieder wieso ich mit 18 Jahre noch nie eine Freundin hatte. Mit einem schnellen “Die Richtige war noch nicht dabei”, konnte ich solchen Fragen schnell ausweichen. Doch ab und zu war mein Liebeskummer über Verflossene zu groß, da der Kampf um wahre Liebe nicht allzu einfach war. Daher mussten weitere Lügen herbeigezaubert werden.

Aus Michael wurde Michaela, aus Dominik wurde Tamara, aus Mario wurde Maria, …

So konnte ich mit Freunden reden, konnte mir Tipps holen, konnte meine Kummer und Nervosität vor anstehende Treffe loswerden. Für Beweisfotos der Mädchen, benutzte ich die sozialen Medien um die Neugier meine Freunde zu besänftigen. Doch hielt dies alles nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt an, denn dann wollten sie mehr wissen, wollten die Person kennenlernen. Die Reißleine musste gezogen werden und daher behielt die meisten “Frauen”, die ich kennenlernte für mich.

Mein Leben nicht mit meinen Mitmenschen teilen zu können, ließ mich Einsamkeit verspüren und langsam spürte ich wie die Lügen mich krank machten. Wie jedes Wort und jede Tat, genau mit meinen Lügen abgestimmt sein musste. Ich war nicht mehr ich selbst, ich war die Lüge. Ich belog nicht nur meine Freunde und meine Familien, sondern auch mich selbst.

Als ich fast an meinem Limit ankam, hörte ich wie meine innere Stimme zu mir sprach und mich leiten wollte. Komplet konnte ich meine Maske nicht fallen lassen, doch um einen Blick darunter zu werfen, fühlte ich mich bereit. Ein Schritt der einen weiteren großen Moment meiner Reise darstellte.

© Zeitreise 2020-11-10

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