Mein Flug mit der Frühmaschine nach Mailand war ein Erlebnis „der dritten Art“, um es mit Steven Spielberg auszudrücken. Am Check-in fragte man mich nach meinem Reiseziel, weil die Mailänder Messe ihre Pforten schon Tags zuvor geschlossen hatte. Ich wollte weiter nach Rom, hatte den Anschluss mit Alitalia gebucht.
Innerlich musste ich über einen blöden Einfall grinsen, erinnerte mich an die humoristische Interpretation des Namens der italienischen Fluglinie – „ALITALIA – Always Late In Take off, Always Late In Arrival“
Nur äußerlich entspannt schlenderte ich zum Gate-12. Das stand so auf meiner Bord-Karte. Als eher pünktlicher Mensch war ich erstaunt, in einen noch völlig leeren Warteraum zu treten, verglich nervös die Leuchtanzeigen mit den Daten der Boarding-Card, kein Zweifel – vor dem Gate stand die AUA-Maschine bereit. Unsicher sah ich mich in der Nachbarschaft um. Links und rechts füllten sich die Warteräume für die LUFTHANSA nach Frankfurt und eine Maschine nach Brüssel – wollte außer mir armen Schwein denn kein Mensch nach Milano? Mir fiel ein, auch für die Airline SABENA gab es eine kabarettistische Definition – „SABENA – Such A Bloody Experience, Never Again!“
Da knisterte der Lautsprecher, „die Passagiere für den AUA-Flug nach Milano…“ Ich sprang auf, hatte noch immer das Gefühl im falschen Film zu sein. Da kam das Fräulein vom Bodenpersonal. „Ja ja, Sie sind schon richtig – das kommt bei Linienflügen schon vor. Am Rückflug ist die Maschine sicher knall-voll!“ An Bord begrüßten mich 3 (drei!) Flugbegleiterinnen, strahlten mich um die Wette an und baten Platz zu nehmen, wo immer es mir beliebe! Wegen der günstigeren Gewichtsverteilung wählte ich einen Platz am Gang, auf Höhe der Tragflächen (dort sah ich viele Not-Ausstiege!). Aber den hatte ich ohnedies schon reserviert für mich! Wegen des geringen Gewichtes, düste die McDonnell Douglas MD 87 der AUA wie ein Kampf-Jet in den Himmel über dem Airport. Ich hoffte, dass es in Milano eher sanft gleitend nach unten gehen würde!
Auch erstklassigen Bord-Service kann man übertreiben. Ständig im aufmerksamen Blickfeld von drei Stewardessen, fühlte ich mich bei jedem Häppchen, jedem Schlückchen, jeder Bewegung meiner das Besteck führenden Hände ihren fragenden Blicken ausgesetzt. Ungerufen sprangen sie herbei, interpretierten jeden meiner Blicke als neue Order, glaubten meine Wünsche erkennen zu müssen, noch bevor ich selbst einen im Kopf gebar. Wenn es die Maharadscha-Class einmal geben sollte – sie würde sich ähnlich anfühlen!
Sehr froh in Milano wieder am Boden zu sein, schritt ich das zum Abschied angetretene Spalier der ganzen Crew, der drei Stewardessen, des Co-Piloten und des Herrn Kapitäns würdevoll ab. Beim Captain hielt ich kurz inne, blickte auf meine Uhr und meinte, dabei feixend wie ein Faun: „Vor 19:00 Uhr werde ich kaum zurück sein können – machen Sie sich einen schönen Tag!“ Da lachten der Kapitän und seine Crew höflich mit…
© Gerhard@Goesebrecht 2019-05-23