von Vroni
Facebook kann einiges sehr gut, mir z.B. Veranstaltungen unter die Nase reiben, die mich nicht interessieren. Doch halt, das hier – hm ? Little Mammut Marsch Vienna steht da. 55 km , an einem Tag. Gehen.
Gehen hat ja viele Qualitäten. Es kann als Walken fordernd sein, als Spaziergang durch einen verschneiten Winterwald die Seele streicheln, es kann, wenn man alleine unterwegs ist, eine Reise zu sich selbst beinhalten, es kann dich einfach nur von A nach B oder auch an deine Grenzen bringen. Ich geh und laufe gern, aber nie so weit. Ein lieber Freund, Emil, Ultraläufer und Walker kommt bei 55 km gerade mal auf Betriebstemperatur. Er ist beim Little Mammut als Helfer dabei und absolut dafür, dass ich das ausprobiere. Krisztina habe ich auf einer Veranstaltung kennen gelernt, ich sehe sie in der Interessentenliste, schreib ihr einfach und wir melden uns an. Ohne viel drüber nachzudenken. Ab da haben wir schon ordentliches Bauchsausen. Das wichtigste: die Schuhfrage klären. Stirnlampe. Echt jetzt? Ja! Bis zum Einbruch der Dunkelheit wird sich das nicht ausgehen. Na bumsterl. Laufschuhe ungeeignet. Wanderschuhe auch eher nix. Blöd, will kein Geld mehr ausgeben. Bin auch keine Materialsportlerin. Und weil ich das immer so mache, auch vor Laufbewerben, richte ich mein Zeug erst am Morgen vor dem Start her. Ziehe die gedämpften Laufschuhe an, andere find ich nicht. Hey im Rucksack ist noch die dünne Regenjacke von meiner Schwester, hab vergessen sie zurückzugeben. Fein. Meine ist nämlich eh undicht und es wird den ganzen Tag regnen. Verpflegung einpacken und los geht’s. Wir starten an der Alten Donau. Highfive für jeden am Start. Sehr sympathische Veranstalter aus Berlin. Viele Deutsche dabei. Bin gerührt, weil die Strecke mein Wien von seiner schönsten Seite zeigt. Prater, Donauinsel, Donaukanal, beim Donaufritzi ist Halbzeit und dann gehts über den Nasenweg rein in den Wiener Wald und durch die Weingärten. Krisztina erzählt mir jedes Detail ihrer Traumreise nach Kenia. Die Zeit vergeht. Km 30. Insgesamt werden das 1400 Höhenmeter. Ab Sievering ist es dunkel und meine Füße schmerzen, die Muskel sind leer, der Kopf übernimmt. Weil auch Weinwandertag ist, gehen wir zum Haslinger auf einen Gspritzen. Hihi . Ich kann ziemlich hart zu mir sein. Am Himmel packen wir die Stirnlampen aus. Es ist wirklich total dunkel im Wald, wir verirren uns und müssen ein Stück zurück ( wir gehen ohne App ). Der Vorteil der Dunkelheit : Man vergisst die Schmerzen, muss voll fokusiert sein. Das Spiel zwischen Kopf und Körper wiederholt sich einige Male. Bis km 40. Bis Nussdorf. Bis zur Donau. Die Schmerzen in den Füßen sind leider unerträglich. Bei km 48 ist Schluss für mich. Krisztina rockt das Ding bis ins Ziel. Ich bin voll Bewunderung. Was es Schönes für alle Finisher gibt verrate ich hier aber nicht.
Ich bin angezündet. Nächstes Jahr werd ich 55 und da fällt der 55er ! Gestern sind übrigens die perfekten Schuhe dafür aus meinem Schuhkasterl gepurzelt.
© Vroni 2019-11-07