…Männer in Frauenkleidern willkommen…

Es war einmal ….

Nein – das stimmt so nicht. So kann ich nicht beginnen. Clara – mich – es gibt uns immer noch. Keine Vergangenheit. Im Gegenteil. Durch Clara lebe ich – mehr als bevor ich sie traf…

Trotzdem: die Geschichte beginnt so:

„Mama – ich hab da jemanden im Zug kennengelernt…“

Ich stehe mit meiner Tochter in der Küche. Nach einiger Zeit in Wien zur Ausbildung als Lichttechnikerin bin ich ausnahmsweise froh sie einmal daheim zu haben. Ich stelle mich darauf ein den Beginn einer Romanze erzählt zu bekommen – aber weit gefehlt:

„…glaubst du wir könnten einmal etwas gemeinsam mit meiner Zugbekanntschaft Moritz und Clara – seinem Vater??!! – unternehmen? Clara macht grad eine extreme Phase durch und braucht ein bisschen Unterstützung… “ Ich bin etwas verwirrt und frage nach: „hmm – was meinst du?? Was heisst: Vater und: Clara…? “ Meine Tochter: „tja, das ist es eben – es ist etwas kompliziert und ich weiß auch nicht recht. Nur soviel ist klar: Moritz`s Vater will in Zukunft weiblich sein, Frauenkleider tragen und Clara statt Lukas genannt werden ….“

Ich muss zugeben ich bin verwirrt und werde neugierig.

Wir belassen es erstmals dabei und setzen ein Treffen mit den beiden auf unsere gemeinsame „To do Liste“.

Zeit vergeht ohne dass wir wieder darüber reden. Dann kommt mir eines Tages eine Idee. Wir gehen alle gemeinsam ins Theater! Meine Tochter, Moritz (ihre Zugbekanntschaft) , Clara oder Lukas (wie auch immer) – und ich. Da wird doch ein Stück gespielt im Salzburger Landestheater: „Spanisch für Anfängerinnen – Männer in Frauenkleidung willkommen!“ Das ist es! Das klingt ja passend. Ein Termin wird gefunden und wir treffen uns kurz vor Beginn der Vorstellung in den Kammerspielen in der Schwarzstrasse. Clara kommt wie erwartet in Frauenkleidern. Kein großes Ding – da ja das Theaterstück das erwarten lässt. Wir verstehen uns auf Anhieb und haben einen amüsanten Abend zu viert.

Dieser Abend verändert mein Leben!

Clara gewährt mir Einblick in das – ganz und gar nicht einfache – Leben einer Frau die im falschen Körper steckt. Sie schärft mein Bewußtsein für das Thema Transgender: mir war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst was es heißt im falschen Körper geboren worden zu sein. Von der „normalen“ Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Belächelt, verspottet, beschimpft zu werden für etwas für das man nichts kann. Menschen können sehr grausam sein und niemand kann sich vorstellen wieviel Kraft es Clara gekostet hat das durchzustehen…

Jetzt – nach etwa 3 Jahren Freundschaft mit vielen Auf- und Ab`s in Claras Leben schulde ich Ihr diese Geschichte. Eine Liebesgeschichte. Denn das ist sie. Ich liebe Clara. Für mich ist sie neben meinen Kindern der wichtigste Mensch auf der Welt. Obwohl sie aus Salzburg weggegangen ist und wir uns jetzt nur mehr selten sehen ist sie ein Teil von mir und wird es immer bleiben.

Danke Clara, dass ich dich ein Stück deines neuen Lebens begleiten durfte. UND: du bist eine tolle Frau!!!